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„Das ist eine psychologische Aufgabe“: Der tiefe Fall des 1. FC Kaiserslautern

Vom Glanz vergangener Tage zeugen in Kaiserslautern momentan nur noch gerahmte Erinnerungsfotos und das alt-ehrwürdige Fritz-Walter-Stadion. Der momentane Alltag der roten Teufel spielt jedoch in der dritten Liga. Zu wenig für den traditionsreichen Club aus Rheinland-Pfalz, der 1998 noch Deutscher Meister wurde. Jan-Eric und Ole, vom FUMS Zweit- und Drittligapodcast „IRRENHAUS UNTERHAUS“ haben mit Gerrit Schnabel, einem langjährigen FCK-Fan und Autor des Fanportals „Der Betze brennt“, über die Probleme seines Vereins gesprochen.


Der Abstieg

2011 beendeten die Roten Teufel ihre letzte erfolgreiche Bundesligasaison auf Platz sieben. Im Jahr darauf kam der Abstieg in Liga zwei – der Auftakt eines langsamen Untergangs. „Die Saison 2014/15, als der FCK den Bundesligaaufstieg zum dritten Mal in Folge nicht geschafft hat, war ein Knackpunkt. Danach wurde das Geld weniger und man konnte für den gleichbleibenden Anspruch, aus dieser zweiten Liga rauszukommen, nicht mehr die Kader zusammen stellen, die man gerne gehabt hätte“, erklärt Gerrit im Podcast.

Im Sommer 2018 stieg Kaiserslautern schließlich das erste Mal in die Drittklassigkeit ab. Dank jahrelanger Misswirtschaft und einem Stadion, für das jede Saison ein beträchtlicher Betrag an Miete fällig wird, musste der Klub im Herbst des vergangenen Jahres sogar in eine geplante Insolvenz gehen. Die finanziellen Probleme haben sich durch die Hilfe einer regionalen Investorengruppe jedoch vorerst erledigt. Um finanziell langfristig zu gesunden, ist der FCK jedoch auf sportlichen Erfolg angewiesen. „Natürlich ist es so, dass sich in der dritten Liga niemand erholen kann. Niemand kann sich hier finanziell stabilisieren. Und wenn sich nicht schleunigst sportlicher Erfolg einstellt, dann steht der FCK in zwei Jahren vor der nächsten Insolvenz“, erklärt Gerrit.

Langfristige Lösungen?

Sportlichen Erfolg sucht man in Kaiserslautern momentan allerdings vergebens. Das Team steht auf Platz 16 der Drittligatabelle und stellte heute bereits den dritten Trainer der laufenden Saison vor. Theoretisch droht dem Team aktuell also sogar der Fall auf die Abstiegsränge. Auch wenn Gerrit an einen Verbleib in Liga drei glaubt, hat der FCK immerhin dieses Mal für eine Klasse tiefer vorgesorgt „Das Horror-Szenario, wenn es runter gehen sollte, was ja bei vielen immer assoziiert wird mit dem Ende – ist nicht so. Für die Regionalliga gibt es, was die Lizenz angeht, keine Gefahren.“

Mit Marco Antwerpen übernimmt nun ein harter Hund den Trainerposten der Pfälzer. Bei seinen vorherigen Stationen in Münster, Braunschweig und Würzburg wurde ihm mangelnde Kommunikationsfähigkeit und Dickköpfigkeit vorgeworfen – erfolgreichen Fußball, ließ er jedoch meist dennoch spielen. „Aus Fan-Sicht war Marco Antwerpen nicht die erste Wahl für das Traineramt beim FCK. Viele hätten sich Torsten Lieberknecht gewünscht – ein Mann mit lokalem Bezug. Antwerpen könnte mit seiner energischer Gangart jedoch trotzdem gut zum FCK passen. In wie weit das Verhältnis dann aber von Langfristigkeit gekrönt ist, hängt natürlich von der sportlichen Lage ab, die momentan leider sehr prekär ist. Er muss aus der Mannschaft wieder ein Team formen. Das ist eine psychologische Aufgabe“, beurteilt Gerrit die Verpflichtung.

Zweckoptimismus als Ausweg

Die Vorsicht die viele Fans mittlerweile haben, wenn es um neues Personal geht, liege laut Gerrit daran, dass den FCK-Anhängern in den letzten Jahren viele Versprechungen von Offiziellen gemacht wurden, die anschließend nicht eingehalten wurden und den Verein oftmals in eine noch schlechtere Lage brachten. „Auf Grund vieler leerer Phrasen von Entscheidern und verflossenen Trainern in der Vergangenheit, braucht man als FCK-Fan mittlerweile eine gute Portion Sarkasmus, um die Geschehnisse um den Verein zu akzeptieren. Dazu gesellt sich dann aber auch immer wieder Zweckoptimismus, der auf die Zukunft hoffen lässt.“

Hoffen heißt es auch jetzt wieder. Hoffen darauf, dass der FCK die Klasse hält, hoffen darauf, dass die nächsten Jahre wieder ein wenig des Glanzes zurückbringen, der den Betze einst zum Brennen brachte.

Die komplette Kaiserslautern-Folge hörst du hier:

Zieh dir das mal rein