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Ich habe noch nie verstanden, was es mir bringen soll, wenn ich irgendwo Erste bin

Kürzlich war Christian Streich bei euch zu Gast im „aktuellen sportstudio“. Wie empfandst du das Interview?
Ich gehe immer mit einem Gefühl aus einer Sendung raus und ich fand den spitze an dem Tag. Wieso? Hat es euch nicht gefallen?

Haha, das ist eine falsche Schlussfolgerung. Man hat doch bei Typen wie Streich es einer ist, erhöhte Erwartungen an das Gespräch: Wenn Streich kommt, dann gibt es bestimmt wieder einen mitreißenden Monolog über Politik hat man da als Moderatorin nicht einen gewissen Druck, den man bei anderen Gästen nicht so verspürt?
Es ist ja nicht seine Aufgabe, einen Brexit-Monolog zu halten, er ist ja Fußballtrainer. Was er beispielsweise über Social Media gesagt hat, fand ich herausragend. Das Problem bei Christian Streich ist, dass die Sendung für ihn zu kurz ist. Wenn ihr aufmerksam zugeschaut habt – wir hatten keinen Beitrag zu ihm, weil wir gesagt haben: Wir müssen den Mann hören, ich will mit ihm sprechen. Christian Streich ist ein Geschenk für einen Moderator. Es gibt für mich keinen erhöhten Druck, nur weil Christian Streich kommt. Ich habe noch nie bei einem Studiogast eine gewisse Anspannung gespürt.

„Die einzige Anspannung, die ich mal haben könnte, wäre, wenn Roger Federer zusagt. Weil dann weiß ich schon: Ich falle in Ohnmacht. Wenn du mich fragst: Wen möchtest du mal in deinem Studio haben wenn Roger kommt, dann höre ich auf.“

Wie schaust du auf den Generationenwechsel innerhalb der Sportstudio- Moderatoren? Von Rudi Cerne und Wolf-Dieter Poschmann hin zu Jochen Breyer, Sven Voss, Dunja Hayali, mit dir sind es jetzt insgesamt vier Moderatoren…
Das ist doch super, dass sie die geholt haben. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wann die Frage denn kommt nach der Frau in der Männerdomäne, die geht mir ja dermaßen auf den Zeiger….

Ist nicht geplant…
Sehr gut, ich gratuliere…

Nur die Löw-Frage kommt vielleicht noch…
Jetzt ist Dunja da, wir sind jetzt zwei Frauen, das ist doch spitze. Dieser Generationenwechsel – das bringt die Zeit halt mit sich. Herr Poschmann ist jetzt im Ruhestand, der Michael hat das solange gemacht, der hat gesagt: Ich brauche eine neue Herausforderung. Kann ich total verstehen.

Hayali hat zuvor noch keine Sportsendungen moderiert…
Aber sie hat ja Sport studiert. Was ich so interessant finde, ist: Sobald man sich auf ein Thema festgelegt hat im Fernsehen, dass einem dann unterstellt wird, man hätte zu nichts anderem auf dieser Welt etwas zu sagen, eine Meinung oder Ahnung. Ich bin zum Beispiel – große Überraschung – ein extrem politisch interessierter Mensch. Aber das würde mir vermutlich jeder absprechen weil: „Die macht doch Sport.“ Aber ich existiere ja, ich laufe doch durch die Welt. Ich möchte jetzt keine politische Talkshow machen, um Gottes Willen, aber ich kann über andere Themen auch sprechen, wie jeder andere Mensch auch.

Apropos Politik also nur, weil es ein Politikum ist und war wie hast du den Fußballsommer 2018 wahrgenommen rund um Erdogan-Foto und Co, was bleibt da für dich zurück? Man hatte ja teilweise das Gefühl, dass die Leute persönlich beleidigt waren, weil man ihnen den Sommer kaputt gemacht hat.
Hör mal, ich bin auch nach zwei Wochen wieder nach Hause (lacht). Ich wollte noch gar nicht nach Hause…

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Glaubst du, dass man beim DFB die Dinge aufgearbeitet hat? Guckt man da jetzt wirklich wieder in eine positivere Zukunft?
Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, dass der DFB einiges daransetzen muss und das tut er ja auch schon, eine Fannähe herzustellen. Das ist das A und O für den Fußball. Nur das hat den Fußball letztendlich so großgemacht.

Aber die stellt man ja nicht durch Kampagnen her…
Nein, aber die stellt man zum Beispiel dadurch her, dass du bei Testspielen oder Freundschaftsspielen die Preise entsprechend anpasst und vielleicht auch zu Zeiten spielen lässt, die für Familien interessant sind. Gut, da müssen wir uns auch an die eigene Nase greifen, weil für ARD und ZDF sind Anstoßzeiten um 20.30 Uhr auch von Vorteil, weil da die meisten Menschen zuschauen können.

Schaust du viel Fußball in deiner Freizeit?
Ja…

Alle Abos? Gut aufgestellt?
Nein! Nein! Das geht mir teilweise so auf die Nerven…

Warum?
Da findet oft eine übertriebene Eventisierung statt. Ich werde einfach nicht gerne angeschrien. Sagen wir es mal so. Diesen Hang dazu, es immer alles noch emotionaler machen zu müssen – wenn es bedeutet, dass am Ende nur noch einer rumschreit, dann ist es mir persönlich zu viel. Ich schaue viel, aber nicht mehr alles. Und ich kann selbst entscheiden, wann ich eine Szene spannend finde. Das muss man mir nicht sagen, das sehe ich selber.


Das Interview führten Lars Kranenkamp & Cord Sauer
Fotos: Paul Gärtner

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