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Laura & Jörg Wontorra im Interview: „Wir sind nichts anderes als Gesichtsvermieter“

Du zeigst all diese spannenden Insights und dementsprechend oftmals dich auch selbst – wie findest du es, wenn sich Journalisten, die ja eigentlich berichten sollen, heutzutage selbst Personen des öffentlichen Lebens sind, eigene Stars sind und ihren Fans und Abonnenten Content liefern? Schmaler Grat?
Laura:
Natürlich ist es so. Als ich als Reporterin in Hamburg war vergangene Woche beim HSV-Spiel, total erkältet, sage ich trotzdem den Mitarbeitern: Ich muss noch kurz ein Posting für Instagram machen auf der Trainerbank, das nimmt fünf Minuten meiner Lebenszeit ein. Da hält dann jemand freundlicherweise noch das Licht für dieses Foto – dann ist das Selbstdarstellung. Ich möchte aber zeitgleich auch auf die Sendung, die ich mache, für die ich blute und für die ein ganzes Redaktionsteam blutet, hinweisen und ich möchte, dass es so viele Menschen wie möglich gucken. Da stehe ich dann drüber, wenn jemand sagt – es sei Selbstdarstellung. Ich habe vorher dann aber 180.000 Instagram-Followern mitgeteilt, dass um 22.15 Uhr eine coole Sendung läuft.

Es ist ja heutzutage auch bei den Sendern nicht mehr irrelevant, wie man da auf den Sozialen Netzwerken unterwegs ist. Wenn man es als eine Ebene des Jobs begreift, ist es sicher nachvollziehbarer…
Jörg:
Wir mussten es damals noch über herkömmliche Medien machen oder über Interviews wie dieses hier. Soziale Netzwerke sind eine schöne zusätzliche Möglichkeit, aber in dem Moment, in dem es alle machen, geht es ja auch wieder unter.

Was wäre Jörg Wontorra für ein Superstar, hätte es früher schon Instagram gegeben…
Jörg schmunzelt, Laura:
Der hätte 20 Millionen Follower. Die Lochis könnten einpacken.

Drei Dinge, die ein guter Moderator haben muss?
Jörg:
Keine Angst vor dem Roten Licht, ein authentisches, natürliches Auftreten und: Mehr Hintergrundwissen, als alle anderen Journalisten.

Laura: Authentische Ausstrahlung, Charisma und der beste Tipp, den Papa mir immer gegeben hat: Spielfreude vermitteln.

Bei „Keine Angst vor dem Roten Licht“ mussten wir kurz überlegen – aber es ist vermutlich klar, was du meinst. Wieviel Fußball schaut ihr selbst, wenn ihr nicht selbst im Einsatz seid?
Jörg:
Du hast die Wahl als Konsument, man muss ja nicht durchgängig Fußball gucken. Ich verzichte weitgehend auf das Montagsspiel der 2. Liga. Oder ich verzichte auch auf Champions League-Spiele der Gruppenphase, weil ich nicht jeden Tag Fußball sehen will. Aber das Angebot muss da sein. Wenn ein Markt da ist, muss man den Markt bedienen können.

Laura: Also mein Mann und ich gucken schon sehr viel Fußball. Wir gucken fast jeden Tag. Und das ist dann manchmal zu viel. Es kommt vor, dass wir bewusst sagen müssen: Heute gucken wir keinen Fußball, heute gehen wir mal essen.

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Schaut ihr auch Ninja Warrior?
Laura:
Natürlich…

Schaust du es, Jörg?
Jörg:
Ja, klar. Am Anfang habe ich es noch häufiger geguckt, um – ich sage mal – meine Tochter ein bisschen zu begleiten. Und um ihr meinen Eindruck zu vermitteln. Ich fand die Idee von Beginn an gut und habe sofort gesagt: Das musst du machen. Bei der ersten Sendung habe ich zu ihr gesagt: Das ist eine Unverschämtheit, die haben dich viel zu häufig rausgeschnitten, viel zu wenig Interviews drin (lacht). Ich habe aber schnell gemerkt: Sie hat da genau die angesprochene Spielfreude, die es für dieses Format braucht.

Laura: Ich profitiere sehr davon, dass ich es gewohnt bin, viele Interviews mit Sportlern zu machen. Wie ich dann fragen muss, um etwas herauszubekommen, das schon nicht leicht, weil die Interviewpartner entweder gerade gescheitert sind und nicht so gut drauf, oder aber auch eher seltener vor einer Kamera stehen und weniger erzählen. Die Sendung macht so viel Spaß – RTL hat so ein cooles Trio zusammengestellt mit Frank Buschmann, Jan Köppen und mir. Wir sind eine gute Mischung.

Es ist Familienunterhaltung, die Kids lieben das und die Eltern stört es nicht groß, es mitzugucken.

Wir gehen dieses Jahr ins vierte Jahr und ich glaube, die Show ist noch lange nicht auserzählt.

