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Wie die UEFA unseren Fußball kaputt macht

Poppe wieder! Unmittelbar vor dem EM-Finale zieht unser Autor Thomas Poppe ein Resümee und ist dabei hochgradig genervt von der UEFA und ihren Funktionären, die scheinbar mit aller Macht versuchen, den Fußball kaputt zu reglementieren. Ein Protestschreiben an die Heinis in ihren 1.000-Euro Anzügen.


Die EM ist fast vorbei und nach einem schlechten Start wurden das Turnier und ich doch noch gute Freunde. Als die Hooligans weg waren und die Mauermannschaften nach und nach die Segel strichen, wurde mir eines von Spiel zu Spiel bewusster: Fußball, das einfache Spiel von 22 Menschen auf zwei Tore, ist geil und wird es auch immer bleiben. Was bleibt ist die Frage, warum ein Verband wie die UEFA diese natürliche Schönheit mit aller Macht beschmutzen will. Die zahlreichen Regeländerungen und Vorschriften sind so überflüssig wie ein Schminktutorial von Cathy Hummels. Es bleibt einfach ein Beigeschmack, der von Turnier zu Turnier ein wenig fader und bitterer wird.

Fußball – gefangen im Netz der Spinner! Ernsthaft, das muss man erst mal schaffen. Ein Spiel, so einfach wie ein Spiegelei, so dramatisch wie die 9. Folge jeder „Game of Thrones“-Staffel und so beliebt wie Sommerferien bei Schulkindern. Das muss man erst mal irgendwie verhunzen. In meinem Kopf sitzen sie in ihrer vergoldeten Geheimzentrale in Nyon. Die ergrauten UEFA-Funktionäre im 1.000€-Anzug.

Und dann wird überlegt, was man ändern kann. „Wir könnten alles lassen, wie es ist. Hat doch gut funktioniert“, sagt einer. Kurze Stille. Dann lachen sie alle laut los.

Am Ende einigt man sich auf 24 statt 16 Teams und 51 statt 31 Spiele. Mehr Teams, mehr Kohle. Anstoßzeiten primär um 21 Uhr. Für den Weltmarkt. Scheiß auf die europäischen Kids, die das sehen wollen. Gegenwind? Höchstens ein laues Lüftchen.

Irgendwie müssen die UEFA-Heinis sich dann ein Spiel draus gemacht haben. So wie ein paar Jungs, die schauen, wer sich traut, im Klassenzimmer am lautesten „Penis“ zu sagen. Wer bringt die größte Schnapsidee an den Mann? „Komm, wir machen einen Countdown vor dem Anstoss“ war nur der Einstieg. Schnell wurde das mit „Zwei gelbe Karten in fünf Spielen bedeuten eine Sperre“ überboten und mit „David Guetta drückt einen Knopf bei der Eröffnungsfeier“ oder „Gesperrte Spieler dürfen nicht mit ihrem Team auf der Bank sitzen“ getoppt.

Und als dann irgendwem auffällt, dass bei sechs Gruppen kein vernünftiger KO-Modus entsteht, geht einer All In mit „Komm, die besten Gruppendritten kommen auch weiter, dann passt das doch wieder“. Dass das alles längst primär für Eventfreunde hochfrisiert wurde, ist geschenkt. Ein sportlicher Eurovision Songcontest, der krampfhaft allen schmecken soll. Und wenn das Turnier dann läuft und alle sich in die Isländer verlieben und plötzlich der reine Fußball bei Spielen wie Deutschland gegen Italien im Vordergrund steht, fangen sie wieder an ihr Penis-Spiel zu spielen.

„Wie wär’s, wenn wir diesen Typen sperren, der das Video gebastelt hat, wo alle gleichzeitig den Elfer schießen?“

„Coole Idee. Und dann verbieten wir noch Spielerkinder auf dem Feld – die tragen keine Kleidung von Sponsoren und Emotionen machen die Fußballprofis so menschlich und fehlbar!“ – „Ich hab’s, ich hab’s. Und wir lassen einen Schiri aus Italien das Halbfinale der Deutschen pfeifen.“ Gut „Penis“ gebrüllt, ihr Funktionärs-Löwen. Wirklich gut. Und jetzt?

Jetzt freue ich mich auf die Bundesliga, die zum Glück noch ein paar Schritte hinterher hinkt und hoffe, dass sie das noch lange so macht. Jetzt warte ich gespannt, welchen Dünnpfiff die FIFA neben der Aufstockung auf 40 Teams übernimmt. Aber vor allem hoffe ich, dass diese ganze Scheiß-Kommerzblase irgendwann platzt. Dass das reine Fußballspiel wieder Stück für Stück in den Vordergrund gerät.

Dass es wieder mehr um Tore wie das von Shaqiri und geile Typen wie Buffon und Überraschungen wie Wales geht. Dass Änderungen auch mal wieder dem Spiel und nicht dem Event dienen und vielleicht sogar Funktionäre diese Dinge entscheiden dürfen, die nie aufgehört haben, den Fußball so geil zu finden, wie ich es wohl immer tun werde. Das einfache Spiel von 22 Menschen auf zwei Tore. Ein frommer Wunsch, ich weiß. Aber in einer Welt, in der Island es ins Viertelfinale einer EM schafft, gebe ich die Hoffnung nicht auf.


Von Thomas Poppe
(wird von FUMS als Nachfolger von Gianni Infantino vorgeschlagen, sobald er sein Haupthaar verloren hat, Anm. d. Red. )