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Kritik am Fadenkreuz: Die Doppelmoral des FCB

Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge und der FC Bayern verurteilen die jüngsten Hopp-Anfeindungen einiger BVB-„Fans“ in einer Stellungnahme aufs Schärfste. Gut gemeint, leider nur komplett unglaubwürdig – findet unser hauseigener Bayern-Sympathisant Thomas Poppe. Hier erklärt er, warum.


Der FC Bayern, besser gesagt ‚mein‘ FC Bayern, hat sich heute mit einer Stellungnahme zu den Anfeindungen gegen Dietmar Hopp geäußert und diese auf das Schärfste kritisiert. Das ist zunächst mal prinzipiell eine gute Sache, denn auch ich verurteile die beteiligten BVB-Anhänger in jener Sache auf das Schärfste. Hier ist eine Linie überschritten worden, die mit gesunder „Verachtung“ längst nichts mehr zu tun hat. Im Fußball gehören Anfeindungen dazu. Am liebsten stilvoll, am besten noch lustig. Einen Funktionär als „Hurensohn“ zu bezeichnen, seinen Kopf mit Fadenkreuz im Gesicht abzubilden – das überschreitet die Grenze weit.

Was aber genau haben jetzt Uli und Kalle mit der Sache am Hut? Zum einen packt man jede Gelegenheit beim Schopfe, dem BVB einen Mittelfinger über Bande zu zeigen, zum anderen sind die guten Verbindungen zwischen den Ho-Boys (Hopp und Hoeneß) kein Geheimnis. SAP sicherte sich erst vor einer Woche die Namensrechte an der neuen Multifunktionsarena in München, dessen Hauptnutzer die FC Bayern Basketballer sind. Nun gibt es inhaltlich am Statement nichts zu Rütteln. Hopp engagiert sich im sozialen Bereich mit gigantischen Projekten und Summen, ist ein wirtschaftlicher Segen für eine komplette Region und zahlt seine Steuern in Deutschland, obwohl er im Ausland Millionen sparen könnte.

Dass sich der FCB zu BVB-Fans vs. Hopp äußert, ist durchsichtiger als Glasnudeln

„Der Fußball muss sich gegen Aggressionen dieser Art solidarisieren. Wir müssen zusammenstehen, um solche Entgleisungen zu unterbinden“, heißt es weiter und hier wird aus der Botschaft ein ziemlich großes Glashaus. Denn wenn einer gerne Steine wirft, dann ja wohl Uli Hoeneß. Die jüngste Vergangenheit war ein einziger Steinbruch des Präsidenten: Über Özil sagte er „Der spielt seit Jahren einen Dreck“ und holte zum großen Rundumschlag aus, als alles längst gesagt war. Karim Bellarabi bekam nach seinem fiesen Foul an Rafinha das prädikat „Geisteskranker“ zugeschrieben und auch Kalle Rummenigge hatte letzte Saison kaum Besseres zu tun, als Jérôme Boateng den Kleiderstil diktieren zu wollen.

Auf der einen Seite Abscheu für Paris, Chelsea und ManCity – und auf der anderen Seite Deals mit Unrechtsstaaten, um nicht den Anschluss an genau jene Teams zu verlieren. Gestern noch die große Kritik am Neymar-Transfer, heute die freche Ankündigung, dass man bald selbst auf große Shopping-Tour durch Europa gehen wolle – weil man es könne. Und überhaupt: Wo waren denn diese kritischen Statements während der #wirsindmehr-Hochphase? Keine Aggressionen mehr, wollen die Bayern-Bosse sehen. „Das müssen wir verhindern. Durch Solidarität, durch gemeinsames Handeln und schlicht und einfach durch den Erhalt und die Pflege von Anstand und Sitten.“ Vielleicht wäre es gut, wenn man den Besen zunächst mal vor der eigenen Haustüre ansetzen würde. Oft genug habe ich das Handeln meines FCB gegen Anfeidungen aller Art verteidigt. In letzter Zeit fehlen mir leider die Worte.


Von Thomas Poppe