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Danke, Tom Bartels

Wer die FUMS-Arbeitsnachweise kennt, der weiß, dass sie einen gewissen Unterhaltungsanspruch erfüllen sollen. Oft sind sie augenzwinkernd, gerne ironisch, manchmal kritisch. Stets setzen sie sich mit den Leistungen von Kommentatoren, Moderatoren oder Experten auseinander – visualisiert mit Hilfe einer einfachen Bingo-Schablone. Das Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland am Freitag, kommentiert von ARD-Mann Tom Bartels, passt in keine Schablone. Die schrecklichen Ereignisse von Paris haben uns alle in einen tiefen Schockzustand versetzt. Mit dem Abstand von wenigen Tagen möchten wir dennoch herausheben, wie gut uns der Kommentar von Tom Bartels am Freitagabend getan hat.


Lieber Tom Bartels,

der 13. November 2015 wird uns allen in Erinnerung bleiben. Es war der Abend des Terrors in Paris. Es war ein Abend, an dem der Sport völlig in den Hintergrund rückte. Ein Abend, an dem du den schwersten Job deiner Karriere meistern musstest – wenn man in solch einer Situation überhaupt von „Job“ sprechen kann. Am Freitagabend blieb dir nichts anderes übrig, als einfach nur Mensch zu sein.

Nein, es ist kein Tor umgefallen und du musstest über 90 Minuten lang improvisieren und gähnende Leere mit Unterhaltung füllen. Nein, du musstest keinen wütenden Bundestrainer, der dich persönlich angeht, im Zaum halten und die Fassung wahren. Du, lieber Tom, hast Schreckensmeldungen verkünden müssen an diesem 13. November 2015. Schreckensmeldungen statt Tore.

Und das hast du mit der nötigen Ruhe, der erforderlichen Empathie für die Situation und vor allem mit einer Distanz zum Sport getan, dass man dir dafür nur eines sagen kann: Danke, Tom Bartels. Danke für einen Länderspielkommentar, der am Ende leider weit mehr war als das. Ein Kommentator, der inmitten einer Halbzeit die Opferzahlen eines Terroranschlags aktualisieren muss, ist kein Kommentator mehr. Wenn Schock und Trauer überwiegen, wenn sich Fassungslosigkeit ausbreitet, dann ist das Fußballspiel so unendlich weit weg, so unbedeutend, so unwichtig.

„Ich sehe mich leicht überfordert, Schreckensnachrichten und Fußball zu reportieren.“

Das 2:0 von Frankreich in der 86. Minute schilderst du in aller Kürze, „mit weichen Knien und irgendwo auch sprachlos (…), nicht mehr in der Lage, dieses Spiel (…) so zu kommentieren, wie man es normalerweise macht. Es gibt andere Sachen, die wichtiger sind.“ Du sprichst von der Absurdität, in solch einer Situation über Fußball zu reden. Sprichst von deinen Gefühlen: „Ich fühle mich wie mitten in einem Albtraum.“

Lieber Tom Bartels, es war und ist ein Albtraum für uns alle. Umso wichtiger waren deine pietätvollen Kommentare für uns an diesem Abend. Am Tag danach hast du gesagt, dass dir erst in der 70. Minute klar war, dass Menschen gestorben seien. Dass du lange nicht sicher warst, ob deine Berichterstattung nicht vielleicht übersensibel sei.

Deine Berichterstattung war genau richtig. Zu jedem Zeitpunkt.

Danke.

Cord Sauer