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Nach fettem Fehlstart: Warum Tedesco der Richtige ist

Fette Krise beim FC Schalke 04: Fünf Spiele, fünf Niederlagen. Der hochgelobte Heilsbringer Domenico Tedesco? Rat- und hilflos. Die im Sommer getätigten Transfers? Wirkten eigentlich alle durchdacht und stimmig – aber Zusammenhalt in der Mannschaft sieht auch anders aus. Und obwohl es gerade lichterloh brennt bei Königsblau – das Umfeld bleibt überraschenderweise ruhig, kaum Unmut, kaum Unzufriedenheit. Woran liegt’s, hat sich unser Redaktions-Schalker Michael Strohmaier gefragt. Der Versuch einer Erklärung.


Ich bin ehrlich: Das müde Gekicke der Königsblauen treibt mich aktuell in die pure Verzweiflung. Da fehlt es einfach an einer Spielidee, von Offensivdrang mal ganz zu schweigen. Und trotzdem ist Tedesco für mich immer noch der Richtige. Sämtliche Zweifel und Kritik aus meinem Innersten richte ich unterbewusst automatisch gegen die Mannschaft, während das blau-weiße Erwin-Engelchen (WTF, Anm. d. Red.) immer wieder flüstert: „Das wird schon noch, der Kader ist gut, das Management arbeitet prima und der Trainer ist der Richtige.“ Und so stimme ich ihm zu, dem Erwin. Gelernt ist gelernt.

Aber warum ist das so? Jeder normale Fan mit klarem Verstand würde doch spätestens jetzt den kompletten Umbruch fordern. Trainer raus! Spieler doof. Manager doof. Mannschaft doof. Vielleicht habe ich den Grund, warum es bei uns Schalkern anders ist, direkt mitgeliefert: Wir sind einfach nicht bei klarem Verstand. Mal ehrlich – wir Schalker sind komplett bescheuert und irrational. Wir wissen nicht, was wir wollen. Also irgendwie doch: Erfolg, schönen Fußball, Leidenschaft. Aber deswegen gleich BVB-Fan werden? Ne, danke.

Meine Theorie: Mindestens zwei dieser drei Punkte müssen erfüllt werden, damit der Schalker glücklich ist:

  1. Nicht erfolgreich ist ok, wenn schöner Fußball mit Leidenschaft gespielt wird
  2. Nicht leidenschaftlich ist ok, wenn schöner Fußball mit Erfolg gespielt wird
  3. Nicht schön spielen ist ok, wenn leidenschaftlicher Fußball mit Erfolg gespielt wird

Unter Umständen reicht es tatsächlich sogar, dass nur die Leidenschaft vorhanden ist. Und da kommt Tedesco ins Spiel. Seine Malocher-Aura, diese müden Augen, Akribie und Emotionalität – das bringt ihn näher an die Schalker Fanseele als es je ein Spieler schaffen könnte. Endlich mal wieder einer, der will. Schon immer war Wille der entscheidende Faktor. Jemand der will, aber nicht kann? Her mit ihm. Jemand, der kann, aber nicht will? Soll direkt rüber zu Crystal Palace gehen.

Wenn ich mir überlege, was für einen Rumpelfußball früher gespielt wurde – da waren Spieler wie Latal, Nemec, Wilmots, Büskens, Anderbrügge unsere Helden. Da war nix mit Hacke, Spitze, 1-2-3. Da war Grätsche, Grätsche, 1-2-3. Und das war gut so, denn es passte in die Region und zu den Menschen. Tedesco hat letzte Saison bewiesen, dass ihm die Vermittlung dieser Mentalität gelingt. Die Zielsetzung, zusätzlich zur Leidenschaft nun auch noch eine offensivere Spielphilosophie zu etablieren, ist ambitioniert. Schon klar. Gelingt ihm das bis zum 10. Spieltag, wird der FC Schalke 04 auch wieder um die internationalen Plätze mitspielen. Ich glaube daran. Aber ich bin ja auch bescheuert.


Von Michael Strohmaier
(Leidenschaftlich, erfolgreich und schön, das würden wir uns von Strohmaier auch mal wünschen, Anm. d. Red.)