davidalabaabschied e1613493953331
Foto: Picture Alliance + FUMS-Montage
  • MEINUNG
  • Poppe
FUMS Magazin » MEINUNG » Alaba-Abgang: „Ich spüre nichts!“

Alaba-Abgang: „Ich spüre nichts!“

David Alaba geht, die Tränen der Bayern-Fans bleiben aus. Warum ist das so? Die Frage stellt sich auch unser Edel-Bazi Thomas Poppe. Ein Rückblick auf dreizehn Jahre beim FCB mit seltsamem Abgang.


Am 21. März 2010 wäre die Bayern-Karriere von David Alaba fast schon vorbei gewesen. Es war sein 2. Spiel in der Startelf, sein 3. in der Bundesliga überhaupt. Zweimal sah er nicht gut aus, Martin Fenin und Juvhel Tsoumou schossen Eintracht Frankfurt damals zum Sieg. Auch wenn andere Bayern-Spieler ebenfalls nicht gut aussahen, war Alaba der Buhmann – in den Spielen danach durfte Diego Contento wieder ran. Auch in der Folgesaison. Die Leihe nach Hoffenheim war ein Segen. 17 Spiele über 90 Minuten später kam er als gestandener Linksverteidiger nach München zurück, wo mittlerweile Heynckes statt Van Gaal am Ruder war.

Plötzlich war Alaba wer. Eben noch nicht an Contento vorbeigekommen, jetzt der heiße Scheiß auf dem LV-Markt. Das Finale Dahoam verpasste er wegen einer Gelbsperre, die heute gar nicht mehr möglich wäre. Spätestens im Triple-Jahr hatte er die Stempel „unersetzlich“ und „unverkäuflich“. Endlich mal wieder einer, den man nicht teuer gekauft, sondern aus der U19 nach oben gezogen hatte.

Zeitsprung: Fast elf Jahre nach seinem vermeidlichen Doppelbock im Waldstadion saß Alaba heute auf einer Pressekonferenz und verkündete seinen Abschied. Ein Abschied, der für niemand mehr überraschend kommt. Wohin? Keine Ahnung! Es ist mir irgendwie auch egal. Alles, am Abgang von David Alaba löst in mir keine Emotionen aus. Ich spüre nichts. Außer vielleicht eine seltsame Traurigkeit, dass ich nichts spüre. Weil es irgendwie schade ist, dass einer nach zwei Mal Triple und mehr als 400 Pflichtspielen geht.

Vielleicht waren es die endlosen Verhandlungen, vielleicht die schwindelerregenden Gehaltsvorstellungen, die trotz Pandemie im Raum schwirrten. Vielleicht die Verpflichtung von Upamecano. Vielleicht die seltsame Gelassenheit, mit der Alaba auf alle Geldgier-Anschuldigungen bis heute reagiert. Phrasen wie „Mir liegt der Verein am Herzen“ und „Geld war nicht der Grund“ – man kauft sie ihm irgendwie nicht mehr ab. Danke für alles. Schön, dass du da warst, du weißt ja, wo es raus geht.

David Alaba ist 28 Jahre alt. „Bestes Fußballeralter“ hat man früher mal gesagt. Ich gönne ihm einen Verein, mit dem er ein neues, erfolgreiches Kapitel schreibt. Ich gönne ihm noch die selbst deklarierten vier bis sieben Jahre auf höchstem Niveau. Ich gönne ihm sogar seine so sehr erwünschte Position im zentralen Mittelfeld. David Alaba war nie Schweini, war nie Müller, war nie Robben. MiaSanMia light. Immer gut bis Weltklasse auf dem Platz, meist ruhig und unauffällig daneben. Umso mehr verwunderten die seltsamen Forderungen nach Stammplatzgarantien im Mittelfeld oder Rekordgehältern seiner Berater um Pini Zahavi.

Uli Hoeneß erzählte mal von einem Anruf eines Informanten. Ribery und Alaba wurden mehrfach im Nachtleben von München gesichtet. Als Hoeneß den Österreicher konfrontierte, soll Alaba im Wiener Slang „Darüber muss ich nochdenken“ gesagt haben. Am Folgetag erneut angesprochen, sagte Alaba dann trocken: „Da muss der Ribery mit oahm ander Schworzen utnerwegs gwesen sein!“ Die ein oder andere Anekdote dieser Art hätte ihm sicher besser gestanden als die Leaks seiner Vertragsverhandlungen. Alaba geht. „Finanzielle Aspekte haben keine Rolle gespielt.“ 25 Titel nach diesem einen Spiel in Frankfurt. Ich fühle nichts. Schade!


Von Thomas Poppe
(will immer wieder dieses Fieber spüren, Anm. d. Red.)