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Das Leid mit den Trikot-Bettlern

„Rade Prica, schenk mir dein Trikot“ war das allererste Schild an das sich die FUMS-Redaktion erinnern kann. Eine geniale Idee, fanden damals alle und ließen dem genialen Fan seinen Erfolg und das Trikot. Seit Fans wieder in die Stadien dürfen, scheint etwas passiert zu sein. Zur Standard-Ausrüstung gehört mittlerweile ein Schal, ein Sitzkissen und das obligatorische Schild. Unser Schildbürger Jan Budde hat sich dazu seine Gedanken gemacht…


Sind sie euch auch schon aufgefallen? Die Leibchen-Jäger und Trikot-Sammler? Was dem frühen Menschen die Keule ist dem Homo Supportus sein Trikotwunsch-Plakat. Früher war man ein Rockstar, wenn getragene Unterwäsche nach einem geworfen wurde. Heute ist man erfolgreich, wenn man die getragenen Klamotten zurückwirft.

Die Frequenz der auf Papp-Kartonage herbeigesehnten Trikots vom Feld in die Kurve ist inzwischen so hoch, dass man sie getrost als Stoffwechsel bezeichnen kann. Und bei manchem Fan bekommt man den Eindruck, man sei nicht für das Spiel sondern lediglich für das Trikot und die mediale Aufmerksamkeit ins Stadion gekommen. Doch Trikotwunsch ist nicht gleich Trikotwunsch. In der Flora und Fauna der Kurve unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten: dem Bettler, dem rehäugigen Kind und dem Flitzer.

Letzterer ist plumperer Natur, zeigt aber körperlich den meisten Einsatz, indem er vom Trikotwunsch beseelt, den direktesten Weg zum Stürmerstar findet und Körperkontakt sucht. Er (ja, er) sieht darin auch gar kein Problem oder empfindet sein Vorgehen als Fehlverhalten. Den Mut einen echten Trikottausch durchzuziehen, dem Gegenüber das eigene verschwitze Shirt hin- und die Plauze neben das Sixpack des Angebeteten zu halten, kann der Flitz aber nicht aufbringen – wäre ja auch irgendwie aufdringlich.

Das rehäugige Kind hingegen ist wohl die Gattung, der man am ehesten einen etwas grotesk anmutenden Hang zur Heldenverehrung zugesteht. Solange das Kind kein Bayern-Fan ist, kann man den Eltern ohnehin erst mal keinen Vorwurf machen. Der Bettler tritt im Rudel auf, hängt halb über der Brüstung des Oberrangs und hat ein lautes Organ, um auf sich aufmerksam zu machen. Im Gegensatz zum Flitzer, der sich anpirscht und im Vollsprint angreift, ist für den Bettler ein hochfrequentes Jaulen oder forderndes Bellen charakteristisch. Darf aber nicht verwechselt werden mit dem gemeinen Pöbler.

Nur eines eint sie alle: Wenn es im Stadion nicht klappt, dann wird auf Social Media so lange weiter genervt, bis der gewünschte Profi endlich reagiert. Ich warte auf den Tag, an dem ein vom
Kölsch in einen Meisterschaftsrausch versetzter Effzeh-Fan die Coaching-Zone stürmt und nach Steffen Baumgarts Schiebermütze verlangt. Danach hält kein Kind mehr Trikotwunsch-Plakate hoch.

Lob, Kritik, Feedback, User-Meinung, Lottozahlen:

    1. Das was Er sagt.

      Früher hat man sich alle Jahre ganz selbstverständlich zum Geburtstag oder zu Weihnachten ein Trikot gewünscht.

      Wäre ich heute Kind, würden meine Eltern mir den Vogel zeigen, wenn ich das auf die Liste schreibe.

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