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Kein Bock mehr auf EM!

Poppe wieder! Unser Autor Thomas Poppe hatte sich eigentlich auf die Europameisterschaft gefreut. Doch nach nur drei Tagen ist sein EM-Fieber von 40.2 auf knapp über den Gefrierpunkt gesunken. Und das liegt nicht an der schlechten Torquote und äußerst defensiv geprägten Spielen…


Die EM ist erst ein paar Tage alt. Dennoch hat sie etwas geschafft, was noch kein Turnier vorher schaffte: Ich habe von Tag zu Tag weniger Bock darauf. Das liegt an Terroristen, Nazi-Arschlöchern und Hooligans, aber auch an Fähnchen-Debatten und dem zu Tode publizieren jeder noch so kleinen Sache. Ich konnte nie verstehen, warum man sich eine Rote Karte per Frustfoul abholen muss. Aber aktuell gibt es gar nicht genug Schiedsrichter, wie ich gerne Blutgrätsche auspacken würde.

Hier ist mein Vinnie Jones-Eiergriff an alle Hooligans, die den Fußball als Bühne benutzen, um ihre kranke Geilheit auf Gewalt auszuleben.

Macht Kampfsport, gewinnt Box-Wettbewerbe oder trefft euch im Wald und poliert euch dort so lange die Fresse, wie ihr wollt. Aber hört auf, auf unbeteiligte Menschen einzuschlagen. Hört auf, das Eigentum anderer Menschen zu zerstören. Hört auf, mir das Gefühl zu geben, ich sollte besser nicht mit meinem Sohn in die Nähe eines Stadions.

Hier ist mein Cantona-Kung Fu-Kick für alle Nazi-Arschlöcher, die keine Fremden im eigenen Land wollen, weil das ja alles Kriminelle sind.

Und dann reisen sie ins Ausland, zeigen Symbole, die für unsere dunkelsten Geschichtskapitel stehen und benehmen sich, wie es ein Haufen Affen in der Obstabteilung im Supermarkt nicht schaffen würde. Ihr seid nicht Deutschland. Ihr seid eine Schande. Trefft euch in eurem Bunker und schaut euch die Highlights der Saison 1940/41 an, als Rapid Wien Deutscher Meister wurde.

Hier ist meine Zidane-Kopfnuss an alle, die in jedem schwarz-rot-goldenen Fähnchen die Rückkehr des Nationalsozialismus sehen.

Eine Debatte, die alle zwei Jahre neu beginnt und längst durchgekauter ist, als ein Hubba Bubba nach 20 Stunden. Menschen, die nicht nachvollziehen können, wie man Spaß am Support einer Mannschaft haben kann. Lasst euren Fernseher einen Monat aus, macht Urlaub in Holland und lasst die Menschen eine gute Zeit haben. Kapiert, dass für 99% die Deutschland-Fahne ein Fan-Utensil ist. Und wenn ihr es dann immer noch schlimm findet, verbietet doch einfach mal den BVB-Schal und das Bayern-Trikot.

Hier ist meine Walter Frosch-Blutgrätsche an alle, die mit einem nervigen Zwang alles kaputtposten müssen.

300 Leitartikel über die Aussprache von Payet? 5.000 Videos über den Eiergriff von Löw? 30.000 Posts zu Boateng als Nachbar von Neuer? Das ist alles interessant und witzig und richtig. Aber es ist doch auch mal gut, wenn es zum hundertsten Mal auf die gleiche Art und Weise in die Timelines der sozialen Netze geht. Macht es besser oder lasst es bitte dort, wo es zuerst stand, liebe Journalisten und Social-Media-Redakteure.

Ich habe sie noch im Schrank. Meine große Deutschland-Fahne von der Berlin-Reise während der WM 2006. Voll mit Unterschriften von Menschen aus den Ländern der Teilnehmernationen und Anfeuerungsrufen in der jeweiligen Landessprache. Von einem Turnier, das gerade mal zehn Jahre her ist und von dessen Stimmung und Zauber so wenig geblieben ist. Natürlich schaue ich mir das Turnier weiter an. Wie könnte ich es lassen. Vielleicht hole ich meine Fahne sogar noch aus dem Schrank und bekomme dieses „Fußball verbindet“-Gefühl von 2006 wieder. Aber wahrscheinlich bleibt das alles für mich dieses Mal nur ein Sommerlochfüller bis die Bundesliga wieder beginnt. Fanfreuden, erstickt in Debatten um singende Özils, unverkrampften Nationalismus, Terrorgefahr und dem Deo vom Bundestrainer. Leider!


Von Thomas Poppe
(fasst sich auch manchmal in den Schritt und riecht anschließend an seiner Hand, wird allerdings nur von der Überwachungskamera im FUMS-Office aufgenommen, Anm. d. Red.)

Lob, Kritik, Feedback, User-Meinung, Lottozahlen:

  1. Super geschrieben und trifft den Nagel auf den Kopf. Scheiß auf die Hooligan-Fähnchen-Mit-Der-Nazikeule-Abklopper, seht die EM und vor allem die Public Viewings als das was sie sind: ein großes Fest, auf dem die meisten Teilnehmer, unabhängig vom ethnischen Hintergrund, eigentlich nur zusammen eine geile Zeit haben wollen. Diese Events sind für mich eines der besten Beispiele multikulturellen Miteinander.

    1. Ist doch logisch, Leute die keine EM sehen wollen sollen nach Holland denn die Spielen nicht mit, also schauen es dort viel weniger als sonst 😉

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