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Foto: Paul Gärtner
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DFL-Versagen im Schneechaos: Eiskalte Berechnung

Es gibt DFL-Richtlinien für alles mögliche: Für Trikotfarben, für Spielberechtigungen, für Spielfelder und Stadien. Nur an Schneestürme… an die hat irgendwie keiner gedacht. „Erstmal hinfahren!“ ist die Devise für meteorologisch fragwürdige Spieltage, „Wird schon klappen!“ die Taktik der Wahl. Dabei können orangefarbene Spielbälle eben auch nicht alles regeln, findet FUMS-Frostbeule Solveig Haas.


Die DFL ist hervorragend auf Bundesligaspiele unter extremen Wetterbedingungen vorbereitet, da kann man nichts sagen. Es gibt schließlich orangefarbene Bälle und die meisten Stadien haben eine Rasenheizung. Wer wäre man, dass man sich von so ein bisschen weißen Pulver den sorgfältig geplanten Spieltag verderben ließe. So oder so ähnlich muss es letzte Woche geklungen haben, als die Kunde vom Schneesturm – Achtung Wortwitzkracher – hereinschneite.

Schnee? So ein zartes Produkt des Himmels kann dem harten Business doch nicht im Wege stehen. Da packt der Zeugwart die neonfarbenen Bälle ins Ballnetz und los geht’s. Trotz desaströser Wettervorhersage und angekündigten Schneestürmen wollte die DFL die Partie Arminia Bielefeld gegen Werder Bremen am Sonntag unbedingt anpfeifen lassen. Während in Bielefeld noch eine Armee aus Schneeschippern auf die Alm getrieben wurde, die der Rasenheizung von oben Beistand leisten sollten, waren Fans in den Sozialen Medien längst sicher: Da wird heute nichts angepfiffen. So kam es dann auch, die Bremer Mannschaft reiste an und wieder ab, die orangefarbenen Bälle wurden wieder verstaut. Schnee räumen, während es stetig weiter schneit ist – so sagt man hier bei uns „Wasser in den Main getragen!“, also einfach nicht besonders zielführend. Aber wer hätte das ahnen können. Außer dem Wetterbericht.

Woran hatt et jelegen?

An der fehlenden Vorbereitung auf meteorologische Extremfälle kann es nicht gelegen haben. Zwei Tage zuvor hatten schließlich die Frauen des VfL Wolfsburg Turbine Potsdam auf geschlossener Schneedecke besiegt, orangefarbener Ball sei dank. Die klaren Linien suchte man auf dem Feld so vergeblich wie die der DFL. Lag es am Damen- und Herren-Fußball? Nein! Denn die Partie zwischen dem SC Sand und der SGS Essen fiel ebenfalls ins Wasser. Besser gesagt in den Schnee. 450 Kilometer Anfahrt aus Baden-Württemberg bei gefährlichen Verhältnisse – egal! Sehr frühe Vorhersagen dieses Schneechaos? Egal! Also der DFL. Unverantwortlich! Weitere Absagen in der 2. und 3. Liga folgten – auch hier teilweise erst nach der Anreise.

Orange is the new Spielball

Starke und anhaltende Schneefälle. Sie kommen immer so überraschend. Und Fußball ist nun mal ein Spiel der klaren Fakten, da beschäftigt sich niemand gern mit ungelegten Eiern oder ungeschneitem Schnee. In den Statuten steht lediglich, dass eine Partie nicht stattfinden kann (oder abgebrochen werden muss), wenn die Platzverhältnisse ein ordnungsgemäßes Spiel nicht mehr zulassen und die Gesundheit der Spieler gefährdet ist. 450 Kilometer auf vereisten Straßen scheinen da nicht dazu zu zählen. Orangefarbene Bälle, so simpel wie wirkungsvoll sie im Schnee sein mögen, schützen eben nicht vor Verletzungen oder Verkehrsunfällen.

Sie übernehmen keine Reise- und Hotelkosten und sie lindern keine Doppelbelastungen durch Nachholspiele. Ganz ehrlich, liebe DFL: Wenn man unter #Spielabsage auf Twitter mehr Verantwortungsbewusstsein und klarere Aussagen findet als in den offiziellen Pressemitteilungen, dann läuft etwas schief – ungefähr so schief wie ein orangefarbener Ball auf geschlossener Schneedecke.


Von Solveig Haas
(liebt Rasenheizung mehr als Fußbodenheizung, Anm. d. Red.)