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Schiedsrichter-Pfiff zu laut: Amateurspieler erhält Entschädigung

In einem Strafprozess wurde Amateur-Schiedsrichter Pierre Hackler zu einem Schmerzensgeld von 2.500 Euro verurteilt, da er einem Spieler zu laut ins Ohr pfiff. Der Fall sorgte für Diskussionen und warf beim Schuldigen einige Fragen auf.


Wir lieben den Fußball auf ganz unterschiedlichste Weisen. Neben Spannung und Dramatik bietet er auch immer wieder wahre Kuriositäten. So kam es aktuell zur Klärung einer Frage, die gar nicht so ungewöhnlich ist. Muss ein Schiedsrichter im schlimmsten Fall dafür haften, wenn er seine Pfeife zu laut ertönen lässt?

Zumindest nach aktuellem Stand lautet die Antwort: ja! Der Kicker berichtet über einen Fall, der sich 2018 in Wiesbaden zutrug. In einem Spiel der Kreisliga B wollte der Unparteiische Pierre Hackler eine Rudelbildung auflösen. Allerdings war der Pfiff in der unmittelbaren Nähe eines Spielers zu schrill. Der Amateurkicker zeigte den Schiedsrichter wegen Körperverletzung an, da er nachweislich bleibende Schäden am linken Ohr davontrug.

Schiedsrichter muss 2.500 Euro zahlen

Die Brisanz dieses Rechtsstreit schlug früh hohe Wellen. In einem ersten strafrechtlichen Prozess 2020 wurden Hackler 80 Sozialstunden auferlegt, die der Schuldige bereits abgearbeitet hat. Die Verhandlungen wurden im April diesen Jahres aber vor dem Zivilgericht neu aufgenommen. Das Ergebnis war ein Vergleich, der eine Entschädigung von 2.500 Euro an den Betroffenen vorsah.

So hoch war auch die erste Forderung des Anklägers. Erst im Nachhinein erhöhte er seinen Schadensersatz-Anspruch auf 5.000 Euro, was das Gericht aber nicht bewilligte. Hackler dachte zu Beginn an einen anderen Ausgang. „Der Richter hat das ganze zunächst belächelt, da dachte ich, das könnte auf einen Freispruch hinauslaufen. Aber ich hatte das Gefühl, er wollte das ganze Verfahren nicht in die Länge ziehen, also hat er uns einen Vergleich nahegelegt.“

Das Angebot wollte der Schiedsrichter dann aber doch annehmen. „Ich habe das mit meinem Anwalt besprochen, er hat mir hochgerechnet, dass es teuer werden könnte, wenn ich weiter gehe. Also habe ich einfach in den sauren Apfel gebissen.“ Über eine gewisse Ironie ist er sich bewusst: „Das war dann wohl der teuerste Pfiff Deutschlands.“

Hackler nimmt Verband in die Pflicht

Die Entstehung dieses Urteils ist dennoch höchst interessant. „Mir wurde nie wirklich Absicht unterstellt. Aber Vorsatz. Dabei ist doch jeder Pfiff auf dem Platz vorsätzlich“, so Hackler rätselnd. Am vergangenen Wochenende habe sich Bayern-Profi Alphonso Davies nach einem Pfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert auch das Ohr gehalten. „Und, hat er ihn angezeigt? Das ist doch sicher schon 100.000 Mal vorgekommen, aber so einen Fall wie meinen gab es noch nie.“

Dass also er ein geschichtsträchtiges Opfer bringen muss, hat Hackler akzeptiert. Allerdings hätte er sich über die letzten Jahre mehr Unterstützung gewünscht. „Vom Verband kam keine Reaktion. Es wäre doch gut, wenn sie kommen und sagen: Wir stehen zu unseren Schiedsrichtern. Das wollen ja auch alle anderen Schiedsrichter sehen, die am Wochenende wieder überall in Deutschland auf dem Platz stehen werden.“

Dies blieb allerdings aus. Für den Amateur-Schiri selbst hat der Fall übrigens langfristige Konsequenzen. Seit 1997 war Hackler in vielen hunderten Spielen im Einsatz. Das wird sich ändern. „Ich werde künftig nicht mehr pfeifen. Ich würde mich doch total lächerlich machen.“