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Kein Platz für Menschlichkeit

Mario Mandzukic will weg. So schnell wie möglich. Obwohl er sich in seiner Zeit beim FC Bayern München als treffsicher und wertvoll erwies, wird sich der Rekordmeister schon sehr bald vom Stürmer trennen. Aber warum eigentlich? Ein Kommentar von Tom Meyer Wersinger.

Niemand kann behaupten, dass Mario Mandzukic bei den Bayern nicht erfolgreich war. 48 Tore in zwei Spielzeiten sprechen für sich. Dennoch heißt es nun: der Kroate passt nicht ins Spielsystem. Das sagen nicht etwa Pep Guardiola oder Matthias Sammer, sondern – und jetzt Achtung! – Mandzukic selbst.

Lange gab der Stürmer keine Interviews mehr. Jetzt spricht er. Mehr Symbolik geht nicht! Für den neutralen Beobachter kommen die Wechselabsichten wenig überraschend. Doch was steckt dahinter?

Der Trainer!

Der Amtsantritt von Guardiola 2013 war der Anfang vom Ende für Mandzukic. Guardiola ist ein Verfechter des „totalen Mittelfeldes“. Er hält nicht viel von großen, physisch starken Stürmern, die sich hauptsächlich im Strafraum aufhalten, um auf den nächsten Ball zu lauern. Pep liebt Ballbesitz. Ballbesitz ist das Herz seiner Spielphilosophie, seiner Vorstellung vom perfekten Fußball. Im Idealzustand halten seine Spieler den Ball und passen den Gegner müde. Diese Eigenschaften sieht Guardiola bei Mandzukic nicht.

Keine Angst vor großen Stars – schon Ibrahimovic und Eto’o fielen einst der Taktik Guardiolas zum Opfer. Nun also Mandzukic.

Zugegeben – die Bayern haben Mandzukic nicht vor die Tür gesetzt. Im Gegenteil: ein neuer Vertrag lag vor. Doch für beide Seiten schien klar, dass mit dem Lewandowski-Transfer die Zeit von Super-Mario II besiegelt schien in München. Diese verdammt radikale Personalpolitik. Schon Super-Mario I wurde einst vom Hof gejagt. Gomez spielt nun in Florenz.

Stürmer in München müssen Maschinen sein.

Sie müssen funktionieren, sich dem Stil des Trainers bedingungslos anpassen. Wenn Guardiola will, dass sein einziger Stürmer beim Verteidigen an der linken Eckfahne steht, muss der Stürmer an der linken Eckfahne stehen.

Als Mandzukic an die Isar wechselte, ahnte er, was ihn erwarten würde. Bayern München ist ein stürmerfressendes Monstrum. Ein Ungetüm, das keinen Platz bietet für Menschlichkeit. Du schießt Tore wie am Fließband? Egal. Du verstehst dich gut mit dem Präsidenten? Egal. Der Coach entscheidet. Und der Erfolg kommt bestimmt. Aber der Preis dafür ist hoch – es ist die Vergänglichkeit, die so verdammt schnell kommt und den Ruhm großer Tage verblassen lässt.

Bald steht Robert Lewandowski auf der Matte. Guardiola wird an seinem Ballbesitz-Fussball festhalten – auch wenn es seit dem 0:4 im CL-Halbfinale gegen Real Madrid Leute in München geben soll, denen die wenig flexible Pep-Taktik nicht mehr allzu sehr imponiert. Fest steht jedenfalls schon jetzt: Bleibt der ganz große Triumph 2015 aus (und wir alle wissen, was damit gemeint ist) – darf man sich an der Säbener Straße ruhig mal selbst hinterfragen, weshalb man eigentlich den treffsichersten Spielern stets das Vertrauen entzieht.