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Ramos & Pepe – Ist das noch Hass?

Ich war nie ein Typ, der das Wort Hass inflationär benutzt hat. Im Gegenteil: Manchmal hätte ich gern Hass empfunden. Hass auf meinen Mathelehrer. Hass auf die coolen Typen, die immer mit den schönsten Mädchen gingen. Hass auf Fabio Grosso. Sie alle konnte ich nie wirklich hassen. Bei Sergio Ramos und Pepe ist das anders.

Morgen, am 24. Mai, wird das Stadtderby zwischen Atlético Madrid und Real Madrid im Champions League Finale stattfinden. Meine Gesinnung bei diesem Spiel ist klar: Ich möchte, dass Atlético als Sieger vom Platz geht. Wieso? Ganz einfach – ich will nicht, dass Sergio Ramos und Pepe die Champions League gewinnen. Das hat nichts mit ihren unzweifelhaft vorhandenen fußballerischen Attributen zu tun, sondern viel mehr damit, dass ich sie hasse. Doch woher kommt eigentlich dieser Hass?

Laut Meyers Kleines Lexikon Psychologie ist das Gefühl des Hasses „oft mit dem Wunsch verbunden, den Gehassten zu vernichten.“ Ich soll mich also mit Pepe und Ramos anlegen – sie sogar „vernichten“, damit ich sie nicht mehr hassen muss? Nein, das geht nicht. Das würde ich trotz 69 Kilo Kampfgewicht nicht überleben.

Zwei Männer, 26 Platzverweise
Sind sie es nicht, die ihre Gegenspieler regelmäßig auf Übelstes beleidigen, sie treten, bespucken – sie psychisch und physisch auseinandernehmen? Sind sie es nicht, die zusammen in ihren bisherigen Karrieren 26 Platzverweise, bestehend aus neun roten und 17 gelb-roten Karten gesammelt haben? Sind diese zwei Rüpel dem Kollektiv ihrer Gegenspieler – oder gar dem schönen Fussball an sich – gegenüber vielleicht viel hasserfüllter als ich ihnen? Es scheint so. Nein, Pepe und Ramos lieben keinen schönen Fussball. Sie hassen ihn. Sie vernichten ihn.

Und genau hier beginnt meine Bewunderung, denn trotz meiner anhaltenden Antipathie für die Zwei kann ich ihnen gleichermaßen nur applaudieren. Ein Beispiel: Sergio Ramos hat im Rückspiel des CL-Halbfinals gegen Bayern München keinen Zweikampf verloren. Pepe gewann 91% seiner Duelle. Ganz nebenbei erzielte Ramos auch noch zwei Tore und sorgte dafür, dass Pep Guardiola seinen Stürmer Mario Mandzukic (ja, der Mandzukic, den wir hierzulande für einen der durchsetzungsfähigsten Stürmer halten) bereits zur Halbzeit auswechselte.

Wie auch immer das Finale morgen enden mag – Ramos und Pepe hätten den Titel in der Königklasse verdient. Ich würde zur Siegerehrung allerdings umschalten. Das wird den beiden Kriegern von Real Madrid herzlich egal sein. Denn was sagte André Gide einst? „Es ist besser, für das, was man ist, gehasst, als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden.“

Von Michael Runge

(Foto: Getty)