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Werder, das war’s [Update: noch nicht!]

Update 6.7.2020: Werder Bremen schafft nach 0:0 und 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim den Klassenerhalt und damit irgendwie auch ein mittelgroßes Wunder. Der unten stehende Text wurde nach dem 33. Spieltag verfasst, nachdem die Lichter eigentlich schon aus waren für den Traditionsklub von der Weser. Glücklicherweise kann man hier den geschriebenen Müll von vorgestern noch ausbessern, wir sind ja nicht bei nem Print-Magazin höhö. Es folgt also eine Korrektur des Autors.


Hinter dem 33. Spieltag der Saison 19/20 ist ein fetter Haken und die Mannschaft mit den meisten Spielen in der 1. Fußball-Bundesliga seit Gründung – Werder Bremen – steht am Abgrund [Abgrund, Abgrund – schon mal was von Paragliding gehört oder Medicopter 117?]. Der zweite Abstieg für die Grün-Weißen (nach 1980) scheint so gut wie besiegelt, den Hauch einer Chance hat die Kohfeldt-Truppe aber noch [Hab‘ ich ja damals schon geschrieben: Hauch einer Chance iz da]. Unser FUMS-Klofeldt Cord Sauer hätte normalerweise nochmal sämtliche Strohhalme rausgekramt [hat er heimlich] um sich am letzten Spieltag daran zu klammern, doch irgendwie ist diesmal alles anders: Werder, das war’s [noch nicht].


Schuldig im Sinne der Anklage: Den 33. Spieltag habe ich größtenteils im Garten meiner Schwiegereltern mit Kaffee und Erdbeerkuchen verbracht [sorry, aber wer die Spiele seines Klubs nicht auch in schweren Zeiten verfolgt, ist kein echter Fan!!!!!] Das ging erstaunlich gut bis zum ersten Blick aufs Smartphone, bis zum ersten Blick auf die Spielstände. 16:40 Uhr, zweite Halbzeit in der Fußball-Bundesliga. Werder in Mainz, ein weiteres Alles-oder-Nichts-Spiel, 0:2. Die Themen vorher: Urlaubsziele 2020, Schmusegewohnheiten der Katzen, Grillgut, bisschen Politik, klar. Die Gedanken nach 16:40 Uhr: Wetten, das war’s…?

Das wird nix mehr mit Werder in dieser Saison [und Europa]. Das ist spätestens jetzt klar wie die viel zitierte Kloßbrühe und das ist vermutlich auch gut so. All das Hoffen, Zittern und Schönreden – vorbei [und das ist auch gut so, denn wer hat denn wirklich noch von Europa geträumt nach dieser Seuchensaison?]. Besser für die eigenen Nerven, besser für die Mitmenschen, besser für den Seelenfrieden. Chancen hatten die Bremer genug. Die aktuelle Spielzeit allerdings ist voller Enttäuschungen [still true]. Schlechteste Heimbilanz ever, schlechteste Saison der Vereinsgeschichte, schlechteste Torausbeute, schlechte Ergebnisse gegen eigentlich klar zu schlagende Gegner, schlecht, schlecht, schlecht [– genauso wie dieser Text hier nach dem 33. Spieltag]. Das alles natürlich mit dem – Ironie off – besten Trainer der Vereinsgeschichte. Könige Otto und Schaaf mal hart ausgeklammert. Was wurde Florian Kohfeldt hochgejubelt, hochgehandelt, nachdem er zunächst wochenlang konsequent falschgeschrieben wurde? Wie Kohfeldt den Kampf annahm, das Team nie aufgab und stets neu motivierte, hatte wirklich Champions-League-Niveau. Nicht zuletzt seine sehr, sehr guten Pre- und Post-Match-Interviews. Half alles nichts: Werder, das war’s [Mooooment: Und was ist, wenn es doch irgendwie half? Vielleicht hat genau diese innere Ruhe des Trainers, diese „Wir schaffen das noch irgendwie-Mentalität“ dazu geführt, dass Heidenheims Theuerkauf die Murmel ins eigene Netz lupft und Ludde Augustinsson entscheidend unter die Latte wemmst? So schlecht Werder gespielt hat – sie haben nicht aufgegeben und vielleicht unterscheidet sie das von so manchem Absteiger: It’s over, when it’s finally over.]

Werder-Fans scherzen über mögliches Düsseldorf-Unentschieden: Zack, Tor!

