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Der Fußball ist krank. Diagnose: Neymasern!

Wäre der Fußball ein menschlicher Organismus, dann hätte er gerade körperliche Probleme. Das Konto prall gefüllt, aber extrem überarbeitet. Nichts mehr zu sehen von der Leichtigkeit der Jugend. Und wenn dieser Fußball sich zum Arzt schleppen und der sich das alles gründlich anschauen würde, käme folgende Diagnose: „Es tut mir leid, aber Sie haben Neymasern im Endstadium.“ Eine Krankmeldung von unserem Head of Klumpfuß Thomas Poppe.


Machen wir es kurz: Neymar kotzt mich an. Hier könnte der Text eigentlich schon enden, doch Neymar ist mehr als nur ein nerviger Pickel am Po. Neymar ist ansteckend. Dieser Typ vom Zuckerhut ist nicht nur ein egozentrischer Gockel, der sehr gut Fußball und noch besser Kasperltheater spielen kann. Neymar macht wie kein Kicker je zuvor Dinge salonfähig, die den Fußball mit jedem, der sie kopiert, ein kleines bisschen schlechter machen. Und jedes Angebot aus Barcelona, jedes verkaufte Trikot mit dem Namen des Brasilianers auf dem Rücken und jedes „Naja, gehört halt mittlerweile dazu“, machen es noch schlimmer. Es ist mir auch egal, wie viele Tore er schießt und wie viele Titel er holt. Neymar soll zum FC Woda Pfefferwächs wechseln und aufhören, diesen Sport zu verseuchen.

Als diese Woche bekannt wurde, dass Neymar in der neuen Staffel von „Haus des Geldes“ eine Rolle bekommt, trat bei mir sofort der Gagreflex ein. „Seine größte Rolle bleibt aber die Schwalbe bei der WM“, „er wird bestimmt angeschossen und stirbt“ oder „Schauspieler? Da macht jemand also seinen Beruf zum Hobby“ waren nur drei von vielen Scherzen, die sofort aufkamen. Aber irgendwie ist das alles längst nicht mehr lustig, was der Bursche treibt. Dramatische Todeskämpfe nach kleinsten Kontakten und heftige Überschläge nach minimalen Berührungen. Wie muss der Alltag von Neymar aussehen, wenn er wirklich so empfindlich ist? Beim Duschen von Wassertropfen niedergestreckt, beim Sicherheitscheck am Flughafen während des Abtastens zu Boden gegangen und beim Sex nach jedem Stoß dramatisch aus dem Bett gerollt? Es kann doch nicht wahr sein, dass er mit der Scheiße durchkommt und seine größte Bestrafung dafür ein paar Memes im Internet sind.

Fußball international: Neymar nervt!

Es sind ohnehin nicht nur seine Fallsucht und das Overacting. Das ist nur die sichtbare Spitze eines Eisberges, der mit Überheblichkeit, Charakterlosigkeit und Selbstgefälligkeit bis zum Meeresgrund reicht. Verhöhnungen von Gegenspielern, ständige Provokationen, Entgleisungen in sozialen Netzwerken und dazu noch extrem räudiges Verhalten bei Wechselabsichten. Neymar ist auf so viele Arten eine Negativbeispiel, dass der Satz „Den Neymar machen“ universeller einsetzbar ist als der Thermomix und der Nicer Dicer zusammen. Klar, Ronaldinho hat auch Karrieren mit Hüftwacklern beendet. Aber er ging eben danach grinsend zum Gegner umarmte ihn.

Natürlich haben auch andere Profis mit Nachdruck auf Wechsel gepocht. Aber keiner hat die „Fickt euch alle“-Messlatte höher gelegt als Neymar. Als Neymar sich bei der WM 2014 im Viertelfinale verletzte, empfand ich nichts. Ich, der wirklich sonst bei jedem Spieler eine Träne mit verdrückt, der vom Platz humpelt. Neymar ist der Junge, der immer „Hilfe, Wölfe“ rief und dem dann keiner mehr glaubte, als wirklich einer kam. Neymar ist der Typ, der seine Gegner bei klarster Führung mit Zirkus-Nummern provoziert und sich dann wundert, wenn sie ihn umklopfen, aber im selben Moment schon wieder über die Rote Karte für den Gegner freut.

Hört auf, Neymar für irgendetwas zu bewundern

Das Traurigste ist aber nicht mal das Verhalten des 27-Jährigen. Es ist die Tatsache, dass er damit durch kommt. Immer und immer wieder. Dass er noch dickere Werbeverträge einsteckt, noch höhere Gehälter kassiert und dass eine Mannschaft wie der FC Barcelona sich mit einer Intensität um ihn bemüht, als wäre er niemals mit erhobenem Mittelfinger nach Paris gegangen. Hier 130 Millionen. Und Rakitic. Und Dembelé. Ach kommt, nehmt doch noch Teile des Baskenlandes, den Erstgeborenen von jedem Fan und 500 Kilo Gold. Wie kann es sein, dass es immer noch Topteams gibt, die bereit sind, sich so einen Clown in die Kabine zu setzen und das Bruttoinlandsprodukt eines kleinen Landes für ihn zu bieten?

Wie demütig darf ein Verein sein, dessen Motto „Més que un club“ – Mehr als ein Klub – ist? Hört auf damit. Alle! Hört auf, Neymar für irgendwas zu bewundern. Er ist eine Schande für alles, wofür der Fußball in seinen Ursprüngen stand und an der Basis bis heute steht. Kauft sein Trikot nicht, hängt seine Poster nicht auf. Freut euch nicht, wenn euer Klub ihn gerne verpflichten will. Und bitte kommt mir bloß jetzt nicht mit „Aber der Fußball braucht doch Typen!“. Neymar ist kein Typ. Neymar ist eine Diagnose.


Von Thomas Poppe
(130 Mio. und Erstgeborener gehen Anfang nächsten Monats raus, Anm. d. Red.)