Es ist nicht das, weshalb du ursprünglich Sportjournalistin werden wolltest…
Laura:
Null. Aber es ist eine tolle Abwechslung auch zum Fußball. Das klingt jetzt so hart, aber für die Fußballer ist Bundesliga oft Business as usual. Wenn jetzt Eintracht Frankfurt ins Europa League-Halbfinale kommt, wird auch Kevin Trapp mal ein außerordentliches Interview geben und sich tierisch freuen. Aber wenn sie am 16. Spieltag gegen Augsburg 1:1 spielen, dann ist das Business as usual. Ninja Warrior macht mir unglaublich Spaß, obwohl es harte Produktionsbedingungen sind. Wir sind 16 Tage in Karlsruhe, zeichnen 12 Shows auf, das ist brutal. Am Tag 10 Stunden Aufzeichnung, da jagen wir dann 60 Leute durch den Parcours und die sagen danach: Ey, das war so geil, ich durfte hier vor 200 Menschen performen. Ich habe so lange trainiert das ganze Jahr, ihr ganzes Herzblut dafür gegeben und dann sind sie so dankbar dafür, dass sie bei uns durch drei Tonnen Stahl laufen durften. Das ist fast ein bisschen wie Olympia.


Jörg:
Ninja Warrior Germany ist Ersatz-Olympia (lacht).

Habt ihr Lieblingsformate im Fernsehen, an denen ihr nicht selbst beteiligt seid?
Laura:
Inas Nacht vom NDR. Love it. Ich hoffe, mir schreibt auch mal jemand so ein Format, wo ich aufm Kiez in einer Bar hocken, Bier saufen und mit Leuten quatschen kann.

Gehst du da mit, Jörg?
Jörg:
Ja. Ich war dort ja auch schon mal Gast und habe gesehen, wieviel Arbeit auch dort dahintersteckt. Das ist nicht einfach nur eine Stunde Sendung machen. Das Format wird vier Stunden aufgezeichnet und 25 Prozent werden gesendet. Ich liebe das Format, weil Ina total authentisch rüberkommt. Und das macht Fernsehen aus. Ansonsten bin ich eher ein rationaler Fernsehzuschauer, mag eher die Informationssendungen und weniger Rosamunde Pilcher.

Wenn es nicht noch passieren sollte – was hättest du denn gerne noch außerhalb vom Sport moderiert, Jörg?
Jörg:
Ich habe ja früher „Bitte melde dich“ moderiert. Das fand ich toll, da konnte man etwas bewirken. Wir hatten da 6 Millionen Zuschauer. Und trotzdem habe ich da oft rechtfertigen müssen, habe mich kritischen Fragen auseinandersetzen müssen. Und trotzdem habe ich dazu gestanden, weil ich immer gesagt habe: Wenn wir in den ganzen zehn Jahren nur eine einzige Person gefunden hätte, die wir aus den Klauen eines Zuhälters retten und sie ins richtige Leben zurückführen, dann hätten wir schon einen großen Erfolg gehabt. Ich finde es schade, dass es so ein Format heute nicht mehr gibt. „Bitte melde dich“ gibt es zwar weiter, aber es ist dann doch eher gefaked, weil man vorher schon weiß: Der Vermisste wird gefunden.

Ansonsten durfte ich im deutschen Fernsehen ja eigentlich fast alles machen. Selbst die großen Samstagabendsendungen: Aus den Augen verloren oder Sommer, Sonne, Sat.1, ich habe selbst die 20:15-Samtsagabendunterhaltung bedient aber da für mich gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Und dann muss man die Finger davon lassen. Das hat mir Markus Lanz auch mal gesagt, nachdem er Wetten dass…? gemacht hat: Es gibt andere Dinge, die wir beide besser können, nämlich eher Infotainment. Und nicht Entertainment.

Abschließend: Der Hashtag #OneT – schön klangähnlich zu Wonti – wer kam denn darauf?
Jörg:
Das hat eigentlich Sky gefunden. Ich glaube, das war unsere Marketingabteilung.

Und dann hörst du es erstmals und denkst dir….?
Jörg:
Nicht schlecht! Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.

Dass die Zuschauer es vielleicht erst etwas später checken, habt ihr in Kauf genommen?
Jörg:
Das ist ja nicht schlimm, im Idealfall steht es da ja für immer. Ein bisschen quer gedacht finde ich eigentlich immer schöner. Das zeugt von Kreativität.

Laura: Ich muss da ein wenig reingrätschen – witzigerweise habe ich bei der Promi-Darts-WM im Jahr davor teilgenommen und da sollten wir uns Fantasie-Namen ausdenken und dann haben wir uns gemeinschaftlich, also ich mit meiner Agentur, OneT ausgedacht und so stand es dann auch auf meinen Trikot.

Geheimnis gelüftet also….
Jörg:
Cool. Wann war die Darts WM? Dann kann sie sogar ein Copyright darauf haben…

Laura: Von mir aus darf sich der Hashtag sehr gerne etablieren.


Das Interview führten Lars Kranenkamp & Cord Sauer
Fotos 📸 Dennis Ritter | instagram.com/hejritter

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Alle Bilder vom Interview gibt es HIER!

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