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Keeperkolumne: Wie Tedesco mit verdienten Schalke-Spielern umgeht, ist undankbar

Aufwachen! Winterschlaf is over, der Ball rollt wieder in der Fußball-Bundesliga. Und auf Schalke begann die Rückrunde direkt mit einem Kracher, denn Domenico Tedesco nahm noch vor dem ersten Spiel 2019 gegen Wolfsburg einen Wechsel auf der Torwartposition vor: Talent Nübel rein, Mannschaftskapitän Fährmann raus. Unser Kolumnist Timo Hildebrand kennt Schalke 04 aus seiner aktiven Zeit dort (2011-2014) und findet: Die Entscheidung von Tedesco ist krass und undankbar.


Alexander Nübel für Ralf Fährmann also. Wow, was für ein Move, was für eine krasse Entscheidung. Zuerst einmal muss ich sagen: Ralf verhält sich überragend, so kenne ich ihn. Fair und zurückhaltend, wie ein echter Schalke-Kapitän. Das Amt ist ein ganz besonderes und Fährmann als Typ ist es sowieso, aber das muss ich euch vermutlich nicht mehr erklären. Mit Nübel steht ein starkes Talent in den Startlöchern, ich habe ihn gegen Galatasaray spielen sehen und man erkennt relativ schnell, dass er fußballerisch viel, viel besser ist als Ralf. Ich sage aber auch: Nur, weil man als Torwart mal eine schlechte Phase hat, sollte man nicht sofort aus dem Kasten fliegen. Das passiert nur dann, wenn der Trainer nicht auf einen steht.

Jeder Coach muss seinem Schlussmann Fehler zugestehen. Ich kann Tedescos Entscheidung deshalb nicht verstehen, gerade jetzt nach der Winterpause kommt der Wechsel schon zu einem seltsamen Zeitpunkt. Ralf Fährmann hat die letzten zwei, drei Spiele der Hinrunde nicht so gut gehalten, aber wenn du einen Trainer hast, der Fan von dir ist, überstehst du das locker und kommst stärker zurück. Ich finde diesen Torwartwechsel unnötig und schade, aber irgendwie passt er zu Tedesco. Mit Höwedes und Naldo hat er ja schon andere verdiente Größen auf Schalke abgesägt.

Erst Höwedes, dann Naldo, jetzt Fährmann

Wie will man derartige Entscheidungen der Mannschaft verkaufen? Das kannst du als Trainer kaum. Vielleicht ist das am Ende auch ein Grund dafür, warum es bei Schalke nicht so gut läuft, wie erhofft. Wenn du einmal schlechte Stimmung im Team hast, bekommst du sie so schnell nicht wieder weg. Das wirkt sich auf sämtliche Bereiche aus, nicht zuletzt auf das Spiel auf dem Rasen. Fakt ist: Das Thema kann Tedesco schneller einholen, als ihm lieb ist. Mit anderen Worten: Wenn es ganz dumm läuft, kann ihn das seinen Job kosten.

Ich habe im Zuge des Torwartwechsels Nübel-Fährmann auch an meine Zeit in der Nationalmannschaft gedacht. Damals, 2006, als ich mit Oliver Kahn und Jens Lehmann unter Jürgen Klinsmann trainierte. Klinsmann stand offensichtlich auf Lehmann, wollte einen spielerischen Torhüter in seinem Nationalteam sehen. Lange Zeit bot ihm Kahn aber keine Gelegenheit für einen Torwartwechsel. Als er dann plötzlich doch „eine schlechte Phase“ hatte, fackelte Klinsmann nicht lange und vollzog den Wechsel, der ein mittelschweres Erdbeben nach sich zog. Von einem Erdbeben ist man auf Schalke noch weit weg, aber klar ist auch: es brodelt. Und das ist in Gelsenkirchen selten ein gutes Zeichen.


Foto: spooney.de