Bildschirmfoto 2020 08 26 um 15.50.31
  • News
  • Gömmel
  • MEINUNG
FUMS Magazin » MEINUNG » Gömmel » Was die Trennung von Lionel Messi und dem FC Barcelona bedeutet

Was die Trennung von Lionel Messi und dem FC Barcelona bedeutet

Es gibt Dinge, die gehören einfach zusammen. Ob es nun Birkenstocksandalen und Hamburg-Eimsbüttel sind, Jan Hofer und die Tagesschau oder DEICHFUMS und Werder – einige Sachen sind so eng verknüpft, dass man sich nicht vorstellen kann, ihnen ohne einander begegnen zu können. Bei Lionel Messi und dem FC Barcelona war das lange Zeit auch so. Jetzt bittet der Argentinier allerdings um die Freigabe für einen Vereinswechsel. Eine Tatsache, die dem FUMS-Chefbiologen Ole-Jonathan Gömmel die Symbiosen dieser Welt in Frage stellen lässt.


Wahrscheinlich hat hier jeder schon einmal den Moment erlebt, in dem ein persönliches Idol zur Legende wurde. Als sich Lionel Messi am 20. April 2014 den Ball im Camp Nou zum Freistoß auf den Rasen legte, war es bei mir soweit. Zu meinem 18. Geburtstag hatte ich die sündhaft teuren Karten für das Ligaspiel des FC Barcelona gegen Atletíc Bilbao bekommen, die nun ihren Preis rechtfertigten. Drei Schritte nach hinten, einmal auf den Boden gespuckt, die Arme entspannt in die Hüften gelegt. Hundert Mal hatte ich diese Routine schon im Fernsehen gesehen – nun live dabei zu sein, war ein überwältigendes Gefühl.

Die Menschen um mich herum standen auf und huldigten Messi mit verbeugenden Gesten. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Immer wieder riefen sie seinen Namen, als wüssten sie, dass er eh trifft. Kurz vor dem Schuss fror der argentinische Dirigent die Komposition aus katalonischer Abendluft und dem angespannten, blauroten Farbenmeer von 70.000 Zuschauern für einen Moment der Stille ein…nur um sie danach in pure Ekstase zu verwandeln. Der Wahnsinn.

Unvorstellbar, dass die Erinnerung, die mir so viel bedeutet, am Ende wohl nur eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern der Karriere des kleinen Argentiniers sein wird. Unvorstellbar auch, dass andere Menschen in Zukunft wohl nie wieder derartiges erleben dürfen. Geht es nach Messi, läuft er in der nächsten Spielzeit nämlich nicht mehr in „blaugrana“ auf. Nach einer enttäuschenden Saison, in der der FC Barcelona ohne Titel blieb und dazu die spielerische Raffinesse vergangener Jahre vermissen ließ, hat er anscheinend genug.

Ein weiterer Grund für Messis Wechselwunsch soll außerdem der neue Barça-Coach Ronald Koeman sein. Laut der argentinischen Sportzeitung „Dario Olé“ wolle er Messis Privilegien im Kader streichen und ihm gegenüber, zum Wohle des Teams, unflexibel sein. Aussagen, die beim Anhang in Barcelona nur wenig Anklang finden. Am Dienstagabend kam es zu spontanen Mahnwachen vor dem Camp Nou, bei denen sich hunderte Fans versammelten, um Messi zu einem Verbleib zu bewegen und den Rücktritt des Barça-Präsidenten Bartomeu forderten.

Ich kann mir Lionel Messi bei keinem anderen Club vorstellen. Zu sehr möchte ich daran glauben, dass die Geschichte vom Talent aus Rosario, das mit 13 Jahren den Sprung nach Barcelona wagte und mit der Unterstützung des Vereines zum größten Fußballer aller Zeiten wurde, immer weitergeht. Zu eng ist Barcelonas DNA für mich an den Argentinier gekoppelt.
Sportlich wäre es sicherlich interessant ihn in einem Trio mit Raheem Sterling und Kevin De Bruyne oder Romelu Lukaku und Lautaro Martínez zu sehen – die Magie und die emotionale Bindung, die in seinen Auftritten im Barçadress immer mitschwang, dürfte jedoch verschwinden.

Bei aller Skepsis hat Lionel Messi trotzdem verdient, dass Verein und Fans seine Entscheidung akzeptieren. Denn das Einzige, was noch schmerzhafter als die Trennung von der alten Liebe ist, wäre eine Schlammschlacht, die ihr folgt.

Für mich steht fest: Egal, wo es den sechsfachen Weltfußballer hinzieht – in meiner Erinnerung wird er immer der sein, der sich im Trikot des FC Barcelona zur Legende schoss.


Von Ole-Jonathan Gömmel
(Kleiner Zauberfuß, schreibt aber lieber, Anm. d. Red.)

Auf wen sich Lionel Messi bei einem Wechsel freuen könnte: Inter Star Christian Eriksen mit direktem Eckballtor