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Im Interview: FIFA-Profi Mario Viska


Game of Thrones, Pokémon Go, Justin Bieber… es gibt Trends, die sind nur schwer aufzuhalten. eSport gehört auch dazu. Und damit die 150 Mio. Bekloppten aus der Gamer-Szene auch endlich auf FUMS aufmerksam werden, haben wir uns mal mit Mario Viska unterhalten. Österreicher. Schalker. FIFA-Gott. 


FUMS: eSport wird derzeit immer beliebter, viele Fussballvereine wie der VfL Wolfsburg, Schalke 04, West Ham oder Sporting Lissabon gründen eigene Teams in verschiedenen Games, wie nimmt man als aktiver Profi-Spieler diese Entwicklung wahr?
Mario Viska
: Ich bin ja schon lange dabei, jetzt genau 13 Jahre. Und ich bin unheimlich stolz, durchgehalten zu haben und diese unbeschreibliche Entwicklung persönlich mitbekommen zu dürfen. So eine Entwicklung motiviert, es macht einfach einen Riesenspaß, ein Teil davon zu sein.

Empfindest du die mediale Aufmerksamkeit, die der eSport im Moment erhält, als ausreichend?
Es hat sich ja enorm gesteigert, aber es könnte natürlich noch viel mehr sein. Aber gut Ding braucht Weile und es wird sich sicher sehr gut weiterentwickeln. Davon bin ich überzeugt.

Du hast deine professionelle FIFA-Karriere mit 17 Jahren und der Version FIFA 2004 begonnen. Wie wird man eigentlich FIFA-Profi?
Ich spiele schon seit 1998 FIFA und nebenbei Counterstrike. Wie es sich dazu entwickelt, dass ich FIFA professionell spiele? Es war mit sehr viel Zeit und Training verbunden. Ich habe damals bei GIGA Liga (damalige Liga für professionelles PC spielen,  Anm. d. Red.) und vor allem dann auch offline in Leipzig bei der Europameisterschaft 2006 mit dem 3. Platz auf mich aufmerksam gemacht. Daraufhin wurde dann SK-Gaming auf mich aufmerksam, einer der größten eSports Clans der Welt (als „Clan“ werden im eSport organisierte Vereine bezeichnet, Anm. d. Red.).

Wie groß sind die jährlichen Umstellungen zwischen den verschiedenen FIFA-Versionen?
Also jetzt zum Beispiel von FIFA 16 auf FIFA 17 war es ein riesiger Sprung, weil einfach vieles nicht mehr so funktioniert wie vorher. Aber genau das macht uns FIFA-Spieler auch so besonders. Wir müssen uns jedes Jahr verändern und weiterentwickeln – und davor sollte man auch den Hut ziehen und Respekt haben.

viskafifa

Dein Urteil zu FIFA 17?
Also FIFA 17 ist nach langem mal wieder ein sehr ausgeglichenes, komplettes Spiel. Man kann variabel über die Mitte und über die Außen sein. Auch den Spielaufbau kann man variabel gestalten: Langsam und schnell – beides ist effektiv.

Wer ist in FIFA 17 dein absoluter Lieblingsspieler und warum?
Mein absoluter Lieblingsspieler ist Cristiano Ronaldo, weil er einfach vom Gesamtpaket der Beste ist. Außerdem ist er Stürmer – das kommt meiner Position auf dem Fußballplatz auch am nähesten.

Inwiefern ist man als professioneller Gamer von Preisgeldern abhängig? Kann man vom eSport wirklich gut leben?
Natürlich ist man in einer Art und Weise abhängig. Je mehr Turniere man gewinnt, desto mehr Geld hat man. Das kann kann man mit einem Vertrieb vergleichen: Man hat ein Fixum und dann kriegt man Provisionen für gute Leistungen.

Du spielst derzeit für das Team von Schalke 04. Ist das eine besondere Sache für einen eSportler, wenn so ein großer Klub hinter einem steht? Wie genau sieht das Verhältnis zu Schalke aus?
Es ist eine Riesenehre für mich, für einen Verein mit über 140.000 Mitgliedern, also dem drittgrößten deutschen Sportverein und dem fünftgrößten weltweit nach Zahl der Mitglieder, zu spielen. Mein Verhältnis zu Schalke ist sehr gut, schon vor meiner Verpflichtung habe ich Schalke verfolgt und war zwei- bis dreimal im Jahr im Stadion. Das Geile ist, dass die Fans wie eine große Familie sind – egal, ob in guten oder schlechten Zeiten sie stehen immer hinter der Mannschaft bzw. dem Verein.

