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Wir sollten Mehmet Scholl dankbar sein!

Sauer wieder! Was passiert da nur gerade abseits des Konfetti-Cups rund um die Personalie Mehmet Scholl? Der ARD-Experte steht im Kreuzfeuer der Kritik, nachdem das Medienmagazin MEEDIA jüngst seinen Abgang forderte und diverse Journalisten und Fans auf den Zug aufsprangen. Cord Sauer, frisch herausgekrochen aus dem Sommerloch, wittert zwar keine Verschwörung, aber irgendwas kann nicht stimmen, wenn an einem unserer liebsten TV-Gesichter im deutschen Sportfernsehen derart herumgemäkelt wird.


Ich schreibe es direkt frei raus: Die aktuelle Diskussion rund um Mehmet Scholl ist mir komplett rätselhaft. Klar, Scholl hat mit seinem Miss-September-Spruch vielleicht eine Schippe zuviel drauf gelegt neulich, dennoch darf daraus nie und nimmer ein solch gewaltiger Sturm voller Scheiße folgen.

Erinnert ihr euch an Delling und Netzer? Über Jahre hinweg hatten die Zwei die ARD-Berichterstattung bei Nationalmannschaftsspielen geprägt. Sich gegenseitig gesiezt, manchmal auch getriezt. Immer höchst kompetent und klar beherrschten beide den trockenen Humor quasi wie eine Muttersprache, ABER: lockere Sprüche aus der Hüfte, Improvisationstalent im LIVE-Interview mit dem Bundestrainer oder wirklich gute wie treffende Pointen? Hm…eher Fehlanzeige.

Wundliegen und Gehirnschluckauf

Mit Mehmet Scholl ist der ARD als Netzer-Nachfolger ein wahrer Königstransfer gelungen. Der Junge trägt das Herz auf der Zunge und die sitzt glücklicherweise angenehm locker beim ehemaligen Bayern-Profi. Wir alle haben doch aufgeatmet, als da endlich frischer Wind wehte am eingestaubten Pult des Rundfunkriesen. Unvergessen sein „Gehirnschluckauf“ oder sein Spruch über Keeper Christian Wetklo, der „seine Zukunft schon hinter sich“ habe. Mario Gomez. Wundgelegen. Rückblickend sind das vielleicht nicht alles Dinge, auf die er stolz sein kann – aber eines waren sie immer: unterhaltend.

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Und genau dafür lieben wir Mehmet Scholl. Da weißt du als Zuschauer schon drei Wochen vorm Länderspiel, dass sich die Vor- und Nachberichterstattung lohnen wird. Fernsehen ist Unterhaltung. Fußball ist Unterhaltung. Nerd-Talk? Meinetwegen. Muss sich ja nicht gegenseitig ausschließen. These: Das Publikum erfreut sich mehr am bekannten Sprücheklopfer als an einer fundierten Systemkritik.

Neues Level der Fußballberichterstattung

Umso unverständlicher bleibt, wie man Scholl als  „Alt-Internationalen“ oder „Veteran“ bezeichnen kann. Einer, der „aus der Zeit gefallen“ sei. Leute, der Typ ist 46! Mir ist das alles eine Spur zu populistisch und umso trauriger werde ich, wenn ich sehe, was dann letztlich draus gemacht wird. Sogar Frank Buschmann hat sich via Facebook gemeldet. Wobei…was heißt „sogar“…

Wir sollten Mehmet Scholl dankbar sein. Echt. Mit seinen Kommentaren, seiner verspielt-lockeren Art hat er die Fußballberichterstattung vor ein paar Jahren auf ein neues Level gehoben – und für meinen Geschmack in eine neue, in unsere Zeit getragen. Das schon jetzt wieder als „von gestern“ zu bewerten, finde ich too much. Oder bin ich damit automatisch auch einer von gestern? Ihr wollt es zeitgemäß? Also ich hab keinen Bock, dass mir irgendwann Influencer und You-Tuber auf cool und lustig den Fußball erklären. C-BAS bei Sky reicht schon, danke.

Jeder kann sich mal vertun. Über Miss September ärgert sich Scholl selbst am allermeisten. Deshalb aber sofort an seinem Stuhl sägen zu wollen, gleicht einer Schnapsidee zumal der Stuhl ein Thron ist und damit deutlich robuster. Von allen 243 Experten und Möchtegern-Experten, die wir aktuell so haben, gehört Scholl zu den Top 3. Oder wie er vermutlich selbst sagen würde: „Bleib mir weg mit Statistik.“


Von Cord Sauer
(liebt dunkle Rollkragen-Pullis und fährt einen Dacia Duster, weil er keine Statussymbole braucht, Anm. d. Red.)


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  1. Es ergibt sich die Frage: Was hat das mit Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit zu tun, wenn ein Kommentator -hier Fußballexperte- dazu gezwungen werden soll, über ein Thema zu reden, wenn es nichts mit Fußballberichterstattung zu tun hat? Herr Scholl hat Haltung gezeigt. Mein Respekt. Auch mir ist diese oft hasstriefende Berichterstattung unserer Öffentlich-Rechtlichen – wenn es um Russland geht – zuwider.

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