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Noch hat Löw die Chance auf einen würdigen Abgang

WM-Aus, 0:3 gegen Holland, 1:2 gegen Frankreich und dennoch ist das Medien-Echo und der allgemeine Tenor plötzlich wieder weit weg von „Jogi raus“. Nicht zu fassen für unseren Bundestrainer in Spe Thomas Poppe, der sich eine Leben nach Jogi offenbar als Einziger vorstellen kann.


Jaja, engagierte Leistung, endlich den Umbruch gestartet, gut mitgehalten gegen den Weltmeister. Alles richtig, alles nicht wichtig! Jogi muss weg. Das mag hart klingen – gerade wegen der beiden Titel, die Löw in den letzten vier Jahren geholt hat – aber es ist der einzige Weg für einen echten Umbruch. Ein klarer Cut zum Jahreswechsel, das Spiel am 19.11. gegen die Niederlande als großes „Danke Jogi“-Event – das hätte Stil und würde vor allem eine klare Linie unter eine insgesamt extrem geile Beziehung ziehen.

Es ist unnötig, über die letzten 12 Jogi-Jahre zu fachsimpeln. Ob man Kroos gegen Pirlo stellen sollte, ob man Ballack so rasieren darf und Wagner nicht nominieren. Ob wir trotz oder wegen Jogi Weltmeister wurden, wie man mit Özil richtig umgegangen wäre und ob die zweitbesten Vorlagengeber der Premiere League und der Bundesliga nicht zu einer WM mitfahren sollten. Unterm Strich bleibt diese magische Nacht in Rio und das 7:1 gegen Brasilien als Pay Off einer goldenen Generation. Und die Tatsache, dass 2014 der perfekte Moment für einen perfekten Abgang gewesen wäre. Oder 2017 – ein Confed Cut. Oder eben ein demütiges Adios nach der WM. Zu spät!

Wie im Casino: Immer das Doppelte auf Rot setzen, weil ständig Schwarz kommt

Soll keiner sagen, Löw hätte nie was probiert. Er hat Jan Schlaudraff, Alex Madlung und Christan Pander getestet. Nicht, dass Jogi nicht auch jetzt bemüht wäre, neue Spieler zu integrieren und auch mal verdiente Leute zu Hause lassen. Es wirkt halt aber alles, wie ein Spieler im Casino, der immer das Doppelte auf Rot setzt, weil ständig Schwarz kommt. Und langsam ist nicht mehr genug Geld zum Verdoppeln da. Neue Wege geht man am besten in neuen Schuhen. Und die Jungs vom DFB-Team um Löw, Grindel und Bierhoff sind ausgelatschter als die Schuhe von Patrick Lange nach dem Iron Man. Es geht nicht um fünf neue Spieler in der Startelf. Es geht um eingefahrene Rituale, um eine grundsätzliche Spielphilosophie, die selbst Gibraltar mittlerweile knacken kann und um Lieblinge, die man nach so vielen Jahren einfach hat, selbst wenn man es nicht will.

Profi-Trainer ist etwas anderes als Mitarbeiter in einem Familienunternehmen. 12 Jahre sind lang. In 12 Jahren hat sich der Fußball so häufig weiterentwickelt, dass es fast unglaublich ist, wie oft Löw Schritt halten konnte.

Dennoch ist es Zeit für neue Schuhe, neue Besen, neue Ideen. Für einen, der den nächsten Schritt mal wieder selbst definiert. Einen, der nicht seit einem Jahrzehnt Jungs wie Neuer, Hummels und Müller nominiert. Einen, der jetzt gerade noch genug Zeit hätte, die nächste EM mit eigenen Plänen anzugehen und bei der WM2022 und der Heim-EM 2024 ein Team auf dem Höhepunkt zu stellen. Jogi muss weg und Grindel und Bierhoff sollten ihm nicht nur die Kisten zum Auto tragen – #ZSMMEN ist das Motto. Lieber jetzt raus mit Applaus als ein unwürdiger Abgang nach einer verkackten EM-Quali gegen den neuen Giganten aus Gibraltar.


Von Thomas Poppe
(genießt bei FUMS absolute Immunität und wird niemals rausgeschmissen, Anm. d. Red.)

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