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West Bromwich und der Abstiegskampf

FUMS goes Premier League. Unser Mann auf der Insel? Dominik Sliskovic. Hier schreibt er über britische Fußball- und Fankultur. Mal Prem, mal Pub. Vor allem aber immer ganz nah dran am Gegner – oder am Glas.


Ganz England, nein – ganz Europa fiebert dem Zusammentreffen von Jürgen Klopps Liverpool und Pep Guardiolas ungeschlagenen Supersupersuper-Team Man City entgegen. Wird sicher ein super, super, super Spiel, aber selbst eine mögliche Niederlage wird den Skyblues aus Manchester kaum Steine auf dem Weg zur Meisterschaft legen. Die ist quasi sicher wie der jährliche Stürmerwechsel von Nürnberg nach Gelsenkirchen in der Winterpause.

Lieber mal einen Blick auf die hinteren Ränge in der Premier League werfen: Da krebst West Bromwich derzeit als Vorletzter durchs Tabellental – und das obwohl ihre Heimstätte The Hawthorns doch das am höchsten gelegene Stadion im englischen Profifußball ist. Ist hier schon wieder Fun Fact Friday, oder was?

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Ich habe mich Samstag auf den Weg in genau dieses Stadion begeben – Heimspiel West Bromwich vs. Brighton & Hove Albion. Der Weg zum The Hawthorns gleicht jedoch einem Trauermarsch. Als ich in Birmingham in die Tram Richtung West Brom steige, höre ich vor allem eines: Nichts. Stille. Schweigen. Man stelle sich dieses Szenario in Deutschland vor: Straßenbahn, eine Stunde vor Anpfiff.

Da wirst du beim Einsteigen schon mit Pils getauft und hast spätestens an der zweiten Haltestelle drei neue Strophen des Modeste-Songs gelernt.

In England tut sich lange Zeit jedoch nichts dergleichen. Beinahe gleichgültig ziehen die Massen in Richtung The Hawthorns, nur um in muntere Geschwätzigkeit zu verfallen – aber erst, sobald das Stadion in Sichtweite ist versteht sich. Da reichen vier Fish&Chips-Buden rund ums Stadion völlig als Vorprogramm aus, Sponsorengebalze, wie auf den Vorplätzen deutscher Arenen, findet man hier nicht.

Dennoch muss ich mich kurze Zeit später kneifen. Bin ich etwa doch in Deutschland? Mönchengladbach, bist du’s? Warum zur Hölle ballert da gerade Scooter mit allzu vertrautem Kirmes-Techno aus den Boxen? Ein kontrollierter Blick in die Menge: Vor mir verspeist jemand eine Portion Chicken & Ham Pie mit Mashed Potatoes. Yummie! Thank god, ich bin wahrlich in England.

Grandiose Stimmung – aber erst im Stadion
Klatschpappen gelten in Deutschland als der Untergang der Fankultur, hier in West Bromwich sieht man die Sache etwas pragmatischer. Die Dinger machen halt einfach einen infernalischen Krach, gepaart mit den urbritischen Chants, die über die kompletten 90 Minuten angestimmt werden, ergibt das unter dem Strich eine grandiose Stimmung, die dreimal explodiert: Als Jonny Evans in der bereits 4. Minute das 1:0 köpft, als Craig Dawson in der 55. Minute ebenfalls per Kopf auf 2:0 erhöht und vor allem, als Schiri Martin Atkinson nach den in England längst obligatorischen fünf Minuten Nachspielzeit abpfeift und West Broms erster Sieg nach zuvor 20 (!) sieglosen Ligaspielen feststeht.

Dass sich das Stadion im Handumdrehen leert, dürfte eigentlich nicht verwundern. So ein rar gewordener Heimsieg ist ein Grund zum Feiern, also ab in den Pub! Ich ziehe dann mal direkt mit….


Von Dominik Sliskovic