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W-Ähm #4: Ab in die Eistonne!

Der Ball rollt in Brasilien und Johannes Mittermeier schaut ganz genau hin. Wöchentlich hält er an dieser Stelle für FUMS seine Beobachtungen fest und arbeitet auf, was alle anderen Medien nicht schaffen. Er durchdringt die zugewucherten Sphären des alltäglichen WM-Wahnsinns und kämpft für stupide Wortspiele und flache Witze.


Die Brasilianer bildeten Kreise, plärrten einander ins Gesicht, bekreuzigten sich. Die Tränendrüsen wurden strapaziert wie seit Rosamunde Pilcher nicht mehr. Rührend, wirklich. Im Grunde aber nur konsequent, immerhin gab ihr Gebolze reichlich Anlass zum weinerlichen Ausbruch. Als sie fanden, dass genügend Beschwörungsformeln gemurmelt wurden, durfte der Schiedsrichter das Elfmeterschießen anpfeifen. Torwart Cesar dankte dem Himmel, dem Heiland und dem Innenpfosten. Geglänzt oder gezaubert gar hat aber der Per-sonifizierte Titelfavorit erneut nicht.

Das ist mir völlig wurscht, wir sind jetzt unter den letzten Acht, und das zählt.

Same procedure as every year, James? Nicht ganz. Der Star des Turniers ist 22, trägt ein gelbes Trikot und die Nummer Zehn. Neymar heißt er nicht. Dafür James, Nachname Rodriguez. Sollte man sich vielleicht merken. Kategorie Geheimtipp, ein Insider quasi, um bei der WM für billig Geld zu shoppen. Wer danach gemütlich zum Essen möchte: Da hat sich ein Uruguayer in London herumgesprochen. Ich meine aber, dass er heute Ruhetag hat. Heute, und Per se die nächsten vier Monate.

Was wollen Sie jetzt von mir? Was wollen Sie jetzt, so kurz nach dem Spiel? Kann ich nicht verstehen.

Der ehemalige Torschützenkönig Gekas erinnerte an einen alten Gassenhauer, als er sonor in den Refrain einstimmte: Theeeooooooo, wir fahr‘n nach Haus! Zuvor wurde angeregt diskutiert, der Einöde Per Losentscheid ein Ende zu setzen. Selten war ein Achtelfinale von vergleichbarer spielerischer Armut geprägt. Ich jedenfalls entsinne mich keiner Partie, zumindest nicht in der jüngsten Per-iode.

Glauben Sie jetzt, unter den letzten 16 ist irgendwie ne Karnevalstruppe oder was? Die haben uns das hier richtig schwer gemacht über 120 Minuten.

Wieder hatte Mexikos Hexer die Bälle verwunschen, diesmal von den Niederländern. Wie von Zauberhand perlten die Versuche an den Handschuhen Ochoas ab. Bis das tapfere Sneijderlein das Kaninchen entdeckte. Der Fall des Arjen R. beschäftigte sogar die Laus, dieses Lebewesen ohne Hals. Robben, Tiere, Sensationen auch in der Nachspielzeit: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber einen Elfmeter. Fand der Tiefflieger. Ehrlich sei er, immer, das wäre ihm lieber. Konsequenzen folgten keine, weder von der FIFA noch Per-sönlich.

Ich lege mich jetzt erst einmal drei Tage in die Eistonne, und dann sehen wir weiter.

Eine Freistoßvariante als Sinnbild der Auswüchse. Das Elend von Porto Alegre, das Deutschland in Grundsatzdebatten von aphoristischer Natur zurückwarf. 2:1 verloren. In seiner ganzen verdammten Armseligkeit wurde der Kick beim Trick symbolisiert, der Müller stolpern, Kroos lupfen und Schweinsteiger hüpfen sah. Die Partie gegen Algerien wurde zur Verhöhnung des neuen, schnellen, modernen deutschen Fußballs. Es war ein Vortrag Ribbeck‘scher Art, eine jämmerliche Per-siflage.

Wat woll’n se? Wollen Sie eine erfolgreiche WM oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt? Also ich verstehe die ganze Fragerei nicht.

Ich lege mich hiermit fest: Deutschland wird Weltmeister.

Von Johannes Per Mittermeier