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VfL Wolfsburg gewinnt den DFB-Pokal der Frauen

In einem packenden Endspiel hat sich der VfL Wolfsburg gegen Eintracht Frankfurt zum siebten Mal in Folge den DFB-Pokal der Frauen gesichert.


Nach 90 Minuten stand es in einer umkämpften Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg noch 0:0. In der Verlängerung flog VfL-Keeperin Almuth Schult dann aufgrund einer Notbremse vom Platz, doch die Frankfurterinnen konnten aus der anschließenden Überzahl nichts zählbares auf die Anzeigetafel bringen. Im Gegensatz zu den Wölfinnen: Nach einem schönen Konter erzielte Ewa Pajor in der 118. Minute den 0:1-Siegtreffer.

Adi-os Hütter. Ein Verarbeitungsversuch.

Es war beinahe ’ne märchenhafte Saison als Fan der Eintracht aus Frankfurt. Eine, in der kein Traum zu groß schien und man die Champions-League-Hymne schon durchs Waldstadion schallen hörte. Okay, da war diese Pandemie und das leere Stadion. Das haben wir irgendwie alle gemeinsam geschafft. Aber dass Adi Hütter die Sache mit dem Frosch und dem Märchenprinz rückwärts angeht… Puh. Ein Verarbeitungsversuch von Solveig Haas.


Die Geschichte von Adi Hütter und Eintracht Frankfurt wäre fast ein Märchen geworden. Der Mann, der kam, als Pokalsieger-Trainer Niko Kovač ging, der übernahm, als man dachte, es könne niemals besser werden. Der dann trotz der Abgänge von Mannschaftssäulen wie Rebić, Haller und zuletzt Pokalheld Gaćinović einen Fußball auf den Platz zauberte, bei dem selbst der pessimistischste Eintracht-Fan beinahe zu träumen wagte. Der dafür sorgte, dass zwischen den Frankfurter Hochhäusern wieder Worte wie „Europa“ und „Champions-League“ herumschwirrten und plötzlich alles möglich schien.

Hütter, der eigentlich nie so richtig zur Eintracht passte, sich Anerkennung und ja, vielleicht bei einigen sogar Liebe der Eintracht-Fans durch Leistung und Zauberfußball erkämpfte – es hätte so schön sein können, er hätte als Held gehen können. Als der Mann, der das SGE-Grätschenmonster in Stefan Ilsanker geweckt, den unersetzbaren David Abraham erfolgreich durch einen 21-jährigen Brasilianer ersetzt und die Eintracht in die Champions League befördert hat. Jetzt ist es Geschichte von Adi Hütter, der nicht verstanden hat, bei was für einem Verein er da an der Seitenlinie steht. Was er haben kann, von dieser Mannschaft und von diesen Fans und was auf gar keinen Fall. Der, wie der Rabe aus der Fabel, den leckeren Käse schon im Schnabel hatte und ihn fallen lies, weil er laut „An mir lag es nicht!“ rufen musste.

Und bevor wir uns falsch verstehen: Der leckere Käse ist nicht die Champions-League-Quali. Die wäre das Sahnehäubchen auf der Nachtisch-Torte gewesen. Aber Adi Hütter hatte da eine Mannschaft, die gefühlt unschlagbar war. Die Eintracht schwamm in großen Teilen der Saison auf einer Welle aus purem, berechtigtem Selbstbewusstsein und Mannschaftsgeist. Ein Team, in dem jeder genau wusste, was er kann und wo er stehen muss. Nur manchmal wackelte sie ein bisschen, etwa wenn der Trainer an diesem Wissen rüttelte, Spieler zum Beispiel auf Positionen aufstellte, an denen sie sich nicht sicher fühlen. Aber als sie einmal eingespielt war, diese Mannschaft, war sie nicht zu halten. Keiner hat zu Beginn der Saison (oder in der Mitte der Saison) mit einem Champions-League-Platz gerechnet, schon gar nicht die Fans. Aber als diese einmalige Chance plötzlich zum Greifen nah war, das war schon ein schönes Gefühl.

Hütter hat sich niemals als etwas verkauft, was er nicht ist. Er kommt als Trainer mit einem ambitionierten Karriereplan, er geht dann, wenn er eine Sprosse auf der Leiter mehr erklimmen kann. Er hat nie behauptet, ein Terzic zu sein, oder ein Kohfeldt, niemals sein schwarz-weiß-rotes Herz beschworen. Das ist erst mal nicht weiter verwerflich. Auch dafür, dass sein Wechsel vor Saisonende bekannt wurde, konnte er vermutlich nichts. Ihm das anzukreiden, wäre nicht fair.

Wie er aber in seinen letzten Wochen bei der Eintracht bewies, dass er das Herz der SGE nicht nur nicht in sich trägt, sondern auch kein bisschen verstanden hat, das ist enttäuschend. Dabei ist es eigentlich ganz leicht, denn es geht um Eintracht und das steht schließlich sogar drauf. Hier ziehen alle an einem Strang, Mannschaft und Fans. Es ist nicht egal, wer auf dem Platz steht und es ist schon gar nicht egal, wer (und ob jemand) auf den Rängen steht. Es geht nur in einträchtiger Gemeinschaft.

Keiner hat von Hütter erwartet, den Verein zu lieben wie ein Fan. Das muss ein Trainer nicht, es ist manchmal sogar kontraproduktiv. Aber die Liebe und Hingabe der Fans zu respektieren und zu schätzen, das kann man schon verlangen. Einen einfachen Satz hätte es gebraucht, um diese selbst ernannte heilige Gemeinschaft für die letzten Spiele um sich und die Mannschaft zu scharen. Einen Satz, um die Enttäuschung zu teilen und versöhnlich abzuschließen: „Es tut mir leid.“ Adi Hütter entschied sich für „An mir lag es nicht.“ Schade.