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BVB-Fans? Heult leise!

Nachdem sich Fans in Schwarz-Gelb bereits nach Werder gegen Bayern über das größte Fehlurteil des Fußballs einig waren, gab es nun bei Dortmund gegen Schalke auch noch den heftigsten Skandal der Menschheitsgeschichte. Zumindest, wenn man den Kommentare im Netz Glauben schenken darf. „Heult leise“, sagt unser Mega-Motzki Thomas Poppe und nimmt sich die Verschwörungstheoretiker zur Brust, die erstaunlich oft ein „Echte Liebe“-Logo auf dem Profilbild haben.


Liebe BVB-Fans,

ich mag euch eigentlich. Wirklich! Auch wenn mein Fußball-Herz für Bayern schlägt, hatte ich mit vielen von Euch ganz oft tolle Diskussionen, bewundere euren geilen Fußball, den ihr häufig spielt. Seit ein paar Tagen hab ich allerdings das Gefühl, dass nicht wenige von euch kaum besser sind, als die Erfolgsfans, die bei meinem FCB immer so gerne belächelt werden. Teilweise sind eure Thesen wilder als auf einer Jahreshauptversammlung von Impfgegnern. Ich warte schon auf die Fan-Choreo mit Aluhüten. Erst nicht einsehen wollen, dass ihr Meister werden könnt, jetzt empört, weil ihr es wohl nicht werdet. Es sind nicht alle, aber außerordenltich viele. Und denen sage ich folgendes: Tut mir bitte einen Gefallen – heult leise!

Emotionen gehören dazu. Emotionen vernebeln. Die Fan-Brille beim Spiel aufhaben, das geht für mich klar. Stunden oder sogar einen Tag danach die klarsten Dinge nicht sehen wollen, da wird’s peinlich. Ihr tut ja so, als wäre der BVB der Prügelknabe der Liga in Sachen Fehlentscheidungen. Fragt mal in Augsburg nach, die einen klaren Elfmeter gegen euch nicht bekamen und dann 3:4 verloren haben. Oder Wolfsburg, denen gegen euch ein Elfer bei eurem 1:0-Sieg nicht gepfiffen wurde. Ihr seid weit weg von Benachteiligung, ihr seid diese Saison ein typischer „Gleicht sich alles aus“-Verein. Fragt mal in Freiburg nach, die gestern einen viel umstritteneren Elfer gegen sich kassiert haben und nicht herumbitchen, als hätte man einem Kleinkind das Eis aus der Hand geschlagen. Ein wenig fühlt es sich mit euch an, als würde jemand vor einem Rollstuhlfahrer stehen und über einen eingewachsenen Fußnagel klagen. Und nach dem 1:1 der Bayern, weiß man echt nicht mehr, wen man mehr auslachen soll – euch oder die Bayern.

Kommen wir zu Felix Zwayer:
Dem ehemaligen Hoyzer-Linienrichter, wie ich mehrfach lesen musste. Jener Zwayer, der offenbar der größte Wettmafia-Pate aller Zeiten ist und schon im Bayern-Strampler geboren wurde. Jener Zwayer, der im letzten Jahr das Pokalfinale pfiff und den Bayern am Ende den Elfer versagte, den sogar Kevin-Prince Boateng mit „Hahaha, klarer Elfmeter“ kommentierte. Jener Zwayer, der nach dem Spiel super reflektiert alle Entscheidungen erklärte, sogar selbst bestätigte, dass diese Handspielregel Mist sei, aber bei korrekter Regelauslegung eben ein Pfiff unvermeidbar war. Bei Reus und Wolf müssen wir eigentlich nicht reden. Mit offener Sohle und von hinten in die Achillessehne von Serdar, der einfach nur sehr viel Glück hatte, dass er seinen Beruf in den nächsten Monaten weiter ausüben darf. Alternativlos, wie selbst Reus das nach Abpfiff einsah. Zwei Nummern über jedem anderen der Fouls in diesem Spiel, die ihr auf eine Stufe stellt.

Ihr habt es selbst verkackt, wenn es nicht reicht, Freunde! Sieben Punkte Vorsprung vor dem 21. Spieltag. Nochmal: Sieben! Bis zum 16. Spieltag waren es sogar 9. Ihr seid auf Platz 5 in der Rückrundentabelle. Selbst bei den 27 Punkten, die ihr geholt habt, war nicht selten das dabei, was ihr sonst in München gerne als Bayern-Dusel bezeichnet. Ich nenne das „Willen zeigen“ und die Siege in Berlin oder gegen Wolfsburg habt ihr euch damit auch ehrlich verdient. Genauso, wie ihr euch eben gegen Hoffenheim nach 3:0-Führung oder gegen Schalke mit teilweise 86% Ballbesitz angestellt habt, wie U9-Spieler. Vom emotionslosen Schlachtfest in der Allianz Arena ganz zu schweigen. Aber an diesem einen Handelfmeter gegen eine Mannschaft, die eine gigantische Chaossaison spielt, hat’s jetzt gelegen. Natürlich! Wie unverbesserlich sich da die Betrogenen gegenseitig in neue Sphären hypen, ist raketenhafter als euer Aufstieg in der Hinrunde.

Ein Vorschlag zur Güte

Ich schlag euch was vor: Glaubt weiter an die Meisterschaft. Und wenn es nichts wird: Seid stolz auf diese wirklich geile Spielzeit, die halt einfach eventuell nicht mit einem Titel belohnt wird. Ihr habt Europa aufgemischt, habt die Liga gerockt, habt das vielleicht größte Offensivtalent in Europa im Kader und richtig geile Transfers getätigt. Mit Hazard und ein oder zwei weiteren Einkäufen werdet ihr noch besser, noch reifer, noch heißer in die neue Saison gehen. Gegen Bayern, die zwar groß einkaufen, aber eben auch erstmal in der Findungsphase sein werden. Seht doch einfach ein, dass kein Zwayer, kein DFB und kein Hoeneß-Bestechungsgeld euch die Meisterschaft gekostet hat, die ich euch von Herzen gegönnt hätte. Und hört bitte auf, plötzlich über eine Handspielregel zu reden, als würde man verarmten Senioren die gesammelten Pfandflaschen von der Rente abziehen, wenn es euch vorher einfach 30 Spieltage am Arsch vorbei ging. Macht geilen Support, gebt weiter Gas und steckt eure Kraft lieber in die letzten drei Saisonspiele, weil Bayern am Ende vielleicht eben doch noch was liegen lässt, wie heute in Nürnberg. Wenn der FCB in Leipzig verliert und ihr auch gegen Bremen, Düsseldorf oder Gladbach etwas liegen lasst, dann zieht wenigstens eine Lehre aus diesem Wochenende und packt euch an die eigene Nase.

Herzlichst,
Thomas Poppe


Von Thomas Poppe
(wird zumindest optisch häufig mit Franz Josef Wagner verwechselt, Anm. d. Red.)