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Früher war Hand nicht gleich Hand

Wisst ihr noch…? Früher war Hand nicht gleich Hand. Da konnten Maradonas göttlich gelenkte Griffel den Ball über Freund und Feind hinweg ins Tor buchsieren und Oli Kahn faustete den Ball im gegnerischen Strafraum ins Tor. Auf dem Hinterhof war man sich einig: wer Hand spielt, musste ins Garagentor. Auf dem Bolzplatz gabs Arschschießen. Das waren klarer umrissene Regeln als das, was der momentane Regelkanon einem an die Hand gibt. Unsere Redaktionskanone Jan Budde hat sich zum Saisonende finale Gedanken gemacht.


12 Kriterien anstelle der bisherigen drei sollen den Schiedsrichtern bei der Entscheidungsfindung helfen. Anschaulich gemacht durch die Uhr-Metapher, in der die Arme als Zeiger fungieren. Wenn der Arm ab 3 oder 9 Uhr mit Tendenz zur Mittagspause wandert, dann besteht dringender Verdacht auf aktives Handspiel. Natürlich – denn der Aszendent nach Uranus ist in den Iden des Märzes ein Maiglöckchen, wenn der Spieltag kühl ist. Demzufolge kann eine Hamburger Rippe in Dresden Hand sein. Alles klar?

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Zwischen Tagesschau und Feierabend herrscht übrigens der Ermessensspielraum, und der VAR auf Grundlage einer natürlichen Bewegung. Wir wissen alle wie das ausgeht. Manch ein mit Weisheit Beschenkter fordert, dass jede Berührung des Balles mit der Hand per Elfmeter geahndet werden sollte. Sicher, denn ein Ballpoet, der dir das Ding aus 30m in den Knick zimmert, findet aus 3m Entfernung nicht die Armbeuge des Gegners. In Zukunft sehen wir dann bei Schüssen aus der zweiten Reihe Abwehrspieler panisch aus der Schussbahn hechten, anstatt sich todesmutig a la John Terry aka. „face first“ in den Ball zu werfen. Dann können wir auch direkt zum Elfmeterschießen übergehen, oder nicht? Alles so zu pfeifen, ist also keine gute Idee.

Fun Fact: Eine Hand kann nicht „zum Ball gehen“

Anders als das International Football Association Board (IFAB) fragt der gemeine Fan gerne nach der Absicht. Ganz klar, „die Hand muss zum Ball gehen!“ Punkt 1: Diese Formulierung ist Grütze, denn: Eine Hand kann nicht zum Ball gehen, außer der Spieler agiert während des Flachpassspiels im Handstand. Punkt 2: In den wenigsten Fällen ist ein Arm kontrolliert aktiv auf dem Weg zum Ball. Und ab da wird es dann endgültig Wahrsagerei oder Lippenlesen beim Lodda.

Aber, egal ob ein Handspiel jetzt absichtlich oder unabsichtlich ist, bei einem Schuss oder Pass der angreifenden Mannschaft bedeutet ein Handspiel immer einen Vorteil für das verteidigende Team. Beispiel Julian Weigl im Revierderby – ein unabsichtliches Handspiel, aus kurzer Distanz, aber der Ball wäre auf’s Tor gegangen. Deswegen fände ich es durchaus in Ordnung, wenn eine Ballberührung mit der Hand generell geahndet würde. Damit wir jetzt aber nicht anfangen uns gegenseitig das Winkefleisch wegzuballern, hätte ich einen Vorschlag: Wie wäre es damit, ein Handspiel, dass kein Tor verhindern will oder eindeutig absichtlich ist, auch im 16er generell mit einem indirekten Freistoß zu ahnden? So gäbe es immer noch die Möglichkeit eine Torchance zu verteidigen, ohne für eine Lappalie Übergebühr bestraft zu werden. Oder eben eine Ausgangslage zu schaffen, die der angreifenden Mannschaft erlaubt, sich eine Torchance neu zu erspielen, ohne sich über einen nichtgegebenen Elfmeter und damit eine wahrscheinlich spielentscheidende Situation ärgern zu müssen. Das wäre auch für den Schiedsrichter angenehmer zu pfeifen. Darauf ein ungefährdetes High-Pfeif!

Wobei ich persönlich ja beim Arschschießen das größere Unterhaltungspotential vermute.


Von Jan Budde
(verträgt auch mal wieder eine gepflegte Runde Arschschießen, Anm. d. Red.)