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Rücktritt nach Arschtritt: Warum Wagner der letzte geile Typ ist

Poppe wieder! Sandro Wagner tritt aus der Nationalmannschaft zurück – der Rauswurf aus dem (vorläufigen) WM-Kader hat zu tief gesessen. Das Statement des wohl unbequemsten deutschen Stürmers zeigt ein weiteres Mal klare Kante und genau das war es wohl, was Löw beim Turnier am wenigsten gebrauchen kann. Bitter. Unser Stammspieler Thomas Poppe hat das Spielchen mal für euch an der Taktiktafel analysiert.


Da können jetzt natürlich alle Sandro Wagner als Heulsuse hinstellen und lachend „Mimimi“ unter die Zeilen zu seinem Rücktritt kommentieren. Die gleichen Leute, die sonst klagen, dass es keine Typen mehr gibt und dass das nicht mehr der gute alte Fußball ist, weil alles durchgestyled ist, alle nur noch PR-Berater-Sätze auswendig lernen und keine Sponsoren verärgern wollen.

Man muss Sandro Wagner nicht mögen. Man muss ihn auch nicht für die WM nominieren – ein Petersen, ein Gomez, ein Werner – die haben das auch verdient. Aber man muss verstehen, dass das für einen wie Wagner, der die meisten Quali-Tore erzielt hat, der in München starke Spiele gemacht hat und sich gleichzeitig super untergeordnet hat und der so sehr an die Erfüllung seines Traumes geglaubt hat, ein totaler Schlag in die Fresse ist. Als würde deine Frau eine Stunde vor der Hochzeit per WhatsApp mit dir Schluss machen.


Eine Entscheidung gegen den Menschen, nicht gegen den Spieler Wagner

Nicht, weil es drei bessere Kicker gibt, sondern offenbar, weil es drei Kicker auf ähnlichem Niveau gibt, die aber nicht Gefahr laufen, in einem Interview etwas Dummes zu sagen. Jögi Löw hat gestern  – ohne Namen zu nennen – selbst erklärt, dass es eine Entscheidung gegen den Menschen Wagner ist und nicht gegen den Spieler, sagte u.a. sinngemäß, dass sich das Team auch außerhalb des Platzes gut harmonieren müsse. Wenn Löw nach der WM 2022 eventuell aufhört, ist Wagner 34 Jahre alt. Die Ära Löw wird auch jene Ära sein, in der die letzten „echten Typen“ aus der Nationalmannschaft verschwanden. Mit Thomas Müller hat man den Quoten-Typen, das reicht. Kruse, Großkreutz, Wagner…. die Liste wird immer länger. Wer frei von peinlichen privaten Handyfotos ist, der werfe den ersten Döner.

Das alles zusammengenommen ist dieser Rücktritt eigentlich die einzig logische Konsequenz und Wagners Worte kein Mimimi sondern vielmehr eine reflektierte Zusammenfassung eines geraden Kerls. Man muss Sandro Wagner nicht mögen. Man kann über seine Aussagen lachen. Aber dann darf man auch bitte nie mehr etwas über diesen Fußball sagen, der immer mehr von Marken statt von Menschen dominiert wird.


Von Thomas Poppe
(gefährdet die Harmonie im Team und zeigt oft klare Kante, aber eine Nicht-Nominierung für Team FUMS kommt auch nicht infrage, Anm. d. Red.)

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