Von Investoren, Insolvenzen und Tankstellen: Einblicke in das blau-rote KFC-Fanherz
Kaum ein Club erzeugt derzeit so viele Negativschlagzeilen wie der KFC Uerdingen. Der ehemalige Head of Social bei DAZN und derzeitige Digitalchef von PIABO PR, Felix Willikonsky, ist langjähriger Fan des Clubs und schildert uns seine Wahrnehmung zur Ankündigung, dass eine Investorengruppe aus Armenien beim KFC übernehmen wird. Neues vom KFC – dem Krefelder Fußball-Chaos, direkt aus dem blau-roten Fanherzen.
Vor knapp einem Monat habe ich gehofft, dass beim KFC die Lichter nicht ausgehen. Diese Befürchtung hat sich bisher nicht bewahrheitet – so viel zu den guten Nachrichten. Leider lag dazwischen eine digitale Mitgliederversammlung, die als historischer Tiefpunkt – und davon hatten wir, weiß Gott, ja leider einige – in die Annalen des Vereins eingehen wird. In Erwartung von konstruktiven Lösungen für den KFC und einer möglichen Vorstellung eines potentiellen Investors, kippte die Veranstaltung in eine Abrechnung epochalen Ausmaßes, die keinen Zweifel daran ließen, dass Mikhail Ponomarev dieses Kapitel schnellstmöglich hinter sich lassen möchte. Es folgten viele weitere Nackenschläge, wie die Ankündigung einer Planinsolvenz und dem Abzug von drei Punkten in der Tabelle. Schließlich wurde dann doch eine Investorengruppe gefunden, die die Mannschaft übernehmen möchte. Mich persönlich hat der Umstand erleichtert, schließlich möchte ich meinen Club in der höchstmöglichen Spielklasse sehen, euphorisch hat mich die Neuigkeit allerdings nicht werden lassen.
Noch ist beim KFC nichts sicher
Viele Informationen zum neuen Investor sind noch nicht durchgedrungen. Es gibt Berichte aus Italien von Ultra-Gruppen des ACN Siena und ansonsten tappt auch die Medienlandschaft im Dunkeln und überschlägt sich mit negativen Berichten zur Außenwirkung des KFC. Tatsächlich ist mir eine Phase des Nicht-Kommunizierens allerdings deutlich lieber als die Ära der falschen Versprechungen und der polternden öffentlichen Fehltritte in der Presse und im Social Web. Zumal eine zwei bis dreiwöchige Übergangsphase, bei einer gefühlt sehr undurchsichtigen finanziellen Lage des Clubs, legitim erscheint.
Nervös werde ich dadurch nicht. Meine Hoffnung ist, dass die neuen Verantwortlichen gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter nun auf die Hausaufgaben konzentrieren und sich insbesondere aus sportlichen Dingen fernhalten. Die Tatsache, dass die Investorengruppe aus Armenien kommt, lässt mich fragen, was die Ziele des Investments sind. Allerdings ist die Herkunft per se für mich kein Grund die Übernahme anders zu bewerten als ähnliche Investitionen im Profifußball, die medial deutlich weniger kritisch gesehen werden. Für den KFC geht es ohne Fremdkapital im Profifußball nicht weiter, daher halte ich von Friedhelm Funkels Vorschlag von einem Neuanfang in der Oberliga herzlich wenig.
Sportlich geht es gegen den Abstieg
Bei einer derart chaotischen Situation im Club, geht es für die Mannschaft ab sofort gegen den Abstieg. Das bisherige Wunder ist allerdings, dass dem Team kaum etwas anzumerken ist. Die beste Abwehr der Liga um Kapitän Assani Lukimya und den Dauerläufer Gino Fechner steht sattelfest, im Mittelfeld kämpfen junge Spieler wie Fridolin Wagner oder Dave Gnaase unermüdlich. Mit einem fitten Yamen Osawe und einem weiteren treffsicheren Stürmer wäre vielleicht sogar mehr drin. Trainer Stefan Krämer motiviert die Mannschaft derweilen mit einem feuchtfröhlichen Trip zur Tanke nach dem Auswärtssieg gegen Bayern 2.
Und wie geht es weiter?
Angeblich möchte sich der Investor in den kommenden Tagen äußern, der Insolvenzverwalter pocht auf finanzielle Zusicherungen und die Medien spekulieren über eine Abmeldung des Spielbetriebs, während parallel immer wieder kleinere Leichen aus der vorangegangen Ära-Ponomarev ans Tageslicht gezerrt werden. Umso mehr wünsche ich dir neuen Investorengruppe ein glückliches Händchen bei der Außendarstellung und in der Kommunikation mit den Medien. Schlimmer geht es sowieso nicht. Ich persönlich habe schon ungewissere Tage rund um den Club erlebt und blicke vorsichtig optimistisch in die Zukunft – wohl wissend, dass noch eine wilde Achterbahnfahrt bevorsteht. Sowieso steht für mich fest: Egal ob in der Regionalliga oder in der dritten Liga – mein Herz schlägt blau-rot!
Von Felix Willikonsky