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Reifs letzte große Liga-Show

Heute trifft der Tabellenzweite Dortmund auf den Tabellenersten FC Bayern! We call it a Klassiker. Das Topspiel der Bundesliga wird auf Sky kommentiert von Marcel Reif. Es ist wohl sein letztes großes Ligaspiel.


Dortmund und Bayern sind wohl jene beiden Mannschaften, die unten auf dem Rasen an ihren Legenden schraubten, während Marcel Reif oben auf der Tribüne zu Spontan-Statements ansetzte, die alles überlebt haben. Sogar das digitale Zeitalter. Einen Reif verschluckte der hastig rochierende FacebookundTwitterApparat nicht, einige seiner Formulierungen wirken wie Konserven, die immer dann aus dem Lagerraum gekramt werden, wenn Appetit auf Deftiges besteht. Präziser: auf Deftiges mit Würze und pikantem Prickeln im Abgang.

Wie er etwa mit rauchig-krächzender Stimme ein gedehntes „Jaaaaaaaaaaa“ ausstieß, das drei Oktaven auf zwei Tonleitern durchtingelte, ehe Rickens gelupftes Etwas ins Netz ging.

Oder wie es an Handschuhen klatschte, der wilde Blonde die Fäuste schwang und Reif lediglich drei Worte brüllte, das aber, wie sie nur Reif brüllen konnte: „Kaaaaaahn! Die Bayeeeeeern!“

Ist es das? Weil er es brüllen „konnte“? Und nicht mehr „kann“?

Ach was. Reif geht in Sky-Rente, das wissen wir. Ein paar Wochen noch, dann können Abonnementskunden ernsthaft erwägen, die Option Stadionton wieder gegen den Kommentar zu tauschen. Sie können es also „menscheln“ lassen, wie Reif jetzt anmerken würde, nachdem er bereits „hanebüchene“ Aktionen, „verhühnerte“ Bälle und, es muss ja sein, „überragende“ Szenen identifiziert und verbalisiert hatte. Auch Reifs Raster ist licht- und luftdurchlässig, wobei es halt menschelte in der Sprecherkabine. Wer so lange spricht, zuletzt allein 17 Jahre für Sky, der vermag den Wortschatz ebenso wenig neu zu erfinden wie die Profis ihren Sport.

Das Runde. Das Eckige. Ein Tor würde dem Spiel gut tun. Solche Sachen.

Am Samstag treffen nun Dortmund und Bayern aufeinander, bald 19 Jahre nach Rickens Lupfer, und fast 15, nachdem Kahn in Mailand zur Figur aus Titan gegossen wurde. Passenderweise findet das Finale in Europas Eliteliga erneut im San Siro statt, und es wäre schon töricht, wenn der Kommentatorenpapst dort nicht zur Audienz laden würde.

Zunächst aber, am Wochenende, ist Bundesliga statt Champions League. Dortmund. Bayern. Reif. Bei Sky gereicht #DerKlassiker zu seiner letzten großen Alltags-Aufgabe. Einmal noch hat er Gelegenheit, mit spitzer Zunge, spöttischem Zynismus und feinziselierten Pointen zu demonstrieren, warum er sich so beharrlich als Chef-Linguist versuchen durfte.

Hoffen wir, dass es ein Spektakel wird.

Mit vielen überragenden und wenig hanebüchenen Momenten. Der Genießer Marcel Reif hasst schließlich Fußballspiele, die spielerisch so arm sind wie das Vokabular mancher Reporter.


Von Johannes Mittermeier
(spielerisch arm, kommentieren darf er wahrscheinlich auch nie, aber Vokabular kanner, d. Red.)