arminiabielefeld 1
  • MEINUNG
  • Diverse
FUMS Magazin » MEINUNG » Diverse » Die Sache mit der Hoffnung bei Arminia Bielefeld

Die Sache mit der Hoffnung bei Arminia Bielefeld

Das berühmte Licht am Ende des Tunnels ist manchmal nicht so leicht zu finden. Unsere Hoffnungsbeauftragte Eva-Lotta Bohle versucht, dem Licht bei Arminia Bielefeld ein wenig auf die Schliche zu kommen.


Abstiegskampf ist scheiße. Egal in welcher Liga. War es schon immer, wird es immer sein. Als Bielefeld-Fan ist man ja nach einigen Ereignissen der älteren und jüngeren Vergangenheit – ich werde das böse D-Wort nicht aussprechen – Leid erprobt. Zu Beginn dieser Bundesligasaison dachte ich, naiv wie ich war, dass mich das nicht so treffen würde, sollte Arminia Bielefeld das berühmte Simpson-GIF nachstellen. Ihr wisst schon, das, wo der Großvater Abe Simpson in das Bordell geht, seinen Enkel Bart sieht, und direkt wieder umdreht. So erging es schließlich in den letzten Jahren so einigen Aufsteigern in der Bundesliga.

Ich habe mir eingeredet, mich auch ein wenig selbst belogen, dass das hier sowieso keine vernünftige Saison ist, dass das alles einfach irgendwie nicht zählt und dass, Vorsicht Klischee, dabei sein ja alles ist. Ich weiß, so funktioniert das nicht. Aber Fußballfan zu sein bedeutet manchmal auch, bedenklich weit weg von jeglicher Rationalität zu sein.
Trotzdem war im Hinterkopf die Hoffnung da, dass man es trotz allem irgendwie schafft: Dass man dann einfach Aufstieg und Klassenerhalt zusammen feiert – wenn die Pandemie es erlaubt. Haha. Good one.

FCKVAR

Und so zieht sich diese Saison hin wie eine Staffel einer neuen Serie: Der Beginn fetzt richtig, zwischendurch will man einfach nur die unliebsamen Episoden überspringen, und zum Staffelfinale – da wird’s nochmal richtig spannend. Und eigentlich hat man schon seit der ersten Folge so eine Ahnung wie es ausgehen könnte, hofft aber die ganze Zeit, dass es vielleicht doch noch anders kommt als gedacht. Da ist sie wieder – diese Hoffnung.

Zurück zum Fußball: Mit jedem Punkt der Konkurrenz wird sie schwächer, diese Hoffnung, mit jedem noch so kleinen Erfolgserlebnis, mit jedem Sieg, mit jedem Tor ist sie auf einem neuen, kleinen Hoch. Ich beobachte mich momentan immer mehr dabei, wie ich – mal lauter, mal leiser – andere Vereine beschimpfe, die gewinnen, wenn mein eigener Verein verliert. Und das alles wird dadurch intensiviert, dass man Woche für Woche vor diesem verdammten Fernseher oder dem Radio sitzt, und nicht im Stadion dabei sein kann. Wo dann für 90 Minuten alles andere egal ist. Aber naja, meine Abneigung gegen Geisterspiele – das ist ein anderes Thema.

Immer wieder ertappe ich mich bei der Erstellung zweier Szenarien. Szenario 1: Arminia Bielefeld macht am letzten Spieltag gegen Stuttgart den Klassenerhalt klar, denn lasst uns hier kurz festhalten: Ganz oder gar nicht. Nochmal Relegation hält mein junges Herz nicht aus, vor allem nicht vorm Fernseher. Dann freu ich mich, denk mir aber gleichzeitig: Jetzt in Stuttgart mit irgendwelchen Menschen durch die Straßen ziehen, Bierchen trinken, feiern. Das macht mich dann wieder traurig, obwohl natürlich die stumpfen Fakten bleiben: Klassenerhalt, noch ein Jahr Bundesliga, etwas mehr finanzielle Stabilität, vielleicht endlich mal wieder volle Stadien

Kommen wir zu Szenario 2: Arminia Bielefeld steigt ab. 2. Liga – here we go again. Und sind wir mal ehrlich: Ein bisschen mehr Spaß macht das schon, wenn nicht jedes Spiel schon fast 0:3 gegen deinen Verein ausgeht, weil die Schere zwischen Ober- und Unterhaus einfach so groß ist. Aber es fühlt sich dann auch ein wenig so an, als wären die letzten 12 Monate fußballtechnisch einfach nicht geschehen. Was natürlich kompletter Quatsch ist, aber wir hatten ja schon festgehalten, dass Fan sein nicht immer unbedingt immer rational sein muss.

Was ist denn dann die Hoffnung, das Licht am Ende des Tunnels?
Für mich ist das momentan, und vielleicht belüge ich mich da wieder selbst, die Hoffnung auf die Rückkehr ins Stadion, ins Wohnzimmer – egal in welcher Liga. So kitschig das jetzt auch klingen mag, aber mir ist auch ein wenig egal in welcher Liga. Für mich ist Fußball ohne Fans nicht das Gleiche. Und auch wenn das wirtschaftlich gesehen nicht besonders schlau ist: Ich spiele lieber nochmal fünf Jahre in Liga 2 mit Fans, als nochmal einmal so eine verdammt trostlose Bundesligasaison vorm Fernseher zu verbringen.


Von Eva-Lotta Bohle
(FUMS-Hoffnungsträgerin, Anm. d. Red.)