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Kein guter Zeitpunkt für Manuel Neuer, um plötzlich „auch nur ein Mensch“ zu sein

Länderspielpause in der Bundesliga, aber für viele Nationalspieler rollt der Ball trotzdem: Nations League it is! Deutschland verliert 0:3 gegen die Niederlande und vor dem Kracher gegen Weltmeister Frankreich heißt es: Alarmstufe Rot. Unser Ex-Nationaltorhüter, Kolumnist und blonder Engel Timo Hildebrand (u.a. Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart 2007) blickt in seiner Keeperkolumne heute auf Manuel Neuer, für den es gerade alles andere als rund läuft. Ist er noch die unangefochtene Nummer 1 oder bahnt sich allmählich eine Wachablösung im deutschen Tor an?


Das 0:3 gegen Holland steckt uns noch allen tief in den Knochen. Es war zum Teil erschreckend, wie die Mannschaft quasi auf dem letzten Streckenabschnitt auseinandergefallen ist. Eine Personalie, auf die ich natürlich ganz besonders geachtet habe: Manuel Neuer. Nach seiner langen Verletzungspause in der ersten Jahreshälfte hat er nun bereits die drei WM-Spiele im Sommer hinter sich sowie die sieben Bundesligaspiele und drei Pokalspiele. Die Große Frage ist nun: Kann das nach so langer Fußball-Abstinenz ausreichen, um das alte Top-Niveau wieder zu erreichen?

Mindestens bei einem Gegentreffer beim 0:3 am Wochenende sah Neuer auch nicht gut aus – oder anders gesagt: Auch ihm ist deutlich eine gewisse Unsicherheit anzumerken. Dass er von heute auf morgen sein altes Niveau erreicht, kann keiner erwarten. Dafür war die erneute Fußverletzung viel zu langwierig. Aber langsam muss er wieder zur sicheren Stütze werden, zur unüberwindbaren Mauer, die er sonst immer so souverän verkörpert hat.

Schlechte Phase bei den Bayern, schlechte Phase bei Jogi Löw

Könnt ihr euch an eine Zeit erinnern, in der es für Neuer ähnlich schlecht lief wie aktuell? Also ich wüsste nicht, wann. Fünf Spiele, davon drei verloren, zwei Unentschieden – zehn Gegentore. Völlig klar, dass das direkt eine schwere Krise ist – insofern unser erfolgsverwöhnter Schlussmann Nummer 1 das Wort Krise überhaupt kennt. Was man ihm absolut lassen muss: öffentliche Kritik wird man von ihm niemals hören. Neuer äußert das intern, eine weitere seiner ganz großen Stärken. Wichtig ist aber, dass Kritik geäußert wird – es muss (!) intern passieren. Wenn jedes Statement weichgespült ist und sich alle lieb haben, dann gibt es keine Reibungspunkte.

Und jetzt wartet der Weltmeister. Wenn sich nichts ändert, dann gibt es gegen Frankreich die nächste Klatsche. Die nächsten Gegentore. Auch Manuel Neuer muss jetzt die hohen Erwartungen erfüllen und wieder zur alter Stärke zurückfinden. Es wäre vermutlich ein sehr schlechter Moment, um plötzlich „auch nur ein Mensch“ zu sein. Die Stimmen werden lauter nach einer Blutauffrischung im DFB-Team. Vielleicht bedeutet das auch mal, Marc-André ter Stegen ranzulassen. Verdient hätte er es allemal, er spielt seit Jahren auf allerhöchstem Niveau. Er wäre sicher auch im Nationaltrikot mal dran, aber das hat in Zeiten mit Jogi Löw als Bundestrainer ja nichts zu bedeuten.


Foto: spooney.de

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