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Reif? Ich werde ihn nochmal ein bisschen animieren!

Die Bundesliga-Saison ist beendet. Wir wollen nicht sentimental werden, aber: Neben dem kompletten VfB Stuttgart haben sich auch Franz Beckenbauer und Marcel Reif verabschiedet. Einer ist zum Glück noch da: Fritz von Thurn und Taxis. Wir haben den Sky-Kommentator per Telefoninterview gefragt, was er seinem Freund „Marcello“ mit auf den Weg gibt, wer neuer Chefkommentator wird und wann sein neuer Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben wird…


FUMS: Fritz von Thurn und Taxis, wie geht es Ihnen?
Fritz von Thurn und Taxis: Wie’s mir geht? Mir geht’s gut. Ich warte auf den Sommer. Der ist ja nicht gekommen bisher. Die Saison ist zuende, ich bin noch ein bisschen im Büro und arbeite auf, was liegen geblieben ist. Die EM machen wir bei Sky ja nicht…

Ihr Kollege Marcel Reif hat sich bereits aus der Bundesliga verabschiedet, kommentiert nur noch das Champions League-Finale und dann ist Schluss…

Ich hätte mir gewünscht, dass er für dieses Endspiel die Bayern bekommen würde, weil…wenn ich mich gut erinnere, hat er damals nach seinem Wechsel zu Premiere sein erstes Champions League-Finale im San Siro kommentiert, Bayern gegen Valencia. Insofern hätte sich der Kreis für ihn wunderbar schließen können. Andererseits: der innerspanische Vergleich wird atmosphärisch auch anspruchsvoll. Ich werde ihm wahrscheinlich vor dem Finale eine SMS schreiben, um ihn ein bisschen zu pushen. Ihn nochmal ein bisschen animieren…

Wie werden Sie Ihren „Marcello“ verabschieden?
Verabschiedung – wird so sein, dass wir uns gemütlich zusammensetzen, wie immer gut essen, gut trinken und übers Leben philosophieren.

Gefragt nach Gründen für sein Ende bei Sky gab Reif immer wieder auch die Anfeindungen ihm gegenüber in den Stadien an. Wie werden Sie eigentlich so von Fans empfangen und behandelt?
Ach, wissen Sie…ich kann nicht klagen. Es kommen viele Leute auf mich zu, grüßen mich, sprechen mit mir, machen Fotos und bitten um Autogramme. Das ist immer alles sehr nett.

Die, die mich nicht mögen, kommen ja gar nicht. Die beschimpfen mich später im Internet. Aber das muss man aushalten.

Wer ist Ihr größter Kritiker? Und sagen Sie jetzt nicht, ihre Frau…
Das bin ich selbst. Da gibt es auch Gründe dafür. Wenn man selbst zu sich ehrlich ist, dann weiß man schon, was war gut und was war schlecht. Dafür kriegt man im Laufe der Zeit schon ein Gefühl. Und generell muss ich sagen: Je höher du aufsteigst, desto einsamer wirst du da. Vernünftig Kritik zu üben ist sowieso immer problematisch.Verraten Sie uns, wer neuer Chefkommentator wird?


Wissen Sie, mir geht das mit diesem Zusatz „Chef“ auf die Nerven. Wir haben bei Sky ein riesiges Reservoir an erstklassigen Kommentatoren. Die werden von der Redaktion je nach Form und nach Bedarf entsprechend prominent eingesetzt.

„Chefkommentator“ braucht man nicht, ist unnötig und wird total überwertet. 

Würden Sie zustimmen wenn wir sagen: Nach dem Reif-Abschied sind Sie der letzte Kommentatoren-Mohikaner, der wirklich noch frei raus sagt, was er gerade denkt?
Nein! Ich glaube, das ist nicht so. Ich bin der letzte dieser Generation, das schon. Aber ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass ich der Einzige bin, der klare Kante zeigt. Das macht ja auch die Qualität eines Kommentators aus, dass er auch mal bittere Wahrheiten verbreiten kann. Wir haben bei Sky genügend Kollegen, die das können.

James Bond, Game of Thrones, Pacquiao vs. Mayweather…wie sehr nervt es, während eines Fußballspiels Werbung für andere Sky-Produkte machen zu müssen? Das kann Ihnen doch nicht gefallen, oder?
Dass das nicht zu unseren ersten Ausgaben gehören sollte, is klar. Dass es schönere Aktionen gibt, als das zu tun ist auch klar. Aber es geht nicht drum, obs gefällt. Es ist einfach nötig. Wir sind halt die Einzigen, die unsere Abonnenten live ansprechen können. Dann sehe ich das schon als  wichtige Aufgabe an, unsere Zuschauer auf andere Formate hinzuweisen.
 
