Köln-Profi Manjou Wilde: „Mich stören Klischees nicht“
Mit 16 Einsätzen zählt Manjou Wilde nach 17 Spieltagen zu den absoluten Stammkräften beim 1. FC Köln. Im FUMS-Gespräch blicken wir mit ihr allerdings über den Platz und den Tellerrand hinaus und sprechen über ihre ersten Tritte gegen den Ball, alternative Lebenswege, süße Hunde und verrückte Outfits.
Manjou, erzähl uns gerne von deinem ersten Fußballerlebnis und wie du zum Fußball gekommen bist.
Das ist eine sehr gute Frage. Ist natürlich schon eine Weile her. Ich spiel‘ seit ich vier Jahre alt bin. Ich kann mich an keinen Schlüsselmoment erinnern, aber ich erinnere mich, dass Fußball immer sehr präsent war. In der Schule oder vor meiner Haustür, jeder hat halt irgendwie Fußball gespielt. Ich habe einen großen Bruder, das ist ja so der Klassiker. Dadurch hatten wir halt einen Fußball zuhause. Als ich dann das erste Mal gespielt habe, dachte ich mir: Boah, irgendwie macht das Spaß und irgendwie kann ich das auch. Ich hab dann fast jeden Tag gespielt bis heute.
Wenn du jetzt nicht als Fußballerin tätig wärst, was würdest du dann heute machen?
Ich glaube, ich hätte mein Jura-Studium schon beendet. Aber ich finde die Kombination auch schön. Ich weiß nicht hundertprozentig, wenn ich den Fußball nicht gehabt hätte, ob ich dann so auf diesen Weg gekommen wäre, dass ich sage: ‚Ok, ich will was in Richtung Jura machen.‘ Das hat sich alles entwickelt, auch erst als ich 22/23 Jahre alt war. Da hatte ich ja auch schon drei oder vier Jahre mein Abi. Viele fragen sich ja: ‚Was mache ich nach dem Abi? Was studiere ich?‘ Vielleicht wäre ich ohne Fußball auch in etwas reingeschlittert, was im Nachhinein nicht ganz so erfüllend gewesen wäre. Deswegen hat Fußball mir auch Freiheit gegeben, ich konnte dadurch ein bisschen mein Leben finanzieren und ich konnte mir ein oder zwei Jahre länger Zeit lassen, zu überlegen, was ich parallel machen will.
Kannst du dir vorstellen, wie es ist mit dem Fußball irgendwann aufzuhören und beruflich etwas anderes zu machen?
Ich habe immer gesagt, ich liebe den Fußball so sehr, aber ich freue mich dann auch, das Kapitel irgendwann abzuschließen. Mit dem Gedanken kann ich mich sehr gut anfreunden, aber wie es dann letztendlich ist, wenn man aufhört, ist eine andere Sache. Ich habe auch das Gefühl, man kann das eh nicht immer alles richtig planen. Das ist dann auch schön, wenn man es manchmal so nimmt, wie es kommt.
Was kostet in eurem Strafenkatalog am meisten und was fehlt deiner Meinung nach und sollte hinzugefügt werden?
Am meisten kostet unentschuldigtes Fehlen beim Spiel, was so gut wie nie vorkommt. Aber es steht zurecht drin, auch wenn ich mich frage, kommt das denn irgendwo schon mal vor!? Mich triggert zudem, wenn in einem Verein die Männermannschaft Profis genannt wird und die Frauenmannschaft nicht. Wir sind ja auch Profis. Ich bin dafür auch schon bekannt, dass immer, wenn jemand Profis sagt, dass ich dann entgegne, „Achso, ja die Männer.“ Wer Profis nur auf Männer bezieht, sollte zahlen, das nervt nämlich.
