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Wie süß, es ist ein Brazzo!

Brazzo Salihamidzic wird neuer Sportdirektor beim FC Bayern. Doch was so heftig diskutiert wurde, wie das Ende von „LOST“ ist dann auch genauso ernüchternd wie selbiges. Eben noch Flügelflitzer, Chef-Weißbierduscher und Markenbotschafter, jetzt der Mann für die schlauen Sätze am Sky-Mikro. Fußballer – sie werden so schnell groß. Und ganz Fußballdeutschland fragt sich: Warum gerade der?


„Brazzo“ bedeutet übersetzt „Bürschchen“ und genau das wird auch sein Status bei Hoeneß und Rummenigge sein. Lästige Termine verrichten, mit ein paar Statements nach Niederlagen von der Mannschaft ablenken und im Hintergrund kurz „Gute Idee, Jungs!“ sagen, wenn das Transfer-Dreigestirn Reschke, Kalle und Ulli an neuen und bezahlbaren Lösungen für den Angriff auf die Champions League basteln. Drei Jahre Ausbildung ohne Berufsschule, so kann man das vielleicht schöner ausdrücken.

Ob der Schüler übernommen wird, unklar. Aber warum gerade Brazzo? Die Bayern steuern auf ein Imageproblem zu. Der selbsternannte Familienbetrieb wird auf dem Platz immer mehr zum Sammelbecken von internationalen Fast-Weltstars. Wo man einst Typen wie Effe, Basler oder Klose holte und wo früher Lahm, Müller, Schweini und Badstuber aus der eigenen Jugend empor stiegen, setzt man heute auf Tolisso, James, Coman oder Thiago. Auch neben dem Rasen steuerte man zuletzt mit Asien-Reisen und Katar-Trainingslager weg von Philosophien, die für viele Fans den Verein ausmachten.

Imageproblem? Mia san immernoch mia!
Mit der Rückkehr von Sagnol als Co-Trainer und Brazzo Salihamidzic als Sportdirektor will man zeigen: #miasanimmernochmia #zumindestnebendemplatz #irgendwie. Doch dann muss man am Ende der Suche auch ehrlich sein und festhalten: Hasan ist Plan H und nicht Plan A, B oder C. Eberl, Lahm, Kahn, Klose… – von allen Kandidaten, die selbst mal das Trikot der Bayern trugen, waren eigentlich nur noch Lodda, Elber und Brazzo übrig. Der eine kann nicht so gut deutsch und Elber hatte auch keine Zeit.

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Das „bigger picture“ hinter Salihamidzic, vielleicht kennen wir es einfach nicht. Vielleicht ist er eine Übergangslösung, weil Eberl erst 2019 kommen will. Vielleicht ist er eine Notlösung, weil man im Telefonbuch schon bei S ankam und langsam nervös wurde. Vielleicht ist er auch einfach nur eine mutige Idee, die in der Rangliste der dummen Ideen bei den Bayern ohnehin niemals an „Klinsmann als Trainer holen“ rankommen wird. Wenn man ehrlich ist: die Stelle des Sportdirektors beim FC Bayern ist die unwichtigste im deutschen Profifußball, solange Hoeneß und Rummenigge das Zepter in der Hand halten.

Der, der immer da war
Warum also nicht einen Typen hinstellen, der schon als Spieler zunächst belächelt wurde, als er von Hamburg an die Isar wechselte? Am Ende war er immer da, spielte oft, holte alle wichtigen Titel und lebt den FC Bayern bis heute. Mia san mia Mentalität. Et voila. Wenn er schon nicht viel zu sagen hat – das was er sagen wird, verspricht kultig zu werden.

Wenn seine Wortgefechte mit den Reportern nur halb so gut werden wie seine Duelle mit Roberto Carlos bei den Schlachten gegen Real Madrid, dann hat sich die Verpflichtung auf jeden Fall gelohnt. Und vielleicht wird am Ende aus dem Bürschchen doch mal wieder ein Dauer(b)renner mit Erfolgsgarantie.


Von Thomas Poppe
(war bei FUMS erst Not-, dann Übergangslösung, mittlerweile aber festgespielt nicht zuletzt wegen seiner guten Deutschkenntnisse, Anm. d. Red.)