Bereitet man diese Überleitungen vor oder kommen die spontan?
Es gibt eine Liste. Die schau ich mir kurz an. Mein Assistent zeigt mir dann an: „Du…jetzt wärs soweit.“ Im Grunde genommen kommt es dann sehr spontan. Wie isses denn? Wie kommts an?

Naja, im Grunde sind vermutlich viele Zuschauer davon genervt, vor allem, wenn der Mayweather-Kampf acht Wochen lang in jedem Spiel erwähnt wird. In Ihrem Fall müssen wir allerdings sagen: Sie schaffen es doch immer wieder, mit besonderen Überleitungen zu glänzen. James Bond haben Sie beispielsweise mal überragend eingebunden („Wenn Ihnen hier zu wenig Spannung drin ist, dann kann ich sie auf den letzten James Bond aufmerksam machen. Also den letzten mit Daniel Craig. Ich hab ihn mir angeschaut. Sensationell.“)….

Ich erinnere mich…bei einem Spiel in Hoffenheim…

Da hatte ich gerade ausgeholt zur James Bond-Überleitung, aber genau in dem Moment glänzt der TSG-Torhüter mit einer Riesenparade.

..das ist dann eine heikle Situation, dann rettet man sich so. Ich sage Ihnen aber auch ganz ehrlich: Der größte Serienfan bin ich nun nicht…

Sie haben jetzt exklusiv die Möglichkeit, zu verkünden, dass Sie Ihren Sky-Vertrag noch einmal um weitere fünf Jahre verlängert haben…

Da gibt es nichts Neues. Mein Vertrag läuft – wie die aktuelle Rechteperiode – noch ein Jahr. Bis Sommer 2017.

Dann ist Schluss?
Wir setzen uns jetzt bald gemütlich zusammen und dann schaun mer mal.

Sie hätten noch Lust?
Puhhh, das muss ich mir noch überlegen.

Es ist nicht so, dass ich sage: Man soll aufhören, wenns am Schönsten ist. Am Schönsten war es vielleicht schon vor zehn Jahren.

Aber irgendwann muss man eine Entscheidung treffen. Bevor zu viele  Menschen sagen: „Weg mit ihm“, sollte man aufhören. Man muss sich zusammensetzen und zusammenfinden. Ich will hier gar nicht zu viel sagen. Wenn ich jetzt behaupte, ich will unbedingt weiter machen, baue ich vielleicht auch unnötig Druck auf.

Okay…abschließend: „Der Steakliebhaber aus Argentinien“ – wer hats gesagt? Fritz von Thurn und Taxis oder Vera Int Veen bei „Schwiegertochter gesucht“?
Das stammt von mir, das weiß ich ganz genau. Das war wichtig für Augsburg. Es stand 0:0 gegen Köln, der FCA wollte gewinnen. Ich habe vor dem Spiel mit Weinzierl gesprochen, der Bobadilla ist ein komplizierter Typ, aber ein wichtiger Mann. Der geht voran. Wissen Sie…Argentinien und Steak, das passt. Dann sehe ich seinen Körperbau und gehe einfach mal davon aus, dass er dem Steak nicht abgeneigt ist. Ich wollte einfach klar machen, wo er her kommt.

So, und was war jetzt mit dieser Vera van Veen?

„Ein dickes, fettes, schönes Stück Lachs“ – Fritz von Thurn und Taxis oder Reiner Calmund bei „Grill den Henssler?“
Ja, das war ich auch, Benfica Lissabon. Zu dem Adler dort gibt es eine schöne Geschichte, die wir extra vorbereitet hatten. Aber die Spieler waren schon früh auf dem Feld, zehn Sekunden, bevor ich auf Sendung war. Da sagt mir mein Redakteur: „Wir müssen den Adler weglassen.“ Ich war aber so gepolt, dass ich es trotzdem gebracht habe,  ein bisschen zumindest. Der Adler hat mich so beeindruckt. Ich kanns Ihnen ja nochmal erzählen: Der Vorgänger-Adler von Benfica, das war ein fauler Hund (lacht). Ein schönes Zitat, der Adler als fauler Hund. Der ist höchstens zwei Runden geflogen. Und deshalb hat Benfica den Adler samt Falkner zu Lazio Rom transferiert, die haben den Adler ja auch im Wappen. Naja, und der fliegt jetzt dort. Es werden also nicht nur Spieler transferiert, sondern sogar schon Adler und Falkner.


(Interview: Cord Sauer)

 

Lob, Kritik, Feedback, User-Meinung, Lottozahlen:

  1. Schönes Interview – wenn’s das jetzt noch zum Anhören gäbe… FvTuT ist gelesen nur halb so gut!^^

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