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Dahlmann: „Ich bin fast wie einer vom Ordnungsamt“

Wie guckst du am liebsten ein Fußballspiel?
Kokst? Was?

Ne ne, nicht kokst – wie GUCKST du…
Also gekokst habe ich noch nie.

Ok, das wäre jetzt die nächste Frage gewesen…
(lacht) Genau. Ich habe noch nie in meinem Leben Drogen genommen, noch nie. Nicht mal so eine Hasch-Zigarette…

Wir formulieren das mal anders: Wie schaust du Fußball?
Mit Freunden. Wir treffen uns häufig in Portals Nous und gucken dann mit mehreren Leuten. An allen drei Tagen unter Woche, vor allem Champions League, das ist toll. Da sind dann auch mehr Emotionen da, wenn ich in Gesellschaft bin. Sitze ich alleine vor dem Fernseher, bin ich alleine emotional. Aber da gehen die ganzen Leute mit, da kommen Sprüche, man lacht gemeinsam drüber – und das schätze ich. Ich setze mich auch gern mal in eine Sportsbar rein. Für mich ist Fußball Unterhaltung.

Okay, das ist interessant. Da bist du also nicht der akribische Typ, der sehen muss, wer welchen Laufweg hat oder so…
Genau. Da muss auch dann mal gut sein. Also wenn da von Dreierkette auf Viererkette umgestellt wird, was ja meistens schon fließend passiert, also das muss man aus meiner Sicht alles nicht zu sehr überhöhen.

Was hat dich zuletzt so richtig geärgert?
Generell hat mich damals sehr das Louis van Gaal-Interview geärgert, dass ich für Sat.1 geführt hatte. Am gleichen Abend bekam ich von meinem Chef ein Lob, dass ich klasse dagegengehalten hätte. Und am nächsten Tag hat sich dann Bayern beschwert, dass ich zu frech gefragt habe. Etwas später hat man die Sache wohl anders bewertet. Und dann wurde ich von Sat.1 für Bayern-Spiele gesperrt. Das hat mich sehr geärgert. Da muss man als Sender mehr Rückgrat zeigen.

Ganz toll war dann von Uli Hoeneß, dass der mich danach angerufen hat. Ich war gerade in der S-Bahn, da klingelt das Telefon: „Hier Hoeneß.“ Ich dachte zuerst, das wäre ein Stimmenimitator. Komm Matze Knop, lass den Scheiß.

Hoeneß sagte mir dann, dass das nicht Bayern-like sei. Dass er das nicht gut fände. Er war ja selbst nicht der große van Gaal-Freund.

Wo wir gerade bei Vereinen sind, man sagt dir eine gewisse Schalke-Sympathie nach…
Ich habe ja nun auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Mit 7 Jahren war ich das erste Mal im Stadion, mein Vater war ein Jahr zuvor verstorben und da hat der Nachbar gesagt: Der arme Junge, den tröste ich mal. Da hat der mich auf Schalke mitgenommen. Schalke gegen Borussia Neunkirchen. Ich bin da in der Nähe aufgewachsen. In Gladbeck, der Geiselgangster-Stadt. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Ich mag Schalke, aber auch Dortmund. Geht bei mir. Mich nervt das immer, wenn die Leute sagen: Schalke oder Dortmund? Ist ja meine Sache. Und wenn ich Dortmund auch gut finde, finde ich Dortmund auch gut.

Was ganz Anderes: Wenn morgen RTL anklopft und sagt: Wir wollen eine Spielshow mit dir machen, wärest du prinzipiell bereit zu Gesprächen?
Ich hab’ ja schon mal für das ZDF die Winterspiele der Stars mit Johannes B. Kerner gemacht.  Also ich würde jetzt wirklich nicht alles machen – es sollte schon ein gutes Format sein. Bei Schlag den Raab zum Beispiel, das hat Buschi super gemacht. Aber nicht falsch verstehen, mein Job bei Sky ist genau mein Ding…

Wie erlebst du, dass sich Kommentatoren immer mehr auch dort wiederfinden? Dass der Sportkommentar auch in Spielshows immer mehr gefragt ist?
Naja, es geht ja um emotionale Geschichten. Gerade bei Raab war es so, dass er von sich aus schon eine tolle Figur ist. Dann ist das unterhaltsam. Er hat das immer sehr ernst genommen und das war das Gute. Wenn der Sport, die Haupttätigkeit, nicht drunter leidet, finde ich Sportkommentatoren in anderen Formaten völlig ok.

Verrätst du uns, wie lange dein Vertrag bei Sky läuft?
Ja, noch drei Jahre.

Dass du da vorher aussteigst, ist unwahrscheinlich?
Total unwahrscheinlich. In einem Interview mit der BILD habe ich mal gesagt, dass ich mit 77 Jahren aufhören will. Da haben sie gesagt: Versprochen? (lacht). Ich würde es aber jetzt revidieren. Ich überlege mir das noch.

Wenn es nach mir ginge, würde ich es gern solange machen wie möglich.

Weil es mir Spaß macht. Wenn meine Stimme noch mit 90 Jahren in Ordnung ist – und wenn ich noch alles sehe, dann geht es weiter.

Letzte Frage: Du hast einen Wunsch frei. Was würdest du dir wünschen?
Wenn ich mir eins wünschen könnte: Die sollen den Töppi (Rolf Töpperwien, Anm. d. Red.) wieder zurückholen. Das war ein guter Mann, eine echte Marke.


Interview: Lars Kranenkamp & Cord Sauer | Fotos: Nadine Rupp

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