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Arjen Robben – die ungeliebte Legende

Glasknochen, Ego-Shooter, Schwalbenkönig. Wenn der Name Arjen Robben fällt, fallen reflexartig sofort die negativen Eigenschaften des Niederländers. Dabei ist Robben fernab der Fallsucht gerade zu ein Musterprofi. Unser Bayern-Bazi Thomas Poppe gibt dem Flügelflitzer nach seinem Doppelpack gegen Benfica ein paar Streicheleinheiten.


Wer Arjen Robben auf seine Fallsucht limitiert, begeht einen schweren Fehler. Als würde man sagen, McDonalds sei gesund, weil es in der Juniortüte wahlweise auch geschnittene Äpfel oder Salat gibt. Ja, Robben hat diesen Makel, diese saudumme und völlig unnötige Angewohnheit, die ich als Bayern-Boss so lange mit Geldstrafen geahndet hätte, bis er entweder arm oder geläutert wäre. Aber Robben ist eben auch auf und neben dem Platz einer der größten Fußballer des noch jungen Jahrhunderts, ob man es zugeben will oder nicht.

Kaum einer weiß, was Robben schon vor seiner Zeit in München alles erreicht hat. Mit 16 Profi in Groningen, mit 18 zu Ajax. Also fast. Auf dem Vertrag stand sein Name falsch und Papa Hans – bis heute sein Manager – lies den Transfer platzen. Bei PSV Eindhoven wurde er direkt Schlüsselspieler und Meister, in England bei Chelsea nach ersten Verletzungen ein großer Faktor. Dann war da noch Real Madrid, wo er angeblich ja nur auf der Bank saß. Dabei spielte er auch dort. Unter Trainer Juande Ramos erstmals auf der rechten Seite. Und wenn der rechte Fuß nur da ist, dass du nicht umfällst, wenn du mit links schießt, bleibt dir nicht viel. Außer halt nach innen ziehen und selbst schießen. Der Robben-Move war geboren. Dieser „Trick“, der so vorhersehbar ist, wie Lebkuchen im Supermarkt Anfang September und der so vielen Verteidigern schon so unfassbar auf den Sack gegangen ist. Und plötzlich traf Robben noch häufiger.

Was ist der Unterschied zwischen Arjen Robben und einem offenen Fenster im Herbst?
Keiner. Es zieht ziemlich sicher unangenehm rein.

Neben dem Platz ist Robben ein Vorbild. Fährt auch mal mit dem Fahrrad zum Training, bleibt stets höflich, bescheiden – auch nach Niederlagen. Und auch die hat er erlebt. 2010 das CL-Finale, im WM-Finale das Siegtor auf dem Fuß. 2012 die beiden Elfer gegen den BVB und Chelsea, das 2:5 in Berlin. Robben ist keiner, der seine Medaille wegwirft oder nicht zur Siegerehrung bleibt. Und er blieb auch, als er im eigenen Stadion ausgepfiffen wurde, weil er mit Holland gegen Bayern spielte. Er wuchs daran und war plötzlich auch immer weniger verletzt, weil er noch mehr Musterprofi wurde, Ernährung, Training, Spielweise umstellte. Die dreifache Belohnung kam 2013. Dazu Meister in England, Spanien, Holland, Deutschland. 13 mehr oder weniger wichtige nationale Pokale, Club-WM, Uefa-Super-Cup, Henkelpott. Geht schon. Als einziger Spieler überhaupt in drei DFB-Pokal-Finals getroffen und dann dieses Ding da 2013 in London.

Der Wechsel zu Bayern, das betonte er erst kürzlich im Interview mit dem Fan-Blog miasanrot, passierte nur, weil mit Van Bommel und Van Gal schon zwei Niederländer dort waren. Für Bayern ohne Übertreibung einer der größten Transfers der Vereinsgeschichte. Mindestens Top 5. Sollte Robben in den nächsten zwei Bundesliga-Spielen treffen, hat er eine Tor-Quote von 100 Buden in 200 Begegnungen. Es wäre sein 600. Pflichtspiel als Profi. Für einen Typen mit Glasknochen ganz okay. Und 62 Torvorlagen bei den Bayern sind für einen angeblichen Ego-Shooter auch nicht so schlecht.

Viele Tore bedeuten nicht immer alles. Aber Robben macht die wichtigen Kisten. Kaum ein großer FCB-Sieg in den letzten 10 Jahren, bei dem er nicht netzte. Weidenfeller kann ganze Best of Alben davon singen. Unvergessen die Solo-Läufe im Pokalhalbfinale auf Schalke in der Verlängerung und gegen Barcelona. Unvergessen Robbens Volleytor beim 2:3-„Sieg“ in Manchester 2010. Und eben dieses eine Tor, von dem die Bayern-Fans bei jedem Spiel singen. „Ich hab‘ geträumt von dir, von unsrer Wembley Nacht. Wir ham den Cup gewonnen, den Thron erklommen, der Arjen hat’s gemacht…“ und eigentlich kann man sich sicher sein, dass er noch zwei oder drei ganz wichtige Buden im Köcher hat. Dann wird er wieder nach innen ziehen, alle werden es wissen und keiner wird ihn stoppen, wenn er nicht wieder auf die dumme Idee kommt bei einer kleinen Berührung den fliegenden Holländer zu machen.


Von Thomas Poppe
(wir ham‘ geträumt von dir…, Anm. d. Red.)