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Kommentar: Neuhaus-Aus und keiner weiß warum

Arminia Bielefeld entlässt Uwe Neuhaus. So weit, so normal in der Welt des Fußballs. Doch dieser Wechsel sorgt für großes Unverständnis und das nicht nur unter Bielefeld-Anhängern. Unsere Alm-Expertin Eva-Lotta Bohle hat ihre Gedanken zum NeuhAUS sortiert.


Eigentlich wollte ich mich am Sonntag einfach nur darüber ärgern, dass mein Prokrastinationsplan nicht vollständig aufgegangen ist. Stattdessen gab eine Meldung den Startschuss für 24 emotionale und fassungslose Stunden, auf die ich gerne hätte verzichten können: „Uwe Neuhaus vor dem Aus!“ meldete eine Bielefelder Lokalzeitung. Heute ist es offiziell und ich kann es einfach nicht nachvollziehen.

Um zu verstehen, warum die Fans etwas fassungslos sind, ein kleines „was bisher geschah“: Im Dezember 2018 kam Uwe Neuhaus zur Arminia und übernahm den Trainerposten von Jeff Saibene, der in Bielefeld liebevoll als „Jeff le Chef“ bezeichnet wurde und stieß damals auch nicht gerade auf eine Gruppe jubelnder Arminia-Fans, da man Saibene einiges zu verdanken hatte. Neuhaus‘ Verpflichtung erwies sich allerdings als Glücksgriff, er stabilisierte die Arminia, holte zum Ende der Saison sogar noch einen Platz unter den Top10 und schaffte dann mit zehn Punkten Vorsprung den Aufstieg in die Bundesliga. Und das Ganze mit viel Ruhe, einem eher geringen Etat und viel guter Stimmung in der Stadt.

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Am heutigen Montag folgte dann gegen Mittag die Meldung, dass Neuhaus‘ Zeit in Bielefeld endgültig vorbei sei. Das Fragezeichen, dass seit gestern über den Köpfen von Arminia-Fans, aber auch halb Fußballdeutschland hängt, scheint immer größer zu werden. Denn momentan ist Bielefeld keineswegs abgeschlagener Letzter, sondern hat in Theorie und Praxis als 16. – mit einem Spiel weniger – realistische Chancen auf den Klassenerhalt. Obwohl man erst einen Punkt in der Rückrunde sammeln konnte. Auch nach der 0:3-Niederlage in Dortmund am Samstag, waren die Anhänger:innen zwar enttäuscht, eine Abkehr vom Trainer wurde dennoch nicht wirklich gefordert – und das, obwohl es die vierte Niederlage im fünften Rückrundenspiel war. Neuhaus soll wohl bereits vor dem Abstiegsduell gegen Schalke im Dezember auf dem Schleudersitz Platz genommen haben. Danach lief es vor allem defensiv mit fünf Spielen ohne Gegentore ganz gut, in den fünf vergangenen Partien musste man allerdings immer mindestens drei Gegentore in Kauf nehmen. Dennoch: Ich hätte mir persönlich ein wenig mehr Kredit für Neuhaus gewünscht, gerade weil über die Saison hinweg eine Entwicklung zu sehen ist und für Außenstehende, das bisher Geleistete sowohl ein wenig über den Erwartungen steht.

Überrascht sind die Fans außerdem, weil es nicht ganz zu dem passt, was von den Verantwortlichen des Vereins schon vor der Saison immer wieder betont wurde: Der Klassenerhalt wäre gerade in dieser Saison schon ein kleines Wunder, man würde sich nicht unnötig verschulden mit teuren Transfers, die den Klassenerhalt ja nicht garantieren würde. Die Frage, die jetzt im Raum steht: Tut es dann der neue Trainer? Denn finanziell betrachtet, ist das nicht der schlauste Schritt – Uwe Neuhaus hat einen, für beide Ligen gültigen, Vertrag bis 2022. Und als Arminia-Fan sag ich ganz ehrlich: Viel mehr ist aus diesem Kader nicht rauszuholen und das ist auch okay. Davon abgesehen ist das Mittel „neuer Impuls durch Trainerwechsel“ in dieser Saison keins, mit besonders viel Erfolg. Es muss also interne Gründe geben, warum man nicht weiter mit Neuhaus als Trainer arbeiten kann und das hat einen faden Beigeschmack.