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Uli Hoeneß offen wie nie: FC Bayern kein Altersheim

Bayern-Präsident Uli Hoeneß gilt als Mann der klaren Worte. So offen und ehrlich, wie er sich nun jedoch bei einer Veranstaltung – die sich „meet the president“ nannte – gab, war er noch nie. Wir haben die besten O-Töne via blick.ch für euch in der Zusammenfassung.


In gewohntem Klartext hat Uli Hoeneß im Rahmen einer kleinen Veranstaltung über die zurückliegenden Monate gesprochen. Über das Ende seiner Gefängniszeit erklärte er unter anderem:

Das grösste Kompliment gabs für mich am letzten Tag von der Direktorin des Gefängnisses, die als sehr hart gilt. Sie sagte zu mir: „Herr Hoeneß, sie sind der Erste, der rausgeht und zwei Fanklubs hat. Einen bei den Beamten, einen bei den Gefangenen.“

Aber da waren noch weitere bemerkenswerte O-Töne. So hatte Hoeneß vor seiner Rückkehr ins Fußballgeschäft offensichtlich Bedenken, dass er an Standing eingebüßt haben könnte. Zu seiner Überraschung war dies jedoch nicht so: „Ich dachte, es hängt mir ein Makel an, ich werde vielleicht geächtet. Doch das Gegenteil war der Fall. Wenn ich früher nach Bremen kam, haben die Leute 30 Minuten lang „Hoeneß, du Arschloch!“ geschrien. Das hat schon wehgetan. Jetzt war ich kürzlich wieder dort, da wollten 500 Leute ein Selfie mit mir machen. Da wusste ich, es war total richtig, das Urteil anzunehmen.“

Lieber Herr Mateschitz…

Auch über RB verlor der Bayern-Präsi einige Worte. Wie blick.ch berichtet, plauderte Hoeneß über den Red Bull-Eigner Dietrich Mateschitz und ließ verlauten: „Ich habe ihm gesagt: Lieber Herr Mateschitz, wenn sie jetzt auch noch ältere Spieler verpflichten, werden sie ein ganz ernstzunehmender Gegner für uns.“

Den Vorwurf, die Bayern hätten eine zu alte Mannschaft, wollte Hoeneß jedoch zu keinem Zeitpunkt auf sich sitzen lassen. Zitat:

Die Medien machen ein Theater, wie wenn wir ein Altersheim hätten. Jedes Mal, wenn der Ribéry nach 70 Minuten raus muss, ruft er mich am Abend an und sagt: „Jetzt habe ich genug, ich gehe!“

Der FCB habe ein Team, das „ein bisschen in die Jahre“ gekommen sei. Für Hoeneß gäbe es jedoch keine alten oder jungen Mannschaften, sondern nur gute und schlechte. Dazu zog er den Vergleich zu Juventus Turin, wo aktuell kein Spieler „unter 33“ sei. Dennoch hole das Team mit hoher Wahrscheinlichkeit den CL-Titel. Solange Ribery und Robben so spielen würden, wie sie es den Großteil der Saison getan haben, wäre das Alter der Spieler „völlig Wurst.“ Und auch über sein eigenes Alter verlor Hoeneß ein paar Worte:

Ich bin jetzt 65 geworden. Aber ich habe ja zwei Jahre Trainingslager gehabt, wo ich mich erholen konnte. Darum bin ich eigentlich erst 63 Jahre alt. Amerika erlaubt sich einen Präsidenten, der 70 ist.

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Chinesischer Markt, Merchandising & Spieler-Gehälter
Mit großen Visionen trumpfte Hoeneß zudem auf, als es um China ging. Irgendwann, so der FCB-Boss, werde ein chinesicher Spieler bei den Bayern spielen und dann werde die Nachfrage „irre“ sein. Hoeneß träumte von Anstoßzeiten um 14 Uhr, damit auch die Fans in Peking und Shangai das Spiel LIVE verfolgen können, sagte: „…dann drücken 300 Millionen Chinesen auf ihr iPhone und zahlen je einen Euro, dann können sie sich etwa vorstellen, wo es hingeht.“

Interessant auch sein Satz zu den aktuellen Merchandising-Einnahmen der Bayern:

Mit dem Trikot- und dem Fan-Artikel-Verkauf machen wir 110 Millionen Umsatz. Der Vergleich: 1979 hatten wir in unserer Poststelle ein paar Schals, ein paar Mützen und ein paar Postkarten.

Derzeit beträge der Fanartikel-Umsatz der Bayern 300.000 Euro – in sechs Stunden an einem normalen Bundesliga-Samstag. Eine Wahnsinnszahl. Und von diesen Wahnsinnszahlen hatte er noch mehr parat, als es um Spielergehälter ging.  Die bezeichnete er zunächst als „teilweise alarmierend“, stellte aber auch das nächste Rekordjahr seines Klubs in Aussicht. Zitat: „Aber wenn das so weitergeht, werden andere Vereine, die nicht so strukturiert sind wie wir, Verluste machen. Du kannst natürlich sagen, bei uns darf niemand mehr als 5 Millionen verdienen, aber damit kannst du heute keine Champions League gewinnen, 5 Millionen verdient der Messi in einem Monat.“

Ohne Bayern und Dortmund wäre die Bundesliga tot

Dann neues Gesprächsthema: Die große Europa-Liga der Spitzenklubs. Hoeneß deutete an, dass vor allem die Spanier und einige englische Klubs großes Interesse daran hätten. Die Bayern aber, so Hoeneß, würden da nicht mitspielen. Zumindest die nächsten 20, 30 Jahre nicht. Allein schon deshalb, weil die Bundesliga ohne die Bayern, ohne Dortmund quasi tot wäre.

Ein letztes schönes Zitat noch – als er auf die aktuelle Saison zu sprechen kam, in der die Bayern nur einen Titel geholt und damit ihren Erwartungen zurückgeblieben sind, sagte er:

Ich habe gesagt: Ein Titel ist auf Dauer zu wenig. Grundsätzlich ist der Deutsche Meistertitel ein fantastischer Titel. Als ich noch gespielt habe und wir Deutscher Meister wurden, haben wir fünf Tage gefeiert, drei Tage waren wir besoffen. Heute wird der Titel zum Normalfall, jetzt haben wir den fünften in Folge. Und jeder tut so, als wenn das so selbstverständlich wäre.

Interessante Sätze vom mächtigen Bayern-Boss, der sich sichtbar immer mehr dorthin zurückkämpft, wo er vor seiner Haftstrafe war. Mit Klartext zurück in die Herzen seiner Fans, mit Selbstbewusstsein zurück an die Spitze seines Klubs.


(csa/Fotos: PA)