Warum bist du als Österreicher ausgerechnet zu Schalke 04 gewechselt? Wenn man als Österreicher auf Schalke Meister werden will, muss man doch eigentlich eher zu Leicester City, oder?
(schmunzelt) Auf Schalke passt es einfach. Der Klub konzentriert sich auf den kompletten eSport und nicht nur auf FIFA, der Background ist hier einfach größer und besser. Wegen der Meisterschaft: Es gibt immer ein erstes Mal und warum sollte nicht mal ein Österreicher auf Schalke 04 Meister werden? Mit Alessandro Schöpf und mir gibt es im Moment ja sogar auf zwei Plattformen die Möglichkeit.

Mit wem kannst du auf der Konsole besser zocken – Dortmund oder Schalke?
Natürlich mit Schalke 04.

Schon mal gegen einen Fussball-Profi gezockt?
Ich habe beim Tag der offenen Tür auf Schalke gegen Fabian Giefer gespielt…

Wie ist’s ausgegangen?
Er hat leider eine Klatsche bekommen (das genaue Ergebnis hat er uns nicht verrraten, Anm. d. Red.), aber gut. Er sagt, er hat zuvor noch nie FIFA gespielt…

Wie kann man sich den Alltag eines Profi-Spielers vorstellen? Wie viel Zeit investiert man wöchentlich, um zu trainieren?
Also ich bin Country Manager in Österreich bei einer Online Marketing Firma, das kann ich mit meinem Job bei Schalke 04 super verbinden. Vom Training her spiele ich aktuell zwischen drei und vier Stunden pro Tag. Das hängt aber immer von der Turnier- und Eventlage ab.

Mario Viska (links) mit S04-Profitorwart Timon Wellenreuther (mitte) und Teamleiter Joshua Begehr)

Die deutsche Fussball-Bundesliga hat 34 Spieltage pro Saison. Du bist 6-facher Deutscher Meister im Team und 5-facher Österreichischer Meister als Einzelspieler in FIFA – wie sind diese Wettbewerbe aufgebaut?
Die Wettbewerbe sind jetzt nicht in 34 Spieltage aufgeteilt wie, weil so viele Mannschaften hat es in der höchsten Liga nicht gegeben. Aber man kann es auf jedenfalls vergleichen – mehrere Mannschaften spielen bei einer FIFA Version um zwei Meisterschaften, einmal im Sommer und einmal im Winter. Aber ich hoffe, dass in Zukunft alle Bundesligavereine einen FIFA-Spieler unter Vertrag nehmen und wir dann eine komplette Saison haben wie die Fussball-Bundesliga.

Inwiefern ähnelt deine Arbeit/dein Training der Arbeit eines „echten“ Fussball-Profis?
Ähnlichkeiten gibt es zum Beispiel bei der Ernährung. Hier sollte man darauf achten, fit zu sein, sowohl körperlich, aber auch geistig. Außerdem müssen wir ebenfalls die Spiele von uns, aber auch von den Gegnern immer analysieren, um zu schauen, was man besser machen kann. Weiterentwicklung ist auch bei uns enorm wichtig.

Was sagst du eigentlich zu dem Vorwurf, dass eSport kein richtiger Sport sei?
Ich verstehe diesen Vorwurf überhaupt nicht! Alle eSport-Profis, egal, in welchem Spiel, trainieren viele Stunden am Tag, müssen sich stets weiterentwickeln, diszipliniert sein und so weiter. Dazu kommt noch, dass man auch viel mit in das private Leben mitnehmen kann.

Und wenn ich jetzt Schach als Beispiel hernehme? Das ist auch kein Sport, der körperlich sehr anstrengend ist, aber geistig und da sehe ich den eSport auch.

Bitte erzähle uns zum Schluss noch von einem Moment aus deiner Karriere, den du nie vergessen wirst.
Also es gibt drei Momente bis dato in meiner Karriere, die ich nie vergessen werde: Als SK-Gaming mich verpflichtet hat, dann 2009 bei der Weltmeisterschaft in China, als viele eSport-Fans Autogramme von mir haben wollten und dann die Verpflichtung von Schalke 04. Auch dort haben Fans, vor allem Kinder und Jugendliche, beim Tag der Offenen Tür wirklich Schlange gestanden, die Autogramme wollten.


Interview: Leon Herzog

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