Nationaltrainer Kuntz enttäuscht mit der Türkei: Rücktritt trotz Kritik ausgeschlossen
Seit etwas mehr als einem Jahr trainiert Stefan Kuntz die türkische Nationalmannschaft. In der Nations League gab es zuletzt herbe Enttäuschungen, was dem 59-Jährigen Kritik einbrachte. Aus der Ruhe bringen lässt sich der Nationaltrainer davon aber noch nicht.
Das Abschneiden bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr war für die türkische Nationalmannschaft und deren Fans eine herbe Enttäuschung. Ohne einen einzigen Punkt war das Aus in der Vorrunde besiegelt. Trainer Senol Günes musste seinen Stuhl räumen. Mit Stefan Kuntz übernahm der Übungsleiter, der in den vorherigen Jahren mit der deutschen U21-Auswahl begeistern konnte.
In neuer Rolle kommt er seitdem auf sechs Begegnungen in der Nations League Liga C. Gegen wenig namhafte Konkurrenz gelangen in den ersten vier Partien nur wenig überzeugende Siege, die immerhin den Weg zum Aufstieg ebneten. Nach einem 3:3 gegen Luxemburg und einer katastrophalen 1:2-Niederlage auf den Färöer-Inseln in der aktuellen Länderspielpause, hagelte es für Kuntz allerdings enorme Kritik.
Kuntz bemängelt fehlende Breite in der Mannschaft
Türkische Tageszeitungen schrieben den 59-Jährigen bereits ab. Er selbst wehrt sich gegen die Vorwürfe und suchte nach Erklärungen. „Wir hatten es mit einer Mannschaft zu tun, die mehr wollte und kämpfte als wir. Wir sind gegen Luxemburg und auf den Färöern weniger gelaufen als der Gegner, wir haben in beiden Spielen weniger Zweikämpfe gewonnen. Die Leistung der Färöer hat uns nicht überrascht. Unsere Unfähigkeit, darauf zu reagieren, war eine Überraschung“, so Kuntz unter anderem von transfermarkt.de zitiert.
Für die letzten Begegnungen nimmt der Nationaltrainer also vor allem die Mannschaft in die Verantwortung. Doch auch die Nominierungen und Aufstellungen wurden in der Vergangenheit immer wieder bemängelt. Die großen Stars wurden teilweise zur Schonung nicht beachtet. Dahinter fehlte der Türkei die Breite im Kader.
„Das ist keine Entschuldigung, das ist meine Erklärung. Wir müssen der Realität ins Auge sehen, das ist die Realität dieser Mannschaft im Moment. Das ist die Situation in Bezug auf die Qualität.“ Doch Kuntz mahnt zur Geduld und verweist auf einen Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. An seiner Position möchte er deshalb keine Zweifel aufkommen lassen. So verschwende er „nicht mal einen Prozent meiner Gedanken daran, zurückzutreten.“
Kritik gab es zuletzt auch von Hamit Altintop, der als Vorstandsmitglied des türkischen Verbands fungiert. Er erneuerte zwar sein Bekenntnis und Vertrauen, wollte die Grundsätze aber nicht unerwähnt lassen. „Nur weil wir sagen, dass wir hinter unserem Trainer stehen, heißt das nicht, dass wir ihn nicht kritisieren sollten. Ich möchte, dass wir das respektieren.“ Spätestens die WM wird zeigen, ob Kuntz und die Türkei auf lange Sicht eine Zukunft haben können.