Nerven dich die Vergleiche mit den Männern:
Ja, extrem. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir uns oft selbst in diese Situation bringen, verglichen zu werden. Wir haben den Anspruch, die Männer verdienen so und so viel, die Männer haben doch die und die Bedingungen, warum wir nicht? Und damit schmeißen wir uns in diesen Kessel und vergessen dabei, dass wir sagen müssen, dass man es nicht vergleichen kann. Dann müssten wir uns eher mit anderen Frauensportarten vergleichen. Eine Schwimmerin kann sich auch nicht hinstellen und sagen, die Männer kriegen viel mehr Aufmerksamkeit. Die biologischen und damit auch physischen Voraussetzungen sind bei Männern ganz anders als bei Frauen. Dadurch wird das Spiel anders, was manche Leute nicht verstehen oder verstehen wollen. Wir profitieren beim Fußball davon, dass es keine Randsportart ist und mit dem schon vorhandenen Interesse und Strukturen wachsen können., Und wir haben die Entwicklung zu gewissen Teilen ja selbst in der Hand.
Gibt es einen Satz, den du in der Kabine IMMER hörst?
Spezielles Outfit. Meine Outfits werden immer kommentiert. Nie beleidigend, ich weiß auch, dass es manchmal crazy aussieht und ich mich dadurch ausdrücke. Aber das wird immer kommentiert.
Wenn man in deine Galerie schaut, wovon sind dort am meisten Bilder zu finden?
Von unserem Hund. Wir haben einen Labrador. Einen wunderschönen braunen Labrador. Der ist auch erst 2 ½. Mein Handy ist auf jeden Fall mit Fotos von ihm durchflutet.
Also hast du ihn auch als Hintergrund?
Als Hintergrund habe ich ihn nicht, da bin ich eher ein schlichter Typ. Aber ich habe auf jeden Fall Bilder, die es würdig wären, mein Hintergrund zu sein.
Welche Klischees nerven dich?
So richtig nerven tut mich nichts, weil ich da, selbst wenn es unschön ist, verstehen kann, wo es herkommt. Kommt ja auch immer darauf an, wer was sagt. Mich stören Klischees nicht. Man muss da manchmal einfach drüberstehen.
Gibt es einen Promi, den du richtig gut findest oder als Vorbild siehst?
Da habe ich schon einige, aber ich glaube mein größtes Vorbild wird immer Kobe Bryant sein. Ist natürlich auch dem Sport ein wenig geschuldet, aber auch als Mensch. Und Tony Robbins. Als Autor und als Speaker. Das sind die beiden Menschen, die ich nennen würde. Ich könnte noch sehr viele mehr nennen, weil ich auch sehr viel lese und mich von Interviews inspirieren lasse.
Auf längeren Busfahrten, bist du dann auch eher für dich und liest viel?
Wir haben ja teilweise sehr lange Auswärtsfahrten, was ich auch genieße. Es gibt dann Phasen, da ist es eher ruhiger. Die meisten schlafen dann oder ich lese zum Beispiel oder bin am Laptop. Und dann merkt man wieder, jetzt wachen die meisten auf und dann spielen wir auch gerne mal. Ich mag diese Mischung. Ich bin sehr sehr gerne mit meiner Mannschaft zusammen und wir haben viel Spaß. Ich genieße es aber auch genauso, wenn es wieder etwas ruhiger ist oder ich abends im Hotel lesen kann. Die Mischung macht´s.
Also habt ihr eine gute Gruppendynamik?
Auf jeden Fall! In dieser Mannschaft dieses Jahr ist es sehr speziell. Oft hat man ja bei Frauen je größer die Gruppe wird die Unterteilung in mehrere Grüppchen. Hier haben wir aber echt eine große Gruppe, jeder kann gut mit jedem. Wir haben auch gute Charaktere, die ein bisschen in der Mitte stehen und vermitteln. Das ist natürlich auch wichtig. Das macht es sehr angenehm. Wir müssen natürlich auch jeden Tag miteinander klar kommen und arbeiten, deswegen finde ich das schon wichtig. Es ist schon sehr cool hier.
Interview: Lilly Wingerath