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Ticket-Irrsinn in der Premier League

FUMS goes Premier League. Unser Mann auf der Insel? Dominik Sliskovic. Hier schreibt er über britische Fußball- und Fankultur. Mal Prem, mal Pub. Vor allem aber immer ganz nah dran am Gegner – oder am Glas.


Es gibt vieles, was einem das Fußballerlebnis in England vermiesen kann. Da wären die eng bestuhlten Stadien, deren Architekten das Wort Beinfreiheit scheinbar noch nie gehört haben – oder das strikte Alkoholverbot, das auf den Tribünen herrscht. Das größte Ärgernis liegt aber darin, überhaupt erst einmal an Tickets zu kommen.

Eintrittskarten für Fußballspiele sind ein lukratives Geschäft, nicht umsonst hat der DFB den längst berühmt-berüchtigten Fanclub (powered by einem großen Zuckerbrause-Hersteller) eingerichtet, dessen Mitglied man sein muss, um „Die Mannschaft™“ live im Stadion anfeuern zu dürfen. Auch bei Bundesliga-Klubs haben Mitglieder stets Vorkaufsrecht. Die Engländer setzen dem ganzen Treiben ums goldene Kalb, nämlich dem Fußballticket, allerdings die Krone auf.

Tickets für die Top-Teams der Premier League? Keine Chance!
Die Wahrscheinlichkeit, ein Heimspiel der Top-6 hautnah erleben zu können, ist in etwa so groß wie die, dass Schalke in der kommenden Saison die Meisterschaft einfährt. Nicht völlig ausgeschlossen, aber man macht sich dann doch auch keine Illusionen. Das Perfide an der Ticketvergabe ist, dass gleich zwei fette Barrieren hochgezogen werden, die doch stark an der Moral der Klub-Elite zweifeln lassen muss.

Beispiel Arsenal FC. Der Klub im Norden Londons hat mit dem Emirates eine zwar schmucke, aber von der Atmosphäre an eine Dorfbücherei im tiefsten Ostwestfalen erinnernde Heimstätte. Das liegt auch ganz sicher daran, dass der Ticketkauf an eine Mitgliedschaft zwangsgebunden ist. Und die Gunners bieten gleich ein gutes Dutzend verschiedener Mitgliedschaften an – je nachdem, wie gut das Portemonnaie des Zuschauers gefüllt ist.

Steht dann ein Topspiel an – wie etwa ein Derby gegen Tottenham oder Chelsea, haben zunächst einmal (und ausschließlich) Platinum- und Gold-Members das Kaufrecht. Erst, wenn die wohlhabende Upper Class der Stadionbesucher sich am Ticketbuffet bedient hat, darf der Pöbel der unteren Membership-Stufen die eventuell übrig gebliebenen Krümel für sich in Anspruch nehmen. Und das sind oftmals Plätze unterm Stadiondach. Für gut 80 Euro ein echter Schnapper…

Der Ticket-Irrsinn ist Teil der Entfremdung des Sports
Klar, das lässt sich schön mit dem Angebot-Nachfrage-Kapitalismus-Gedöns erklären. Na? War gut das Marx-Aufbaumodul im Erstsemester? Glückwunsch. Die Wahrheit ist doch – und das hat zuletzt auch Trainer und TV-Experte Slaven Bilic schön erklärt: Da findet eine Art Entfremdung des Sports vom Volke statt, also eben von jenen Menschen, die den Fußball erst zum Volkssport Nr. 1 gemacht haben.

Ja, 20 is plenty, wie die gleichnamige Kampagne für bezahlbare und leichter verfügbare Fußballtickets fordert. Doch selbst wenn man bei Klubs wie Leicester oder Huddersfield eben diese günstigeren Tickets erhalten kann, bedeutet das nicht, dass dann keine Ärgernisse auf einen lauern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die es dann beim nächsten Mal zu lesen gibt hier…


Von Dominik Sliskovic