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Vorsicht, Rentner am Steuer!

Jupp Heynckes (72) übernimmt beim FC Bayern München. Mal wieder. Was zunächst einmal einer mittelschweren Sensation gleicht, ist bei genauerem Hinsehen aber auch: Ein Trauerspiel (Haben die echt niemanden Jüngeren gefunden?), die Leichtigkeit des Seins (Ist eigentlich gar nicht sooo wichtig, der da an der Seitenlinie steht, oder?), vor allem aber der vielleicht größte Freundschaftsdienst in 55 Jahren Bundesliga.


Ok, ok: Natürlich ist es wichtig, wer da beim FCB an der Seitenlinie steht. Das haben wir schon bei Jürgen Klinsmann und jetzt auch bei Carlo Ancelotti gesehen. Bayern-Trainer ist wie Ferrari fahren – Du gewinnst viele Autorennen, kannst das Ding aber auch ebenso leicht an die Wand setzen. Fest steht: Don Jupp kann Ferrari fahren. Fest steht aber auch: Rentner am Steuer stehen immer wieder in der Kritik. Immer wieder wird diskutiert, ob ältere Menschen ihre Fahrtauglichkeit nicht ab einem gewissen Alter unter Beweis stellen sollten.

Bayern und Heynckes – das hat immer gepasst und insofern ist dieser Deal vielleicht jener mit dem kleinstmöglichen Risiko. Dennoch: Hat der FC Bayern das nötig? Könnte der FC Bayern nicht jeden haben? Es gab Verhandlungen mit Thomas Tuchel – oder war das alles nur eine riesige Nebelkerze? Nach dem Giganten Guardiola und Ancelotti, der zwar ebenfalls Welttrainer aber auch Missverständnis zugleich war, wirkt die Rückbesinnung auf Don Jupp trotz Mia-san-mia wie ein Rückschritt. „Komm, wir besuchen Opa und unternehmen was Schönes…“

Ja, es ist ein fetter Coup!

Dass Kalle und Uli – sorry: und Brazzo – es nicht mit einer größeren Lösung versuchen und Heynckes offenkundig „Interims“-Coach wird, zeigt vor allem eins: Der Nagelsmann-Deal ist für 2018 in trockenen Tüchern (Der rote Wintermantel, die rote Steppjacke und das Ich-liebe-München-und-Bayern-würde-mich-glücklicher-machen-Interview hätten trotzdem nicht sein müssen, lieber Julian). So gesehen ist der Heynckes-Deal ein fetter Coup – welcher hochgehandelte(!) und mitten im Berufsleben stehende (!!) Trainer hätte sich den Job sonst für nur ein dreiviertel Jahr (!!!) angetan? Wohlwissend, dass im Sommer gleich wieder Schluss ist? Ok, außer Mirko Slomka, Michael Frontzeck und Peter Neururer…

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Wenn Uli in Not ist, ruft er bei Jupp an. Jupp hilft dann. Irgendwie auch eine schöne Geschichte. Ist das schon Fußballromantik? In jedem Fall ist es der größte Freundschaftsdienst der Bundesliga-Geschichte. „Komm schon, Jupp. Machs noch einmal!“ Nette Vorstellung, wie sie da beide in ihrer urigen Ecke sitzen im Bayernzelt auf dem Oktoberfest. Und Uli ihm dann nach der zehnten Maß den Vertrag hinlegt. Wenn man sich das alles mit etwas Abstand so anschaut…fehlt jetzt eigentlich nur noch Franz Beckenbauer. Schau’n mer mal…


Von Cord Sauer
(kann froh sein, wenn ihn im Alter von 72 überhaupt noch jemand besucht, Anm. d. Red.)