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Die wichtigste Frage überhaupt: Was tun nach der A-Jugend?

Abi durch, Fahrschule durch, Bambini bis A-Jugend durch. Ihr kennt das. Und dann? Es ist vielleicht die wichtigste Frage eines jeden Kickers in diesem Alter: Den nächsten Schritt wagen, höherklassig spielen und den Verein wechseln? Oder dem Heimatklub weiterhin die Treue halten und sämtlichen Avancen, sämtlichen Flirtversuchen der Trainer aus den jeweiligen Nachbarvereinen widerstehen? Leon Herzog aus dem FUMS-Perspektiv-Kader 2022 befindet sich aktuell in eben jenen Sondierungsgesprächen. Eine Bestandsaufnahme über die schwierige Entscheidungsfindung in Sachen Karriereplanung auf dem Dorf.


Es gibt Entscheidungen im Leben, die sind unglaublich schwer zu treffen. Döner oder Pizza zum Abendessen? Mittagsschlaf oder ’ne Runde FIFA? Topspiel der Bundesliga am Samstagabend oder doch lieber ab zum Vorglühen? Und wo spiele ich eigentlich, wenn ich plötzlich zu alt bin für die A-Jugend und ich auf einmal gegen Männer mit Haaren im Gesicht spielen soll?

Wenige Wochen nach der Winterpause der letzten A-Jugend-Saison sind sie da, diese quälenden Fragen. „Jung, wo kickste‘ eigentlich nächste Runde?“ Sie alle fragen: Die Eltern, der Opa, der Onkel, die Kumpels sowieso, Cousins achten Grades und an besonders verrückten Tagen sogar die Flamme aus dem Nachbardorf. Ernüchternde Erkenntnis: Die Antwort „Ich konzentriere mich nur auf den Fußball, was die Zukunft bringt, wird man sehen…“ funktioniert offensichtlich nur im Profifußball.

„Kannst du eigentlich inzwischen geradeaus laufen?“
Und irgendwann ist es dann soweit und die erste offizielle Anfrage per Facebook Messenger trudelt ein: Der ehemalige B-Jugend-Trainer fragt vorsichtig nach. „Hast du dir schon Gedanken gemacht, wo du nächste Saison spielen willst? Wenn du Bock hast, kannst du gerne zu mir nach Hinterdupfing/Buxtehude/in das letzte Kaff der Welt kommen. Kannst du eigentlich inzwischen geradeaus laufen?“

Zugegeben: Letzte Liga, bisschen Bolzen, bisschen Bier, nur das nötigste laufen… klingt eigentlich sehr verlockend, ist aber wohl nur der Jackpot, wenn man Ü30 ist. Bisschen so wie der ewige Zwiespalt samstags im Club. Gehe ich mit der Erstbesten heim oder pokere ich, warte auf ein Jahrhundertbrett und gehe dann aber möglicherweise wieder allein nach Hause? Schwierig.

Wer zahlt künftig die Fußballschuhe? Und was ist mit ’ner Torprämie?
Diesmal hat sich das Warten gelohnt, zwei Landesligisten – für einen Amateurfußballer also eigentlich schon Profi-Fußball – und ein weiterer Kreisligist haben angeklopft. Jetzt heißt es: Angebote prüfen. Es gibt einfach zu viele Faktoren, die beachtet werden müssen. Wielang ist der genaue Anfahrtsweg zum neuen Trainingsplatz? Wenn das Training erst um 19:30 Uhr beginnt – ist es möglich, nach dem Training noch die Dönerbude des Vertrauens innerhalb ihrer Öffnungszeiten zu erreichen?

Auch das Geld spielt natürlich eine Rolle. Gibt es eine Torprämie? Wer zahlt die jährlich neu benötigten neon-pinken Fußballschuhe mit den eigens eingravierten Initialen? Gibt es „Sprit“-Geld – und wer zahlt eigentlich das Benzin für die Fahrt? Ebenfalls wichtig: Wer sind überhaupt die Typen, mit denen man da künftig saufen soll?

Verhandlungsgespräche bei der Konkurrenz: Safety first
Um alle Faktoren genau abzuwägen, muss ein persönliches Treffen mit dem möglichen künftigen Trainer her. Also hin da, Landesliga-Nachbarverein, Treffpunkt Klubhaus. Die Anreise erfolgt natürlich mit dem eigenen Auto, getönte Scheiben und Personenschützer (Papa). Einlass in das gegnerische Vereinsheim? Durch den Hintereingang, bloß keine Aufmerksamkeit erregen oder die Gerüchteküche im Dorf zum Brodeln bringen.

Und so hört man sich schließlich an, welche Rolle man im neuen Team einnehmen und auf welcher Position man spielen solle, wie toll der Zusammenhalt in der Mannschaft sei, wie oft es Kabinenfeten gäbe und dass die Sache mit dem Spritgeld ja „gar kein Problem“ wäre. Schlussendlich fällt dann der ausschlaggebende Satz: „Nach jedem Sieg gibt es Freibier.“ Alles klar, überzeugt. Willkommen bei den echten Männern. Und während allmählich die Tinte trocknet und man sich schon beim ersten Waldlauf der kommenden Saisonvorbereitung schwitzen sieht, fragt man sich so langsam, warum man sich das alles eigentlich antut…


Von Leon Herzog
(hätte er einen Ur-Opa auf San Marino, wäre er schon längst Nationalspieler, Anm. d. Red.)

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