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Caiuby – dann geh doch zu Netto!

Augsburg-Profi Kai-Uwe ähhh…Caiuby kam einfach nicht aus dem Urlaub zurück, tauchte nach knapp drei Wochen dann in der Disco statt auf dem Trainingsgelände auf und ließ die Puppen tanzen. Rafael van der Vaart hat vor Schreck den Kaffee aufs Valencia-Trikot gekippt und auch unser Redaktionssitzungs-Zuspätkommer und Immer-Urlauber Thomas Poppe fragt sich: „What the fuck?“ – und fordert einen anderen Umgang mit Vertragsbrechern.


Arbeitsverweigerung im Fußball gibt es schon immer – anders kann man sich ja Auswärtsspiele des HSV in München nicht erklären. Allerdings machten sich die Rothosen wenigstens die Mühe und reisten zum Spiel an. Und klar, schon früher blieben die Südamerikaner mal ein oder zwei Tage dem Wintertrainingslager fern und sonnten sich lieber noch an der Copacabana. Geldstrafe, drei Tore im ersten Heimspiel und gut. Was aber in den letzten Jahren passiert, ist eine heftige Sauerei geworden, die dringend aufhören muss. Gestern noch das Wappen küssen, morgen schnell nach Spanien müssen – kann doch alles nicht wahr sein!

Während Jungs wie Caiuby ihre Mannschaft im Stich lassen, bekommen junge Fans in der Schule vermittelt, dass die Polizei anrückt, wenn man unentschuldigt fehlt. In der Ausbildung hat man schneller eine Abmahnung und eine Kündigung, als man die Schlummertaste am Handy drücken kann und später, im Berufsleben, gibt es einen Stempel auf der Stirn, wenn man die Kollegen hängen und die Arbeit einfach liegen lässt. Wer je ein Jamba-Spar-Abo in den 90ern abgeschlossen hat, weiß, was Vertragsbindung bedeutet. Im Fußball gelten aber offenbar andere Gesetze: Komm ich heute nicht, geh ich morgen. Man stelle sich mal vor, ein Pilot käme nicht zum Atlantik-Flug, weil er keinen Bock hat oder ein Arzt nicht zur OP, weil er lieber Schönheitschirurg wäre statt Gallensteine zu entfernen. Was da los wäre.

Gestern noch das Wappen küssen, morgen schnell nach Spanien müssen

Wie kann es sein, dass ein Profi wie Ousmane Dembélé sich einfach zu Barcelona streiken konnte? „Was hätte ich denn sonst tun sollen“, hat er über sein Verhalten gesagt. Nun ja, vielleicht einfach seinen Vertrag mit Millionengehalt erfüllen und warten, bis die Laufzeit vorbei ist oder der Verein einem Wechsel trotz guten Leistungen einwilligt. In einer gerechten Welt sagt ein Verein wie Barcelona „Puh, so einen wollen wir nicht!“ und ein Nationaltrainer verzichtet aufgrund solcher Vorfälle auf ihn. Dann würden dem Kerl in kürzester Zeit zwei Träume zerplatzen. So darf er jetzt für noch mehr Geld neben Messi ran und sich Weltmeister nennen. Zusammen mit Coutinho hat man bei Barca ohnehin die räudigste Flügelzange Europas.

120 Millionen Schmerzensgeld für den BVB waren sicher ganz nett. 65 Millionen für Aubameyang auch. Und 42 Millionen für Mkhitaryan. Aber Werte heißen eben auch Werte, weil sie einen Wert haben – manchmal einen größeren als viele Geldscheine. Dass der BVB die Kohle so sensationell investiert hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Und dass ein Verein wie Augsburg aktuell mit Geld viel weniger anfangen kann, als mit erfahrenen Profis, auch. Ein Vertrag muss wieder einen Wert haben. Es ist ein Dokument, dessen Laufzeit einem Spieler ein extrem gutes Monatsgehalt über einen längeren Zeitraum zusichert und ihn eben auch zu einer Leistung verpflichtet. Wir reden hier bei einer Million Gehalt von 114 Euro pro Stunde. Also jede Stunde – beruflich wie privat. Heißt: 114 Euro im Schlaf, beim Playstation spielen, sogar beim Frühschiss.

Disziplinlosigkeit & Vertragsbruch: Stop that shit!

Ein Hohn für alle Leute, die gerade am Existenzminimum leben und einfach nur das Pech hatten, nicht mit einem talentierten Fuß gesegnet worden zu sein. Eine schallende Ohrfeige für jeden, der motiviert seit Jahren auf Jobsuche ist und zur Grundsicherung Dinge erledigt, auf die er eigentlich keinen Bock hat. Rafael van der Vaart hat einst – noch in Diensten des HSV – mit Valencia-Trikot posiert. Ähnlichen Mist bauten Demba Ba, Calhanoglu, Mkhitaryan, Aubameyang, Caiuby….. – die Liste ist lang und wird immer länger. Es wird Zeit, dass was passiert. Dass Fans solche Kicker ablehnen, dass Vereine auf ihre Verträge bestehen und deftige Strafen bei Vertragsbruch zur Standard-Klausel werden. Dass interessierte Klubs die Finger von Spielern lassen, die bereit sind, solche Wege zu gehen und dass dem Job des Fußball-Profis von Arbeitnehmerseite die gleiche Wertschätzung entgegengebracht wird, wie jedem anderen Job in der freien Wirtschaft auch.


Von Thomas Poppe
(wechselt in der Regel nur seine Unterhose – aber auch nur an Wochentagen mit U, Anm. d. Red.)