Um es kurz klar zu stellen: Die Entscheidung der Klubführung, diesen Weg konsequent mit Kohfeldt zu gehen – ohne Trainerwechsel, ohne Aktionismus und trotz enorm hohem Handlungsdruck, verdient meinen größten Respekt. Genau diese Besonnenheit und Ruhe wünsche ich mir viel öfter vor allem auch von jenen Klubs, die „Unruhe“ unsichtbar im Vereinswappen stehen haben (das hier geht raus an euch, FC Schalke, HSV, VfB Stuttgart). [HSV übrigens kurioserweise zwischen dem Ursprungstext und dem Update wieder den Trainer gewechselt – LEST IHR KEINE FUMS-ARTIKEL???? Soll ich Kontinuität nochmal buchstabieren? K-O-N-T-I-N-O-U-R-I-T-Ä-T!!!] Werder-Family, grün-weißer Sumpf und Stallgeruch hin oder her [Ouh, zum Thema Stallgeruch und dass man den Stall am besten sofort abfackeln müsste, hat Kollege Lars Kranenkamp vorm Relegationsendspiel was geschrieben, verlinke ich euch mal HIER] Äußere Einflüsse immer wichtig, lassen sich aber auch hinzuholen, ohne den Chefcoach in Krisenzeiten vor die Tür zu setzen. Ob das in dieser Saison bei Werder passiert ist? Vielleicht zu wenig. Fest steht: Diese Saison kannst du nicht beschissener malen: Verletzungspech (nie krasser erlebt), Corona-Pause und kein Fan-Support (noch nie erlebt) – fehlt eigentlich nur noch das Karriereende von Legende Claudio Pizarro (unvorstellbar). Oh, wait. Wetten, das war’s…? [mit Claudio Pizarro war’s das jedenfalls definitiv, schluchz].

Dass RB Leipzig, VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim (oben) mitspielen, während Werder nun zu 95% runter muss, tut weh. Der Blick auf die Konkurrenz? Zeitverschwendung. Das hat sich Grün-Weiß schön selbst verbockt [aber glücklicherweise kann man sich auf eine Konstante doch immer wieder verlassen: Den 1. FC Köln!]. Still remember the 0:5 im Weserstadion gegen Mainz 05 kurz vor Weihnachten. Aber auch all die 0:1-Niederlagen gegen Paderborn, Köln, Düsseldorf, Wolfsburg, BAYERN. Wo es immer so hart umkämpft war, immer so knapp, immer so bitter. „So spielt kein Absteiger“, habe ich in den vergangenen Monaten oft gesagt. Offenbar ist aber völlig egal, WIE ein Absteiger spielt [Empfinde nach wie vor so – im Abstiegskampf geht es um viel mehr als um die eigene Spielweise, da spielt alles mit rein: Von Eigentoren des Gegners bis zum Regenbogen, der überm eigenen Stadion auftaucht nach nem fetten Regenguss]. Diese Saison hatte mein Herzensklub keine Scheiße am Schuh, diese Saison war mein Herzensklub von Kopf bis Fuß mit Scheiße vollgeschmiert. Und das Zeug geht so schwierig wieder ab. Werder, das war’s [– die Schuhe könnt ihr wegschmeißen. Holt euch neue Treter zur neuen Saison! Hach, wenn es nur immer so einfach wäre….] 

Wenn es kommende Woche wieder eines der berühmt-berüchtigten Wunder von der Weser geben sollte gegen den 1. FC Köln, löscht sich dieser Text hier von selbst, klar [Gut, gelöscht hat sich der Text nicht, aber immerhin habe ich hier eine kleine Schadensbegrenzung vorgenommen. Wenn mal ein Kratzer in meinem Porsche ist, hau ich die Karre ja auch nicht direkt in die Schrottpresse]. Aber eine Frage hätte ich noch: Fortuna Düsseldorf, direkter Konkurrent um den Relegationsplatz, gastiert nächsten Samstag an der Alten Försterei und ihnen reicht bereits ein Remis – vom Wunder von Berlin habe ich, Stand jetzt, noch nie etwas gehört. Ihr etwa? [Monster-Edit: Als Wunder von Berlin bezeichnen Bremer Fußballfans seit dem 34. Spieltag der Saison 2019/2020 den Auftritt des 1. FC Union Berlin an der Heimspielstätte Alte Försterei, bei dem die Eisernen 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf gewannen und Werder Bremen, die daheim den 1. FC Köln mit 6:1 besiegten, die zwei Relegationsspiele gegen Heidenheim überhaupt erst ermöglichten. What a time to be a Fußballfan. Sowas hat man lange nicht geseh’n, so schön, so schön. Aber jetzt, am 6. Juli 2020 um 23.30 Uhr muss auch mal Schluss sein: Fetter Haken an der Saison. Fast Mitte Juli – das heißt normalerweise Saisonvorbereitung. Laktattest und überflüssige Pfunde loswerden. Pessismismus-Gedanke zum Abschluss: Überflüssigen Ballast abwerfen steht jetzt auch bei Werder Bremen an, sonst feiert dieser Text hier in den Jahren 2021 & 2022 seine Renaissance. Spoiler: So viel Glück haste nicht jedes Jahr und wo ein HSV trotz Diaz-Freistoß heute spielt, weiß ja mittlerweile auch jedes Kind].


Von Cord Sauer
(hat vom ständigen Daumen drücken in dieser Saison offenbar so derbe Folgeschäden davon getragen, dass er keine vernünftige Texte mehr schreiben kann, Anm. d. Red.)

Total wichtig jetzt: Werder-Fans können ihr Bier im Stadion selber zapfen!