wmteaserkatar
  • MEINUNG
  • News
FUMS Magazin » MEINUNG » Die Konsequenzen der Winter-WM

Die Konsequenzen der Winter-WM

Startet die WM in Katar wie angekündigt im November 2022, gerät der Bundesliga Terminplan gehörig durcheinander. Was wären die Konsequenzen eines Winter-Turniers? Cord Sauer hat die – nicht ganz ernst gemeinten – Antworten.

Weil man bei der Auslosung vor vier Jahren nicht ahnen konnte, dass im Wüstenstaat Katar der Sommer mit sommerlichen Temperaturen glänzt, statt Kamelrennen aber Fußballer bei 50 Grad Celsius um den Sieg eifern sollen, verschiebt FIFA-Boss Sepp Blatter den Sommer in den Winter: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar soll vom 28. November bis zum 23. Dezember ausgetragen werden. Was wären die Konsequenzen eines Winter-Turniers?


 

Winter-WM 2022 in Katar…

…was bedeutet das für mich als Fan?

Pures Chaos! Panini-Bilder im Adventskalender und Glühwein beim Public-Viewing. Doch das sind nur die harmlosen Nebenwirkungen: Wie enttäuscht erst wird Mutti sein, wenn es heißt: „Leider kann ich nicht zum Adventsessen kommen – Nigeria spielt gegen Honduras.“ Fanmeile statt Familie, Fanmeile statt Weihnachtsmarkt. Geschenkeshopping? Gar nicht dran zu denken. Na gut, vielleicht ein paar Merchandise-Artikel. Schland-Handschuhe oder so. Wer friert uns diesen Moment ein…

…was bedeutet das für die nationalen Ligasysteme?

Für die Engländer dürfte sich kaum etwas ändern, sie sind am 2. Advent ohnehin wieder zuhause. Doch grundsätzlich zerwürfelt die WM alle bestehenden Pläne und Regelmäßigkeiten. Der HSV muss sich schon im Juli (nach den ersten zwei Spieltagen) nach einem neuen Trainer umsehen, für die Bayern aber hat das ganze Theater natürlich nur Vorteile: wenn sie Herbstmeister werden, befinden wir uns auch kalendarisch tatsächlich noch im Herbst. Positive Auswirkungen auch für die Familie von Matthias Sammer – neben der Weltmeisterschaft im Dezember findet auch das FCB-Klubtrainingslager im Januar in Katar (Doha) statt. Eine zwischenzeitliche Heimkehr zu den Festtagen lohnt daher kaum, was so viel heißt wie: endlich mal ruhige, besinnliche Weihnachten für Frau und Kinder.

…was bedeutet das für die Spieler?

Vor allem für die deutschen Nationalkicker sind die Chancen auf den WM-Titel 2022 gestiegen, denn: der in der Vorweihnachtszeit traditionell hibbelige Philipp Lahm hat seine Karriere im DFB-Dress bereits beendet und stellt somit trotz übermäßiger Vorfreude keinen Risikofaktor für Jogis Jungs dar. Ansonsten ist die WM vor allem auch eine Plattform für das anschließende Wintertransferfenster. Lukas Podolski beispielsweise, dann 36 Jahre alt, kann sich ein letztes Mal auf großer Bühne empfehlen, um dann endlich den Sprung zurück zum 1. FC Köln zu schaffen. Für Christoph Kramer indes spielt keine Rolle, ob WM im Sommer oder Winter. Er kann sich anschließend ohnehin nicht mehr dran erinnern.

…was bedeutet das für die TV-Landschaft?

Die Winter-WM zerlegt das komplette Fernsehprogramm! ARD und ZDF haben schon mögliche Terminschwierigkeiten bezüglich den üblichen Wintersport-Übertragungen angekündigt. Die wirklich wichtigen TV-Ereignisse, die vom Fußball aber auch bedroht sind, haben sie jedoch bislang völlig vergessen: Wann wird die große Helene-Fischer-Weihnachtsshow nachgeholt? Was wird aus dem kleinen Lord? Steht Johannes B. Kerner nun endgültig vor dem Aus, wo nun auch sein Jahresrückblick vom Vorrundenspiel zwischen Venezuela und der Schweiz bedroht ist?

Die allesentscheidende Frage zum Schluss: Gibt es irgendwo knallig-pinke Daunenmäntel? Wir fragen für Kathrin Müller-Hohenstein äh…eine gute Bekannte.

Und was bedeutet das ganze Theater nüchtern betrachtet?

Nüchtern betrachtet ist ja eigentlich Quatsch – nicht umsonst gibt es Glühwein. Wer aber dennoch einen leckeren Wintertee und Spekulatius bevorzugt, kommt schnell zu der Erkenntnis: Weltmeisterschaft heißt Weltmeisterschaft, weil es ein globales Event ist, das – und so will es der Blatter-Sepp – überall auf dem Erdball ausgetragen werden soll. Gleichberechtigung für alle und so. Überall bedeutet: Verschiedenen Länder, verschiedene Kulturen, verschiedene Anstoß- und Jahreszeiten. Schon 2002, als das WM-Finale um 14 Uhr MESZ in Yokohama stieg, haben wir gemeckert, gemosert – und es überlebt. Auch 2022 werden wir das Gekicke zu unserem ganz persönlichen Wintermärchen machen. Die überdimensionalen Kosten aber, der hohe Preis, den die Umwelt dafür zahlen wird und viele weitere bitterböse Nebeneffekte werden dafür sorgen, dass mindestens bis zum Winter 2022 frei nach ARD-Mann Matthias Opdenhövel zitiert werden darf: schwindelige FIFA-Flöten.


 

Dieser Artikel ist ebenfalls als Gastbeitrag auf www.gq.de erschienen und HIER einsehbar.

Von Cord Sauer
Foto: imago

Schlagworte: Katar, WM 2022,