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Fährmann und Gentner: Zwei Vorbild-Kapitäne der Bundesliga

Ralf Fährmann und Christian Gentner, zwei Spieler, die ihre Vereine im Herzen tragen wie kaum ein anderer. Beide sind Kapitäne ihrer Mannschaft und dennoch wurden sie vor nicht allzu langer Zeit auf die Bank degradiert. Ralf Fährmann bei Schalke 04, Christian Gentner beim VfB Stuttgart. Ihr Verhalten? Vorbildlich. Nicht wenige Profis würden stattdessen schnell das bockige Kleinkind machen und die Stimmung im Team vergiften. Fährmann und Gentner sind Paradebeispiele, findet Luis Manzi und fordert mehr Respekt und Wertschätzung von Vereinsverantwortlichen UND Fans im Umgang mit ihren Lieblingen.


Hier ein Fehler, da mal schlecht gehalten – und schon sieht man sich beim nächsten Spiel Ultras konfrontiert, die einem die Kapitänsbinde entwenden. Holla die Waldfee! Fußball, du schnelllebiges Geschäft. Derartige Schellen gab es nicht mal von der Mutti früher, wenn man mal was Blödes angestellt hat. Als Stambouli und Fährmann sich nach dem 0:4 gegen Düsseldorf den Ultras ausgesetzt sahen und sich rechtfertigen mussten, habe ich mich schon gefragt:

Ist das nun die Wertschätzung, die ein Ralf Fährmann verdient hat? Als Zeichen des Zusammenhalts entwarfen die Schalke-Ultras zu Beginn der Saison die Kapitänsbinde extra für eben jenen Ralf Fährmann. Anfang der Rückrunde wurde er nach mäßigen Leistungen von Tedesco auf die Bank gesetzt. Und Suprise, Suprise – das ist genau der Mann, der bereits Ex-Kapitän Benedikt Höwedes vom Hof jagte. Fährmann also auf der Bank, Stambouli der neue Capitano. Für Fährmann war es der (vorläufige) Tiefpunkt einer langen Reise – seit 2003 trägt er das Trikot der Königsblauen. Und wie hat sich Fährmann verhalten? Vorbildlich! Ordnete sich unter, meckerte nicht und zeigte nach der Niederlage gegen Düsseldorf sogar Verständnis für die Fans, obwohl er jeden Grund gehabt hätte, sich frustriert abzuwenden. Ralf Fährmann – ein Kapitän, wie man ihn sich wünscht.

Christian Gentner: Einmal alle Ups and Downs zum Mitnehmen, bitte

Ähnliches ist über Christian Gentner zu sagen. Böse Zungen würden behaupten: Er ist über seinen Zenit hinaus und ja, er war sicherlich auch für das eine oder andere unnötige Trainerfiasko (intern) mitverantwortlich. Was man ihm allerdings hoch anrechnen muss: Er hat beim VfB wirklich sämtliche Ups und vor allem Downs mitgemacht. Seit 2000 im Verein, mit einer kurzen Unterbrechung bei den Wölfen, wurde er Deutscher Meister, erlebte die Talfahrt der Schwaben am eigenen Leibe mit, ging mit in die 2.Bundesliga und stieg als Kapitän wieder mit auf. Also, man kann sagen, dass er das Schiff zum Kentern gebracht hat, ebenso hat er den Karren aber auch wieder aus dem Dreck gezogen.

Trotz seiner aktuellen Reservistenrolle stellt er sich seiner Verantwortung und gibt sich als absoluter Teamplayer, so wie man es eben von ihm kennt – ein Typ mit Charakter. Der eigentliche Hammer ist aber doch: Seit Wochen hämmern die Fans auf den 33-Jährigen ein als gäbe es kein Morgen. Die Leistungen sind nicht gut, ja – ihm  aber vorzuwerfen, er würde sich nicht für den Verein aufopfern, das grenzt an Wahnsinn. Wo bleibt der Anstand? Wo bleibt der Respekt? Wo bleibt die Dankbarkeit gegenüber solchen Spielern?

Starke Verbundenheit von Spielern zu ihren Vereinen und Fans wird immer seltener – und umso mehr sollte man sie als Verein und Fan schätzen. Kritik? Ja. Aber alles in einem gesunden Maß wäre schön. Viel zu oft werden hier Grenzen gesprengt. Und das steht dann am Ende doch als Schlagzeile in der Zeitung und eben nicht, dass der Großteil der Fans tatsächlich dankbar ist für Treue, Aufopferung und Hingabe eines Spielers, der sich über viele Jahre einem Klub verschrieben hat. Denkt da einfach mal drüber nach.


Von Luis Manzi