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Einfach nur in den Arm nehmen

Packender Pokalabend! Reus, Martinez, Hummels, Auba, Dembélé, #FRITZLOVE – dieses Spiel hatte alles. Und allein wegen Thurn und Taxis waren wir schon sentimental drauf. Was sich aber nach Schlusspfiff in der ARD ereignete, rührte unser kleines, zartpochendes Herz dann endgültig. Philipp Lahm stellte sich Opdi und Mehmet und wir waren irgendwo zwischen „Unverdientes Ende einer großen Karriere“, „Wer hat Fipsi zu früh aus dem Bällebad geholt?“ und „Kann den mal einfach einer kurz in den Arm nehmen?“


Wenn man sich auf eins im Profifußball heutzutage noch verlassen kann, dann ist es Philipp Lahm, der sich nach jedem Spiel brav vor die TV-Kameras stellt und auch mal unangenehme Fragen beantwortet. So auch diesmal. Nur mit dem Unterschied, dass es diesmal sehr unangenehm gewesen sein dürfte. Nach einer bitteren Niederlage den eigenen, folgenschweren Patzer, der zum Gegentor führte, nochmal in Super-Zeitlupe angucken? Kein Problem für die ARD-Crew. Und bitte.

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War schon sehr fies, gehört aber eben irgendwie auch zum Business. Lahm wirkte sichtlich enttäuscht, wütend, traurig. Niedergeschlagen. Allzu verständlich. Vor allem aber wirkte es so, als wäre er zum Zeitpunkt des Interviews in einer Parallelwelt. Matthias und Mehmet? Who cares. „Welchen Tweet meine Agentur wohl für heute Abend eingeplant hat?“ Nur ein möglicher Gedanke unseres Weltmeisters. Einer der besten deutschen Spieler aller Zeiten.

Einer, den man selten derart desillusioniert gesehen hat. Als wir früher in der KiTa um 13 Uhr nach Hause wollten und uns die Erzieherinnen und Sonderpädagogen angestrengt erklärten, dass Mama erst um 17 Uhr kommt, haben wir ähnlich dreingeschaut. Enttäuschung pur.

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Einzig Mehmet Scholl wusste, wie er Fipsi hinten raus noch einmal ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern konnte. Fipsi ist immer so süß, wenn er lacht mit seinen Grübchen….wir schweifen ab, sorry. Also – Mehmet brachte jenes Lob, welches er in den vergangenen 2 Jahren schon 20 Mal gebracht hatte, allerdings noch nie vor Lahm persönlich: „Du hast 75% deiner Spiele überragend gespielt.“ Und während sich Lahm schon artig bedanken wollte, wartete Scholl gekonnt eine halbe Gedenk-Sekunde ab und schob dann fuchsig hinterher: „Und die restlichen 25% weltklasse.“ Gähn. Aber doch irgendwie auch nett.

Jedenfalls konnte da selbst Lahm, der das mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls schon zig Male gehört hatte, nicht mehr an sich halten und seine leere, traurige Miene verwandelte sich für wenige Momente in strahlende Freude. Eine gelungenere Verwandlung LIVE im TV hatte zuvor nur Tine Wittler beim Einsatz in vier Wänden hinbekommen. So schön einfach:

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Was folgte, war ein Handshake mit Opdi, eine Umarmung für Mehmet und dann: Abgang. Ein Abgang, der uns ratlos zurücklässt. Wie kann man diesem kleinen Racker nur helfen? Ihn wieder aufbauen? Es bleiben berechtigte Zweifel, ob die Meisterschale, die er in vier Wochen gen Himmel strecken wird, die Enttäuschung über die zwei bitteren Pokalniederlagen im April so schnell verfliegen lassen kann.

Der April 2017 war einfach kein guter Monat für die Bayern. Das Karriereende von Philipp Lahm ist einfach kein gutes Karriereende für Philipp Lahm. Aber das ist es wohl für keinen von uns.


Text: csa | Fotos: Screenshot ARD